Fürstenfeldbruck:Öffnung auf Raten

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Weil die Inzidenz stabil unter 100 bleibt, dürfen Hotels, Campingplätze sowie Fitnessstudios wieder den Betrieb aufnehmen. Doch die Lockerungen kommen für viele zu kurzfristig und sind kompliziert in der Umsetzung

Von Heike A. Batzer, StefanSalger und Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Die Wasserrutsche in der Amperoase wird noch nicht am Freitag öffnen. (Foto: Günther Reger)

Rechtzeitig zu Beginn der Pfingstferien soll der Tourismus im Landkreis wieder anlaufen, die Fitnessstudios können wieder öffnen, und auch Sport- und Kulturveranstaltungen mit bis zu 250 Zuschauern sollen wieder möglich sein. Voraussetzung ist aber, dass die Inzidenz unter 100 bleibt und alles nach den Aha-Regeln abläuft. Doch gerade diese Rahmenbedingungen machen es zum Beispiel den Beherbergungsbetrieben nicht leicht, den Betrieb wieder aufzunehmen.

Hotel

"Es ist so kompliziert", sagt Christine Dersch, die Geschäftsführerin des Drei-Sterne-Superior-Hotels Mayer in Germering. In den zurückliegenden Monaten durften nur Geschäftsreisende im Hotel übernachten, aber auch deren Zahl sei gering gewesen. Nun, da auch Touristen wieder bei ihr übernachten dürfen, kommen zwar die ersten Buchungen, "aber spärlich", wie Dersch berichtet. Gäste müssen einen Test vorlegen oder nachweisen, dass sie geimpft oder genesen sind. Abstand halten, Maske tragen - das alles muss kontrolliert werden. Zwar hat Germering touristisch wenig zu bieten, aber im Hotel Mayer dürfen die Gäste das Hallenbad wieder benutzen. "Das mögen vor allem Familien mit Kindern, die lange nicht schwimmen durften." Auch Essen im Lokal innerhalb des Hotels sei für Hotelgäste möglich, für alle anderen Gäste dürfe der Wirt des Restaurants Mythos nur draußen decken.

Fitnessstudio

Verwirrung gab es zunächst um die Fitnessstudios: Sind sie nun Sport oder Freizeit? Die Staatsregierung sendete unterschiedliche Signale. So öffnete das Hardy's seine Studios im Landkreis Landsberg gemäß der niedrigen Inzidenz dort, um dann wieder schließen zu müssen. "Und eine Viertelstunde später sagt der Söder, wir sind doch Sport", erinnert sich Geschäftsführerin Anna Klinke an die Turbulenzen der vergangenen Tage. Von diesem Freitag an dürfen Fitnessstudios wie die beiden Hardy's am Viehmarktplatz und in der Hasenheide in Fürstenfeldbruck wieder aufsperren. Zutritt bekommt, wer doppelt geimpft, genesen oder negativ getestet ist. Weil jeder Sportler grundsätzlich am Eingang eincheckt, haben die Studios stets den Überblick über die Zahl derer, die gerade trainieren. Eine Teststation wurde auf dem Parkplatz an der Ludwigstraße eingerichtet. Klinke berichtet vom positiven Zuspruch der Mitglieder, die in Greifenberg und Landsberg bereits trainierten: Es habe ihnen einfach gut getan. Während der Schließung wurden die Mitgliedsbeiträge weiter abgebucht. Klinke ist sich dessen bewusst, dass "uns das wahnsinnig geholfen hat zur Wahrung der Liquidität". Die Mitglieder können diese Zeit beitragsfrei anhängen.

