Fürstenfeldbruck:Neuer Hybridbau für Flüchtlinge

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Begehrt: Viele Flüchtlinge aus der Containeranlage nebenan würden gerne in den Neubau für Asylbewerber in der Hasenheide umziehen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Einige Bürger besichtigen die neue Unterkunft des Landratsamtes. Dort ziehen 108 statt wie geplant 78 Personen ein

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Es ist nicht die übliche Unterkunft für Flüchtlinge, die am Brucker Hardtanger errichtet wurde. Das neue zweistöckige Gebäude wirkt von außen wie ein funktionales Bürohaus. Ehe 108 Asylbewerber von der Erstaufnahmeeinrichtung im Fliegerhorst in etwa einer Woche in den Bau einziehen werden, bekamen die Brucker nun vom Hausherrn, dem Landratsamt, die Gelegenheit zur Hausbesichtigung. Es gab nicht gerade einen Massenansturm, aber einige Bürger kamen doch, um die Unterkunft zu besichtigen.

Das Gebäude ist in elf Monaten Bauzeit entstanden. Es steht auf einer Bodenplatte und ist nicht unterkellert. "So werden auch Schulen gebaut", klärte Architekt Ferdinand Krissmayr aus Dachau auf. Er sprach von "Hybridbauweise", einer "Mischung aus Massivbau und Trockenbau", weil die Wände aus Gipskarton sind. Krissmayr erklärte, dass die geschätzten Kosten von 3,050 Millionen um 150 000 Euro unterschritten worden sind. Statt der bisher geplanten 78 Personen sollen im dem Neubau 108 Personen untergebracht werden. Matthias Heiß, Mitarbeiter im Bereich Hoch- und Tiefbau im Landratsamt, der die Besucher im Gebäude herumführte, nannte das "verdichten". Die zukünftigen Bewohner werden in Doppelzimmern und Familienzimmern für vier Personen untergebracht. Eingerichtet sind die Räume mit Stockbetten, einem Tisch mit Stühlen und den üblichen Metallschränken, in die kein Kleiderbügel passt. Ziemlich makaber wirkt die Aufschrift "Star Wars" auf der eingepackten Bettwäsche, die auf den Matratzen liegt. Zudem sind Kriegsbilder auf der Packung aufgedruckt.

An den Türen der vielen Zimmer heften beschriebene Zettel. Auf ihnen steht die Funktion der Räume. Es gibt Zimmer für "Hausaufgaben" oder ein "Krankenzimmer" mit Zugang zu einem "Ärztezimmer". Auf jeder Etage gibt es drei Küchen mit Sitzgelegenheiten. Die Aufenthaltsräume haben Zugang zum Garten. Waschräume mit Duschen sind für Frauen und Männer vorhanden. Des weiteren ein Raum mit mehreren neuen Waschmaschinen. "Luxus ist das nicht. Das ist ein zweckmäßiger Bau", sagte Josefine Stadlmayer, die sich die Unterkunft mit ihrem Mann anschaute. Die Einrichtung der Zimmer bezeichnete sie als "spartanisch". Ein anderer Besucher sah das genauso. Er rechnete aber auch damit, dass noch weitere Unterkünfte gebaut werden müssten. Ein weiterer Besucher fand die Ausstattung ebenfalls nicht gerade luxuriös. "Wir sollten jedoch unsere eigenen Bedürftigen auch nicht aus dem Fokus verlieren", merkte er aber auch an. "Stellt das das richtige Verhältnis zu den Menschen her, die bei uns arm sind?", fragte er in die Runde. Antworten gaben die Umstehenden nicht.

Die benachbarte Containeranlage soll von dem Neubau abgelöst werden, aber für eine Übergangszeit von acht Wochen, so die Vereinbarung des Landratsamtes mit der Stadt Fürstenfeldbruck noch stehen bleiben. Möglicherweise vielleicht noch länger. Martina Drechsler (CSU), die stellvertretende Landrätin, deutete an, dass die Containeranlage noch für einen "Zeitraum darüber hinaus" benötigt werde. Entsprechende Verhandlungen werden wohl mit der Stadt stattfinden.

Lidiya Grubmüller von der Asylsozialberatung der Caritas kam mit einer Mutter aus Bosnien ins neue Gebäude. Die Familie habe vier Kinder und wohne in der benachbarten Containeranlage für Asylbewerber. "Sie würde gerne hierher umziehen", sagte Grubmüller. Die Familie sei besonders hart betroffen, weil der 41-jährige Vater mit Krebs im Krankenhaus liege. "Härtefälle sollten umziehen können", forderte Philipp Heimerl. Der SPD-Stadtrat schaute sich ebenfalls die neue Einrichtung und fand die Ausstattung "gut und angemessen". Viele der 68 Personen, die seit langem in der Nachbarunterkunft wohnen, die seit drei Jahren im Betrieb ist, würden gerne umziehen. Ein Umzug ist jedoch nicht vorgesehen, wie Jimmy Liu vom Landratsamt bestätigte. Er ist dort für Personenstands- und Ausländerwesen, sowie für Immobilienakquise zuständig. Die 108 Personen, die hier einziehen werden, kommen direkt von der Erstaufnahmeeinrichtung. Die Entscheidung, welche Personen einziehen, trifft das Landratsamt. Drechsler: "Wahrscheinlich gibt es da kein Wunschkonzert."

© SZ vom 07.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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