Fürstenfeldbruck:Nichts gegen Männer

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Ein-Personen-Stück: Christina Schmiedel spielt Petra Winterstellers "Frauenquote". (Foto: Privat)

Premiere von "Frauenquote" an der Neuen Bühne

Von Valentina Finger, Fürstenfeldbruck

Wie es ist, als Frau nach der Babypause nicht mehr ins Arbeitsleben zurückzufinden, weiß Petra Wintersteller nur zu gut. Als sie mit 20 Jahren ihre Schauspielausbildung abschloss, arbeitete sie ein paar Jahre an verschiedenen Theaterhäusern. Dann wurde sie schwanger. "Der schönste Unfall meines Lebens", sagt die heute 43-Jährige rückblickend. Obwohl sie im Anschluss weiterhin gelegentlich spielte und den Kontakt zu ihrem erlernten Beruf nie ganz verlor, hangelte sie sich als alleinerziehende Mutter bald von einem Halbtagsjob zum anderen. "Ich kenne das von vielen Frauen: Man dreht noch eine Runde, nimmt noch einen Job an, der einen nicht glücklich macht, bis man sich traut, es mit der Selbständigkeit zu versuchen", sagt sie.

Seit mehr als zehn Jahren ist Wintersteller wieder als Schauspielerin, aber auch als Regisseurin und Theaterautorin tätig und betreibt seit 2010 ihre eigene Theaterproduktion. Ihr neues, mittlerweile zehntes eigenes Stück "Frauenquote", das an diesem Sonntag an der Neuen Bühne Bruck Premiere hat, handelt von dem ihr bekannten Prozess der beruflichen und, damit verbunden, auch der emotionalen Selbstverwirklichung einer Frau. Eigentlich sollte es im März zum Weltfrauentag uraufgeführt werden. Doch da sich Christina Schmiedel, die in dem Ein-Personen-Stück die Ex-Hebamme Marianne spielt, den Fuß gebrochen hatte, musste die Premiere verschoben werden.

Eine andere Darstellerin kam für Wintersteller nie in Frage. Mehrmals hatte sie Schmiedel spielen gesehen und war begeistert von ihrem Humor, ihrer Menschlichkeit und ihrem Bezug zum Publikum. "Bei Ein-Personen-Stücken hilft es mir, zu wissen, für wen ich das schreibe - und ich wollte ein Stück für Tina Schmiedel schreiben", sagt sie. Schmiedel war es auch, die den Kontakt zum Neue-Bühne-Intendanten Harald Molocher herstellte. Der wünschte sich zunächst ein Kabarettprogramm. Weil sie wusste, dass ihr das nicht liegen würde, lehnte Wintersteller ab. Doch als sie vorschlug, Schmiedel, die zu den Stammdarstellern an der Neuen Bühne gehört, stattdessen ein Stück auf den Leib zu schreiben und dabei auch Regie zu führen, ließ er ihr freie Hand.

"Wir starten keine Revolution", sagt Wintersteller. "Wir zeigen nur eine Frau, die wegen ihres Dialekts und ihrer Mutterrolle erst mal belächelt wird, aber am Ende ihren Weg geht." Die Handlung spielt sich im Wartezimmer der Agentur für Arbeit ab. Während sie wartet, erzählt Marianne aus ihrem Leben, von ihrer Zeit als Hebamme und wie sie den Job aufgab, um Mutter zu sein, von ihrem Mann Berni und auch von unschönen Begegnungen mit Männern zuvor.

Etwas Feminismus steckt drin, sagt die Autorin. Aber auch, wenn Marianne emanzipiert sei, sei sie keine Emanze im negativen Sinne. "Es ist kein Anti-Männer-Theater oder ein Alice-Schwarzer-Stück", sagt Wintersteller, die in ihren Texten oft über Frauen schreibt, dabei aber immer zwischenmenschliche Beziehungen in den Vordergrund stellt. Es gehe ihr schließlich nicht darum, etwas gegen Männer, sondern etwas für Frauen zu schreiben - das als Theatererfahrung aber ebenso an männliche Zuschauer gerichtet ist.

Premiere von "Frauenquote" ist am Sonntag, 15. September, um 20 Uhr an der Neuen Bühne Bruck. Weitere Aufführungen am 21., 22., 27. und 29. September sowie im Oktober; Karten unter 08141/18589.

© SZ vom 12.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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