Fürstenfeldbruck:Ötzis Lebensgeschichte

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Christian Ausmünster: "Die Rivalen von Breitental - Vom Leben des Ötzi". (Foto: Verlag)

Spannender Roman von Christian Ausmünster

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Was genau ist passiert damals vor etwa 5200 Jahren, hoch oben in den Alpen? An dem Tag, an dem ein Mann wahrscheinlich von einem Angreifer mit einem Pfeil erschossen wurde - der Mann, der vor genau 25 Jahren mumifiziert aufgefunden wurde, und seitdem als "Ötzi" bekannt ist. Weil die Wissenschaft erstaunlich viel, aber doch eben nicht alles rekonstruieren kann, bleibt viel Raum für Spekulationen, der natürlich ausgiebig gefüllt wird. Eine Theorie über das Leben des Mannes erzählt der Germeringer Autor Christian Ausmünster in seinem lesenswerten Roman "Die Rivalen von Breitental - Vom Leben des Ötzi". Wo immer möglich, hält er sich dabei an aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, nicht nur über den Ötzi, sondern auch über Gesellschaft und Technologie.

Dieses von den Forschern vorgegebene Gerüst nutzt Ausmünster und macht daraus eine spannende Geschichte voller Abenteuer und Intrigen rund um ein steinzeitliches Herrschergeschlecht. Der junge Narado, zu Beginn des Roman sgerade einmal "acht oder neun Lenze" alt, soll irgendwann Herrscher von Breitental werden, einem Gebiet zwischen dem Brenner- und dem Flexenpass, in dem auch der Fundort des echten Ötzi liegt. Anhand einer Karte im Buch kann der Leser genau verfolgen, wo die Handlung gerade spielt.

Doch in Narados Leben gibt es eine große Bedrohung: Die Stiefmutter Arane. Denn auch sie hat ein Kind von Edalgo, dem aktuellen Herrscher und Vater Narados. Und natürlich möchte sie wesentlich lieber ihren Sohn als Nachfolger sehen. Das ist aber nur möglich, wenn Narado und am besten auch sein Vater sterben, dem Arane sowieso immer stärker misstraut. Also schmiedet sie Pläne, sucht Verbündete und versucht bei jeder Gelegenheit, Narado zu beseitigen. Doch er überlebt die Anschläge, wird erwachsen, übernimmt die Herrschaft und die Feindschaft wird nun offen ausgetragen.

Immer wieder verknüpft Ausmünster dabei das Leben Narados mit Erkenntnissen über den echten Ötzi. So erfährt der Leser beispielsweise, wie er an das wertvolle Bronzebeil gekommen ist, das komplett erhalten neben der Leiche gefunden wurde. Was die Wissenschaft freilich nicht weiß, ist welch hohen Preis er dafür zahlt und welche Konsequenzen sich daraus entwickeln. Es sind diese wie nebenbei eingewobenen Verknüpfungen zwischen Realität und Fiktion, die den Roman so authentisch und spannend machen. Zwar ist klar, dass diese Ideen des Autors pure Spekulation sind, aber er beschreibt alles so stringent und detailreich, dass man absolut geneigt ist, seinen Ausführungen zu glauben.

Dass sich Ausmünster bestens mit der Zeit, über die er schreibt, auskennt, hat er bereits vor zwei Jahren mit seinem ersten Roman "Drei Bären" bewiesen, einem steinzeitlichen Abenteuerroman vor allem für jugendliche Leser. Mit "Die Rivalen von Breitental" richtet er sich nun an alle Lesergruppen. Denn der Roman bietet einiges: Abenteuer, den Prozess des Erwachsenwerdens samt Initiationsritual und Abgrenzung vom Vater, eine tragische Liebesgeschichte, detaillierte Beschreibungen der Gesellschafts- und Machtverhältnisse, das Auftauchen neuer Technologien, Kämpfe, Verschwörungen, spannende Wendungen und Krimielemente.

Nur eines erfährt der Leser - noch - nicht: Wie Narado schließlich umkommt: Verliert er den Kampf gegen die Stiefmutter oder ist es ein anderer Feind, dem er unterliegt. Allerdings wird Aumünster dieses Geheimnis im zweiten Band der Geschichte, "Die Verschwörung von Breitental" enthüllen. Und die gute Nachricht für alle Leser ist, dass sie nicht lange darauf warten müssen, denn die Veröffentlichung ist bereits für die nächsten Wochen angekündigt.

Aber schon der erste Teil, "Die Rivalen von Breitental" ist spannendes Lesevergnügen, Ausmünsters angenehmer Schreibstil trägt den Leser schnell durch die gut 300 Seiten. Ein umfangreicher Anhang, der über wissenschaftliche Zusammenhänge informiert und Begriffe erklärt, erleichtert die Lektüre zusätzlich.

© SZ vom 07.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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