Fürstenfeldbruck: Neujahrsempfang mit Nachspiel

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Da ist die Welt noch einigermaßen in Ordnung: Erich Raff (links) und Christian Götz (rechts) beim Neujahrsempfang vor zwei Jahren. (Foto: Carmen Voxbrunner)

BBV kritisiert den Oberbürgermeister dafür, erst seinen Vize abblitzen zu lassen und dann nicht die Wahrheit zu sagen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Äußerungen von Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) am dritten Donnerstag im Januar sind noch in guter Erinnerung. Beim Neujahrsempfang der Stadt plädiert er dafür, man möge doch auch im Stadtrat mehr miteinander reden und darauf verzichten, dem politschen Gegner "hemmungslos eine Breitseite zu verpassen". Ziemlich genau das werfen die politischen Gegner nun freilich Raff vor. Sie kreiden dem Oberbürgermeister zudem an, den fast 250 geladenen Gästen im Stadtsaal schlicht die Unwahrheit gesagt zu haben. Es geht darum, dass Raff den Eindruck erweckte, seine Stellvertreter hätten an diesem Abend nicht kommen können, um ihn bei den Ehrungen zu unterstützen. Deshalb bittet er dafür den "Alterspräsidenten" Franz Neuhierl (Freie Wähler) auf die Bühne. Bei den beiden Männern stimmt die Chemie.

Dass es mit der Chemie an anderen Stellen nicht so weit her ist, wird im Stadtrat deutlich. BBV-Fraktionsvorsitzender Tommy Beer nutzt die Haushaltdebatte am darauf folgenden Dienstag für einen Seitenhieb, der so gar nichts mit Verschuldung oder Schlüsselzuweisungen zu tun hat. Wie es sein könne, fragt er, dass Raff für mehr Miteinander werbe und dann den Zweiten Bürgermeister übergehe. Und der BBV-Stadtratskollege habe sehr wohl angefragt wegen des Neujahrsempfangs. Der "guten Stimmung" sei so etwas doch abträglich.

Erich Raff will sich gegenüber der SZ am Freitag nicht zu Details äußern. Nur soviel: "Ich habe niemanden ausgeladen." Dass sich Götz in der Tat "angeboten" habe, räumt er auf Nachfrage ein. Aber er habe das eben so entschieden. "Mehr möchte ich dazu nicht sagen", sagt der Oberbürgermeister. Es bleibt also auch offen, ob er den Gästen der Feier bewusst die Unwahrheit gesagt hat.

Das Verhältnis Raffs zu Götz galt lange als ziemlich intakt - anders als das zur kritisch eingestellten Dritten Bürgermeisterin Karin Geißler von den Grünen. Dass da etwas abgekühlt ist, belegt auch der Umstand, dass Raff seinen Vize offenbar auch nicht mehr zum anstehenden Pressegespräch im Rathaus eingeladen hat.

Wie aber war das nun mit dem Neujahrsempfang? Christian Götz will aus der Sache "keine große Affäre" machen. Aber man merkt, dass ihm jene "Sache" doch ordentlich stinkt. Da spiele halt der Wahlkampf rein. Götz hatte vor zwei Jahren die Laudatien verlesen, während Raff die geehrten Brucker auf der Bühne empfing. Es habe positives Feedback gegeben. Götz: "Den Leuten hat's anscheinend gefallen." Nachdem man wegen Terminüberschneidungen den Empfang 2019 kurzfristig in den Churfürstensaal verlegen musste, habe Raff es wegen der dortigen Bedingungen für sinnvoller eracht, die Ehrungen allein vorzunehmen. Lange vor dem diesjährigen Empfang habe er dann angeboten, im Stadtsaal die Auszeichnungen wieder mit Raff gemeinsam vorzunehmen. Dies habe der OB abgelehnt. "Dann bin ich halt an dem Abend ins Lichtspielhaus gegangen und habe über die Bedeutung des Waldes mitdiskutiert. Da hab' ich mich wenigstens willkommen gefühlt." Im Lichtspielhaus war auch Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler. Neujahrsempfang? "Da wurde ich nie gefragt."

© SZ vom 03.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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