Freibad

Heute wird entschieden - und morgen geöffnet. Schön wär's. Aber bei Freibädern funktioniert das nicht. Und deshalb schwankt die Stimmung bei den Bäderchefs im Landkreis zwischen Freude und Ärger. Einerseits freut man sich, dass man wieder öffnen dürfte - zwischen Inzidenz 50 und 100 ist neben der Terminbuchung ein negativer Corona-Test oder ein Nachweis der Impfung oder Genesung sowie ein Personalausweis vorzulegen, bei einer stabilen Inzidenz unter 50 entfällt die Pflicht. Andererseits ärgern sich die Einrichtungen, dass Söders Verordnung erst am Mittwoch veröffentlicht wurde. "Dieses Hopplahopp von jetzt auf gleich funktioniert nicht", heißt es. Denn Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, Bäder noch nicht startklar, Badegäste nicht informiert. Sowohl in Germering als auch in Mammendorf ist nur eines sicher: dass am Freitag noch nicht geöffnet ist. Wann es losgeht, das wird derzeit geprüft, heißt es. Geschlossen bleibt am Freitag auch die Brucker Amperoase. Immerhin gibt es bereits einen Öffnungstermin: den nächsten Donnerstag um 8 Uhr. "Die Außenanlagen sowie das 50-Meter-Sportbecken sind vorbereitet, die Wassertemperatur liegt aktuell bei 23 Grad", so Bäderleiter Alexander Isenmann. Nach der Öffnung dürfen maximal 600 Gäste rein, die 1,50 Meter Abstand wahren und im Zugangs-, Kassen- und Umkleidebereich Mundschutz tragen müssen.

Camping

Stellplätze für Wohnmobile werden von Freitag an noch nicht zur Verfügung stehen, obwohl die Regelungen es zuließen (Foto: Günther Reger)

Wohnmobilisten, von denen es immer mehr gibt, wissen, wo sie in Fürstenfeldbruck ihr Fahrzeug gut abstellen können. Auf einem Platz unweit der Amperoase stehen neun Stellplätze zur Verfügung. Ganz nah ist auch die Hauptattraktion der Kreisstadt, Fürstenfeld, und die Aufenthaltsdauer beträgt mit maximal sieben Tagen mehr als für eine Städtereise nötig ist. Doch noch sind die Stellplätze nicht verfügbar. Das hat vor allem mit der Ausstattung zu tun. Weil die eigentlich autarken Wohnmobil-Fahrer die Möglichkeit haben, Schmutzwasser zu entsorgen und sich mit frischen Wasser zu versorgen, stuft die Regierung von Oberbayern das Gelände an der Klosterstraße als Campingplatz ein. Und damit gelte die Stadt als Beherbergungsbetrieb, wie Claudia Metzner vom Stadtmarketing erklärt. Mit allen Konsequenzen, denn die Stadt müsste an dem 24 Stunden zugänglichen Stellplatz einen Sicherheitsdienst beauftragen, der Kontrollpflicht nachzukommen. Ob die Stadt dafür Geld in die Hand nimmt, ist noch nicht entschieden. Derweil könnten Wohnmobilisten den Parkplatz am Pucher Meer ansteuern, wo fünf Plätze für sie zur Verfügung stehen. Übernachten sei dort gegen Gebühr möglich, sagt Metzner, weil es weder Ver- noch Entsorgungsstationen gebe.

Chor

Die Chöre haben vielerorts versucht, die Corona-Zeit, in der sie nicht zusammenkommen durften, über Video zu überbrücken. Andreas Obermayer, Leiter des Philharmonischen Chores Fürstenfeld, hat dann Audiofiles an seine Sängerinnen und Sänger verschickt und später ihre Gesangsaufnahmen am Computer zu einem Ganzen zusammengefügt. Seit Ende Januar bietet er Online-Proben an, bei denen er am Klavier sitzt und die Stücke einzuüben versucht. Seine Sänger, die über Videokonferenz zugeschaltet sind, hört er dabei nicht. Es gehe vor allem darum, "sich mal zu sehen und in Kontakt zu bleiben", sagt Obermayer. Im vorigen Sommer, als die Chöre zwischen den Lockdowns für ein paar Monate auf Abstand proben durften, bereitete sich der Philharmonische Chor auf ein Herbstkonzert vor, doch nur vier Tage davor, erzählt Obermayer, habe man das Singen erneut einstellen müssen. Das ist jetzt ein halbes Jahr her. "Sobald wir dürfen", sagt der Chorleiter, werde man in kleinen Gruppen und mit Hygienekonzept wieder Präsenzproben veranstalten. Proben von Laienmusikern sind im Landkreis von Freitag an mit bis zu zehn Personen (einschließlich Dirigent oder Ensembleleiter) in Innenräumen und 20 Personen im Freien erlaubt. Sie müssen vollständig geimpft, genesen oder negativ getestet sein.

© SZ vom 21.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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