Fürstenfeldbruck:Neugieriger Trompeter

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Täglich übt Nikolaus auf einem Leihinstrument. Am liebsten hätte er eine eigene Trompete - in grün. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der elfjährige Nikolaus wünscht sich ein eigenes Instrument

Von "Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Noch einmal holt Nikolaus tief Luft. Dann setzt er das Instrument an seine Lippen, bläht die Backen und legt los. Ein wenig aufgeregt zeigt er dem Besucher, was er bereits mit seiner Trompete leisten kann. Seit gerade einmal eineinhalb Jahren nimmt er nun Unterricht für dieses nicht einfach zu erlernende Instrument. Und trotzdem kann er bereits erste Melodien spielen, durfte sogar schon ein paar Mal zusammen mit den Musikern der Gnadenkirche auftreten, im Gottesdienst, auf dem Weihnachtsmarkt, im Seniorenheim, wie er stolz berichtet. Der Musikunterricht macht ihm viel Spaß und lässt ihn geradezu aufblühen. Das einzige Problem: Er braucht dringend eine eigene Trompete, weil er bisher nur auf einem alten Leihinstrument spielen kann. Seine Mutter wollte ihm diesen Wunsch nun zu Weihnachten unbedingt erfüllen. Doch dann kam vor wenigen Wochen der Schock: die Kündigung vom Arbeitgeber. An teure Anschaffungen braucht die Familie vorerst überhaupt nicht mehr zu denken. Der Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung möchte Nikolaus deshalb dabei unterstützen, seinen Traum von der eigenen Trompete zu erfüllen.

Der Elfjährige besucht das Förderzentrum der Brucker Pestalozzi-Schule; weil es bei ihm mit dem Schreiben und Lesen noch nicht ganz so gut klappt wie bei Gleichaltrigen. Dafür sagt er Sätze, die man so höchstens von Erwachsenen erwartet. Etwa wenn er erzählt, wie er beim Einkaufen seine Mutter immer wieder ermahnt, keine Süßigkeiten zu kaufen. "Es ist doch viel besser, auf etwas Großes zu sparen, statt immer viele kleine Sachen zu kaufen". Oder wenn er über seinen Berufswunsch spricht. Denn Nikolaus ist sich bereits sicher, dass er einmal Schreiner werden will. Sein großes Vorbild ist der Uropa, der Tischler war und von dem er einige Werkzeuge geerbt hat. Nach dem Qualifizierenden Hauptschulabschluss will Nikolaus unbedingt noch die Mittlere Reife ablegen, obwohl er sie für seine Wunschausbildung gar nicht unbedingt braucht. "Aber vielleicht kommen später ja mal schlechte Zeiten, da hilft der Abschluss bestimmt", erklärt er.

Der Elfjährige ist ein außergewöhnlich aufgewecktes und wissbegieriges Kind. Er gehe wirklich sehr gerne in die Schule, weil man dort jeden Tag etwas Neues lernen kann. Im Griechenlandurlaub, erzählt er mit strahlenden Augen, habe er einmal zwei Tage bei einem netten einheimischen Schreiner mitarbeiten dürfen. "Soll ich mal zeigen, was ich da gemacht habe?", fragt er, springt auf und verschwindet nach oben in sein Zimmer. Wenige Augenblicke später taucht er mit zwei schönen Teelichtern aus Holz auf. Und dann reicht es ihm erst einmal mit dem Beantworten von Fragen. Viel mehr interessiert es ihn, selbst welche an seine Besucher zu stellen. "Wie lange dauert es eigentlich, so einen Text für die Zeitung zu schreiben?" Konzentriert hört er zu und wendet er sich dann direkt an die Fotografin, um sie über ihren Beruf auszufragen.

Etwas will er aber doch noch los werden. Sein kleiner Bruder Martin habe auch zwei große Leidenschaften: das Tanzen und Gesellschaftsspiele. Der Neunjährige besucht auch die Pestalozzi-Schule, er ist in der sprachlichen Entwicklung etwa drei Jahre hinter seinen Altersgenossen zurück. "Martin ist zwar ein schlechter Verlierer, aber ich spiele trotzdem gerne mit ihm. Er würde sich bestimmt sehr freuen, wenn er zu Weihnachten ein neues Spiel bekommt.

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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