Fürstenfeldbruck:Nicht "aufwärtskompatibel"

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Von einem baldigen Ausbau könnten sowohl S-Bahnen als auch Regionalzüge profitieren. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Verkehrsforum kritisiert Pläne zum S4-Ausbau und wirft der CSU eine "Falschaussage" vor

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die aktuelle Planung zum S 4-Ausbau sei nicht aufwärtskompatibel, warnt Thomas Brückner vom Brucker Verkehrsforum. Dieser liege ein dreigleisiger Ausbau bis Eichenau zugrunde, der für die Region nicht ausreiche. Im Februar hatten CSU und FW im Landtag einen Antrag der Grünen vertagt, diese Pläne zugunsten eines viergleisigen Ausbaus zu stoppen. Hintergrund ist, dass das Verkehrsministerium seit geraumer Zeit behauptet, man können jederzeit ein viertes Gleis ergänzen, vorher hatte das Ministerium jahrelang das Gegenteil behauptet.

Brückner, der Architekt und Planer ist, berichtet, er habe zusammen mit dem Bündnis "S 4-Ausbau jetzt" die Planung der Bahn einsehen können. Sein Fazit lautet: "Es gibt keine Aufwärtskompatibilität dieser Planung. Mit dem Bau der drei Gleise wird ein Zustand fest zementiert, der sich in den folgenden 50 Jahren nicht mehr ändern wird." Die neuen Bahnhöfe, Brücken und Unterführungen für den dreigleisigen Ausbau müssten wieder abgerissen werden. Mit der "Falschaussage" von der Aufwärtskompatibilität würden Politiker von CSU und FW, einschließlich dem Landrat "an der Nase herumgeführt".

"Genau das ist, was wir gerade versuchen zu verhindern", erklärte der Landtagsabgeordnete Benjamin Miskowitsch (CSU). Das Verkehrsministerium meine mit Aufwärtskompatibilität, dass ein viertes Gleis grundsätzlich möglich ist, weil etwa ein Korridor freigehalten werde. "Das ist aber nicht dass, was wir wollen. Wir wollen natürlich, dass Kunstbauten wie Brücken bereits auf ein viertes Gleis ausgelegt sind", betonte er. Dem stehe das Verbot der Vorratsplanung im Planfeststellungsrecht entgegen. "Diesen gordischen Knoten versuchen wir seit Monaten zu lösen, bis hinein ins Bundesministerium", sagte Miskowitsch. Die Machbarkeitsstudie für vier Gleise, die von der politischen Konkurrenz belächelt werden, sei "ein Baustein auf dem Weg zur Lösung"

Sein Kollege Martin Runge (Grüne) wartet indes weiter auf eine Antwort aus dem Verkehrsministerium auf seine Frage, ob neue Bauwerke wieder abgerissen werden müssten, sollte später ein viertes Gleis verlegt werden. Er will außerdem wissen, ob Bahn oder Freistaat Grundstücke verkauft haben, die für vier Gleise gebraucht würden. Die Anfrage hatte Runge am 25. November gestellt, sie müsste nach der Geschäftsordnung des Landtages innerhalb von vier Wochen beantwortet werden. Stattdessen hat das Ministerium dreimal um Aufschub gebeten.

Der SPD-Landratskandidat Christoph Maier hat CSU und Freien Wählern vorgeworfen, in Sachen Bahn nichts für die Bürger erreicht zu haben. In Anspielung auf dessen Wahlslogan von 2014, "weil die Ergebnisse zählen", bezeichnete er Landrat Thomas Karmasin (CSU) als "Ausredenkönig", der in 24 Jahren "objektiv nichts erreicht hat". Die Freien würden seit Jahren im Kreistag zusammen mit der CSU den Ton angeben und auch seit zwei Jahren im Landtag in einer Koalition mitregieren und hätten für die S-Bahn ebenfalls nichts bewegt. Die Ursache sieht der SPD-Politiker darin, dass die konservativen Parteien "gut geführt von der Autolobby" mit öffentlicher Mobilität "nicht viel am Hut" hätten.

Maier wies die Kritik zurück, seine Forderung nach vier Gleisen bis Geltendorf könnte jeglichen Ausbau blockieren. Ein solcher Ausbau sei ebenso notwendig wie neue Tangentialverbindungen, Linienverstärkungen und Seilbahnen oder Tramlinien, etwa von Germering über Freiham nach Pasing oder von Bruck über Maisach nach Dachau. Er fordert zudem ein 365-Euro-Jahresticket für alle und einen ÖPNV zum Nulltarif für Kinder und Jugendliche, finanziert als Modellregion im Rahmen des Klimaschutzpakets.

© SZ vom 12.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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