Fürstenfeldbruck:Nachgerechnet

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1343 Lehrer an Schulen im Landkreis könnten Tablets oder Laptops für den Unterricht bekommen. Weil die Regierung von Oberbayern eine Statistik aus dem vorigen Schuljahr benutzt, liegt die Obergrenze bei nur 1193

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Für den Ausbau von Wlan an Schulen, die Beschaffung mobiler elektronischer Endgeräte für Lehrer und Schüler sowie die Ausstattung der Klassenzimmer mit Digitaltafeln und anderer Hardware stehen dem Landkreis derzeit mehr als 9,3 Millionen Euro zur Verfügung. Eine Summe, die vor allem aus den verschiedenen Quellen von Bund und Land gespeist wird und die der Sachstandsbericht des Schulreferats des Landkreises ausweist. Die meisten Mitglieder des Kreiskulturausschusses nahmen die Zahlen in ihrer jüngsten Sitzung lediglich zur Kenntnis, nicht aber Schulreferent Christian Stangl (Grüne). Der kritisierte vehement, wie langwierig die Antrags- und Förderprozesse dauerten und welche Summen letztlich zur Verfügung stünden.

Sachstandsberichte können zugleich Basisinformation, Zwischenbilanz und Ausblick sein. Deshalb tut das Schulreferat des Landkreises gerade in der Pandemie gut daran, die Politik mit solchen Handreichungen auszustatten und sie zu Diskussionen und Entscheidungen zu ermuntern. Erklärungsbedarf besteht regelmäßig, denn die staatliche Förderung ist kompliziert. So erhält der Landkreis für die von ihm betreuten Schulen aus dem "Digitalpakt Schule" etwas mehr als 6,6 Millionen Euro. Im Digitalpakt stellen der Bund und der Freistaat Bayern gemeinsam über fünf Jahre hinweg die sogenannte Digitalisierungsmilliarde zur Verfügung, um die Infrastruktur an allen bayerischen Schulen zu fördern. Das Programm begann 2019 und läuft bis 2024. Zusätzlich hat der Kreis etwa 1,4 Millionen aus dem Digitalbudget zur Verfügung, aus dem vor allem Wlan-Ausbau und digitale Großbildprojektion bezuschusst wird.

Als im vergangenen Jahr die mangelnde technische Ausstattung von Schülern und Lehrern eklatant wurde, kam es zu Sonderbudgets, damit Lehrerdienstgeräte und Leihgeräte für Schüler beschafft werden können.

Das alles benötigt einige Zeit, weil vor der Beschaffung auch einige Ungereimtheiten geklärt werden mussten. So verweist Schulreferent Stangl auf eine falsche Datenbasis der Regierung von Oberbayern. Die nahm die amtliche Schulstatistik 2019/20 als Grundlage, wodurch die Anzahl der Lehrerdienstgeräte auf 1193 festgelegt worden sei, so Stangl. Tatsächlich aber, und das habe erst das Schulreferat selbst durch Anrufe bei den Schulen ermitteln müssen, seien 1343 Lehrkräfte an den Schulen beschäftigt. Stangl rechnete vor, dass mit den zur Verfügung stehenden Mitteln in Höhe von 775 000 Euro bei einem Stückpreis pro Laptop von 1000 Euro letztlich nur 59 Prozent der Lehrer mit Dienstgeräten versorgt werden könnten.

Christian Stangl, der selbst Lehrer war, nannte die Entscheidungswege zum Beispiel bei der technischen Ausstattung der Lehrkräfte "ein bedenkliches Gezerre der letzten sieben Monate ". So sei im Juli vergangenen Jahres vereinbart worden, Lehrerdienstgeräte zu beschaffen, aber es habe Monate gedauert, bis es zu einem Entscheidung zwischen den kommunalen Spitzenverbänden und dem Freistaat gekommen sei. Ob die Lehrer in diesem Schuljahr die von ihnen gewünschten Notebooks bekommen, ist offen.

Für CSU-Kreisrat Andreas Lohde wirkt die Pandemie "als Beschleuniger" der Digitalisierung: "Wir habe alle dazugelernt." Beim Wlan selbst sieht er noch Entwicklungspotenzial, aber nicht bei der Ausstattung der Schulen mit Geräten. "Das ist nicht unser Handlungsfeld", ergänzte Lohde nach der Sitzung seine Stellungnahme. "Es geht um die Leistung der Datenleitungen. Diese müssen angepasst werden, damit das Wlan dann entsprechend genutzt werden kann." Dafür liefen zwar die Ausschreibungen, aber man müsse "mit Nachdruck dran bleiben", so Lohde.

Das Schulreferat hatten den Kreisräten berichtet, dass der bereits festgelegte Wlan-Ausbau an den Schulen im Jahr 2020 planmäßig umgesetzt worden sei. So seien die meisten Schulen mit einer einheitlichen Lösung beim Access Point, also der Basisstation, ausgestattet worden, nur vier weiterführende Schulen hätten sich für den Aufbau eigener drahtloser Netzwerke entschieden, die noch verbessert werden könnten.

© SZ vom 10.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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