Fürstenfeldbruck:Neue und späte Hippies beim Flower-Power-Picknick

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Katrin (von links) und Gerd sowie Mit-Veranstalterin Gloria Heep beim Picknick auf der Waaghäuslwiese. (Foto: Günther Reger)

Die Veranstalter haben Glück mit dem Wetter, doch wegen der Vorhersagen kommen etwas weniger Besucher als im vorigen Jahr

Von Valentina Finger, Fürstenfeldbruck

Fünf Teenagerinnen überqueren die Straße zum Kloster Fürstenfeld. Sie tragen große Sonnenbrillen, Batikröcke, Fransentops und Haarbänder. Im Klosterhof breiten sie ihre Decken aus. Neben ihnen springt ein Mädchen mit Federhaarschmuck über die Wiese. Fast rennt es einen Mann im Hawaiihemd um, während der 1968er-Hit "Mrs Robinson" von Simon&Garfunkel ertönt.

Unter dem Motto "Flower Power" findet auf der Waaghäuslwiese am Samstag zum vierten Mal das "Fürstenfeld-Picknick" statt. Trotz der unbeständigen Wettervorhersage haben sich die Veranstalter entschieden, das Picknick wie geplant draußen und nicht, wie als Alternative angedacht, in abgespeckter Variante im Säulensaal abzuhalten. Die Entscheidung ist die richtige. Denn der Regen bleibt aus und der Charme der sommerlichen Freiluft-Veranstaltung erhalten. Trotzdem hält es Marita Kuhn vom Veranstaltungsforum für möglich, dass sich aufgrund der unsicheren Wetterlage dieses Jahr etwas weniger Picknicker in Fürstenfeld eingefunden haben. In den vergangenen Jahren nahmen je 800 bis 1000 Besucher daran teil.

Viele von ihnen sind auch dieses Jahr Familien mit kleinen Kindern, aber auch Paare oder befreundete Gruppen sind darunter. Der Großteil hat Picknickkörbe und Kühltruhen dabei. Die einen haben ein buntes Tuch über einen Bollerwagen gespannt, andere ihren Kindern Blumen in die Haare geflochten.

Das volle Programm durchgezogen haben Uwe, Christine, Rainer und Conni. Die beiden Männer tragen pinke Hemden mit gerüschtem Revers, Conni hat ein geblümtes Kleid im Hippie-Look umgestaltet, Christine trägt eine wild gemusterte Kombination aus Hose und Bluse. Das Motto "Flower Power" hat die Vier motiviert, aus der Nähe von Augsburg nach Fürstenfeld zu kommen. "Wir waren damals zwar noch Kinder, aber vor allem die Musik der Siebziger erinnert uns an unsere Jugendzeiten", sagt Christine. Ihre Eltern hätten die langhaarigen Hippies immer ganz schlimm gefunden, erinnert sie sich.

Das Duo Timeless Acoustic aus Trostberg, das auf die Hits der Siebziger- und Sechzigerjahre spezialisiert ist, lässt mit seiner Musik Nostalgie aufkommen. Jedes Mal spielt bei dem Picknick eine andere Band. Mit Ausnahme der Modistin Eva Brunetti wechseln auch die Aussteller jedes Jahr. Glasschmuck zum Selbermachen gibt es zum Beispiel bei der Türkenfelder Künstlerin Monika Vongehr. Dafür wird buntes Glas zugeschnitten, in der Mikrowelle zu kleinen Nuggets geschmolzen und dann an Ketten oder Ringen befestigt.

Der Hingucker des diesjährigen Picknicks ist aber der alte VW-Bus von Uli Büschges. Der Vater des 23-jährigen Münchners ist ein leidenschaftlicher Oldtimer-Sammler. Er hat das hellblaue Modell von 1965 vor etwa zehn Jahren in England erworben, straßentauglich gemacht und fährt mit dem Camper seitdem regelmäßig in den Urlaub nach Kroatien. Es ist nicht das erste Mal, dass er den Bus ausgeliehen hat. "Wir haben immer wieder Zettel mit Anfragen an der Scheibe", sagt sein Sohn. Verkaufen würde sein Vater den Klassiker aber nie.

Für das Picknick hat er das Auto liebevoll mit Blumengirlanden geschmückt. Andere Details, wie das "Peace"-Zeichen am Spiegel oder die Elefanten-Dekostränge, gehören zur Standardausstattung. Auch wenn es so aussieht: Ein Alt-Hippie sei sein Vater nicht, lacht Büschges. Das passende Lebensgefühl transportiert sein Bus aber so gut, dass sich die Fürstenfelder Hippie-Picknicker in Scharen davor fotografieren lassen.

© SZ vom 29.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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