Fürstenfeldbruck:Musik-Botschafter

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Mit viel Hingabe vermitteln Ben Wright (links) und Chris Dollar mit ihrer Band die Liebe zum Folksound. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Bluegrass-Band "Henhouse Prowlers" zu Gast im Viscardi-Gymnasium

Von Marius Scheffelt, Fürstenfeldbruck

Mehr als die Geräusche von ein paar vorbeifahrenden Autos sind am vergangenen Mittwochvormittag in der Buchenau nicht zu hören. Nähert man sich aber dem Viscardi-Gymnasium, lassen sich doch einige ungewöhnliche Töne vernehmen. Der unverkennbare Klang eines Banjos dringt am stärksten durch. Es wird begleitet von anderen Instrumenten, die sich erst identifizieren lassen, wenn man die Aula der Schule betritt. Vier Männer stehen dort auf der Bühne vor mehr als 60 Zuhörern und spielen auf Banjo, Violine, Kontrabass und Gitarre einen Song, der sich dem amerikanischen Folk zuordnen lässt. Bei den Musikern handelt es sich um die amerikanische Bluegrass Band Henhouse Prowlers. Die in Chicago beheimatete Gruppe tourt seit vielen Jahren um die ganze Welt. Für die Musik, aber auch für ihr Projekt "Bluegrass Ambassadors", auf Deutsch: Bluegrass-Botschafter.

In mehr als 25 Ländern seien sie schon unterwegs gewesen, erzählt Banjospieler Ben Wright, der die Henhouse Prowlers vor 14 Jahren zusammen mit dem Bassisten Jon Goldfine gründete. Man arbeite hauptsächlich mit Schülern und Studenten. Oftmals seien die Musiker die ersten amerikanischen Menschen, die die Kinder und Jugendlichen sehen würden. Abhängig von der Kultur komme es vor, dass diese anfangs scheu sind. Sobald man aber anfange, Musik zu machen, würde sich das ändern. "Musik bricht viele dieser Grenzen auf."

Darum soll es an diesem Morgen auch im Viscardi-Gymnasium gehen. Vor dem Konzert teilt sich der Englischkurs von Lehrer Mike Nagl in zwei kleinere Gruppen auf, die jeweils mit Ben Wright und Kyle O'Bryan, dem Violinisten der Band, in verschiedene Klassenzimmer gehen.

"Ich mach' jetzt diese verdammte Tür zu", sagt Wright auf Englisch, der beim Erzählen über seine Arbeit und seine Musik immer wieder vom Soundcheck in der Aula unterbrochen wird. Er sitzt auf dem Lehrerpult, spricht ohne Zwang und spielt ab und zu auf seinem Banjo. Auch über die politische Situation in den USA spricht er mit den Elftklässlern, die gerade daran reges Interesse zeigen. Mit dabei ist auch der 17-jährige Quirin Droth. Ihm habe die Veranstaltung sehr gut gefallen, gerade der Austausch mit den Musikern. "Ich liebe es mit Muttersprachlern zu sprechen", sagt er. Auch die Musik fand er "sehr cool", obwohl er das Genre davor noch nicht wirklich gekannt habe.

Die amerikanische Folkmusik aus den Vierzigerjahren sei in den letzten Jahren wieder hip geworden, erzählt O'Bryan. Darüber, aber auch über ihre Instrumente, Aufgaben und Erfahrungen sprechen die vier Amerikaner auch in den Songpausen beim anschließenden Konzert. Sie unterhalten das Publikum, das sich aus den elften Klassen, einigen jüngeren Schülern und vereinzelten Lehrern zusammen setzt, stellen Fragen und genießen den Austausch mit den deutschen Schülern sichtlich.

Englischlehrer Nagl hat die Veranstaltung organisiert und ist selbst großer Bluegrass-Fan. Auf die Idee für das Event sei er gekommen, nachdem er die Henhouse Prowlers in seinem Urlaub im April 2013 bei einem Konzert in einer Kneipe in Chicago gesehen und vom Botschafter-Projekt der Band erfahren hatte. Daraufhin habe er sie ans Viscardi-Gymnasium eingeladen, damit die Gruppe mit seinen Schülern arbeiten könne. "Besonders toll" sei es zu sehen, "dass Musik grenzübergreifend wirken kann". Als Lehrer liege es ihm aber natürlich auch am Herzen, dass die Schüler in Kontakt mit Muttersprachlern kommen.

Als die Lichter in der Aula aus sind und die Band die ersten Töne anschlägt, fangen viele Köpfe sofort an zu nicken, vor allem bei den jüngeren Schülern. Beim lauten Beifall, den die Band nach ihren Songs erntet, fällt auch das restliche Publikum mit ein. Spätestens dann sind alle Barrieren vergessen.

© SZ vom 27.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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