Stellung beziehen und das Notwendige vom Nebensächlichen trennen. Mit diesem Thema im Gepäck sind neun Künstler aus ganz Deutschland nach Fürstenfeldbruck gekommen. "Essentials" heißt die Gruppe um die Berliner Künstlerin Sati Zech, die nun unter dem Titel "Essentials... oder das Auge schläft, bis es der Geist mit einer Frage weckt", ihre Werke im Haus 10 ausstellt.
Notwendig für das menschliche Zusammenleben ist ganz sicher auch die Architektur. Deshalb beschäftigt sich Nina Zeilhofer genau damit. In einer Installation zeigt sie mehrere kleine Häuser. Alle sehen sich ähnlich, sind ungefähr gleich groß. Nur die Materialien unterscheiden sich: Wachs, Plastik, Gips, Beton. Die Gleichförmigkeit wirkt wie eine Kritik an einer immer eintönigeren Reihenhaus-Ästhetik, während die verschiedenen Materialien zur Diversität aufrufen. Dazu kommt, dass zwei Häuser auf verschiedenen Höhen über der Installation angebracht sind. Sie streben zum Himmel, fordern zum Träumen und zu mehr Fantasie auf.
Bewahrung und Ordnung sind die Themen, die Felicitas Hoess-Knahl mit einer Serie von drei Schaukästen behandelt. Im linken von ihnen herrscht völlige Unordnung. Unzählige vertrocknete Blütenblätter liegen dort nebeneinander, ihre Schönheit ist noch zu erkennen, die Farben erhalten. Und doch sind sie eigentlich nicht mehr zu gebrauchen. Doch Hoess-Knahl nimmt sich ihrer an, rettet sie, gibt ihnen die Schönheit zurück. Im zweiten Schaukasten ist die Ordnung zumindest teilweise wieder hergestellt. Einzelne Blüten liegen dort verpackt nebenander. Mit Draht sind sie verbunden, trotz der Trennung zu etwas Ganzem. Und im dritten Schaukasten ist die Ordnung perfekt. Wie in einer Schmetterlingssammlung sind die Blütenblätter aufgespießt, und in feinsäuberlichen Abständen aufgestellt.
Eine bestickte Rettungsweste von Petra Steeger weckt verschiedene Assoziationen. Natürlich erinnert sie an Ai Wei Weis Berliner Installationen, mit denen er im Jahr 2016 auf das Flüchtlingsthema aufmerksam gemacht hat. Die Weste steht aber auch für Sicherheit und Rettung, einen Ausweg aus einer lebensbedrohlichen Situation.
Einen Ausflug ins Wunderland unternimmt Christa Nothtroff. Wie in einer der Teerunden aus Carrolls Roman hat sie auf einem Tischchen mehrere Tassen in chaotischer Formation aufgestellt. Diese, die Unterteller und große Kuchenteller sind mit Texten aus dem Roman beschrieben. Um den Tisch herum hängen Bildern mit Gedanken der Künstlern, wie: "Du musst die Augen schließen, sonst siehst du gar nichts". Diese Szenerie voller Skurrilitäten und Poesie fordert den Betrachter geradezu dazu auf, sich auf sich selbst zu besinnen, einen Monat mit den Gedanken alleine zu sein und der Fantasie freien Lauf zu lassen, inspiriert von Carrolls Worten - das Nebensächliche ausblenden und sich aufs eigentlich Notwendige konzentrieren also, ganz getreu dem Ausstellungsthema.
Als Besucher spürt man in den Räumen schnell, dass die Künstler, neben den genannten noch Helmut Aichele, Matthias Neuthinger, Bettina Paschke, Christine Reiter, Mona Weiskopf und die Lehrerin Sati Zech, regelmäßig gemeinsam ausstellen und gut miteinander harmonieren. Kein Künstler oder Werk drängt sich in den Mittelpunkt, vielmehr geht es um eine harmonische Gesamtschau. Zech, die an der Berliner Kunstakademie studiert hat und als Dozentin an mehreren Hochschulen gearbeitet hat, scheint bei der Arbeit mit der Gruppe gleichsam auf die Entwicklung der einzelnen Mitglieder und auf die Zusammenarbeit wert zu legen - das Ergebnis ist sehenswert.
Ausstellung "Essentials...", Haus 10 in Fürstenfeldbruck, Eröffnung am Freitag, 12. Oktober, von 19.30 Uhr an. Danach zu sehen bis zum 28. Oktober, jeweils freitags von 16 bis 18 Uhr und samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr