Fürstenfeldbruck:Müll verursacht steigende Kosten

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Internethandel und Klimaschutz verändern die bisherige Kalkulation des Abfallwirtschaftsverbands. Der erhöht von 2022 an die Gebühren für Haushalte und Gewerbebetriebe um ein Drittel

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Das Einsammeln und Beseitigen von Abfällen wird in den kommenden Jahren teurer werden. Das spüren die Einwohner des Landkreises von Januar 2022 an durch steigende Müllgebühren. Zu den Gründen dafür gehören die Folgen von Corona. Wegen der Schließung vieler Geschäfte während der Lockdowns hat der Internethandel zugenommen. Dessen Lieferungen aber haben die Menge an Verpackungsmaterial steigen lassen, das entsorgt werden muss. Es waren mehr Fuhren von den Wertstoffhöfen nötig, um die vollen Container abzutransportieren. Auch ein Landkreisspezifikum verursachte steigende Kosten, nämlich das vermehrte Einsammeln von Bioabfällen.

Neben solche Veränderungen, die der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) bereits im vergangenen Jahr festgestellt hat, treten in den kommenden Jahren aber möglicherweise Kostenerhöhungen, die durch Regelungen zum Erreichen der Klimaziele bedingt sind. So rechnet der AWB beispielsweise mit zusätzlichen Kosten durch den steigenden CO₂-Preis.

Für das kommende Jahr beträgt die Steigerung der Müllgebühren 34 Prozent, ein gutes Drittel des bisherigen Preises also. Kreispolitiker nahmen diese Nachrichten mit Fassung auf, sie hatten durchaus mit mehr gerechnet, denn der AWB hatte Erhöhungen von bis zu 48 Prozent für möglich gehalten. Die Höhe der Gebühren gleicht nun denen von 1999. Wenn die Erhöhung auch geringer ausgefallen ist als befürchtet, so müssen die Einwohner des Landkreises für den Abtransport ihrer Abfälle doch von Januar 2022 an erheblich mehr Geld bezahlen. So kostet die Abholung einer 40-Liter-Tonne Restmüll künftig pro Jahr 48,40 Euro statt bislang 36 Euro. Die Kosten für eine 60- oder 70-Liter-Tonne steigen auf 73,20 Euro. Teurer wird auch die 80-Liter-Wertstofftone. Für die Abholung sind pro Jahr 44,90 Euro zu bezahlen, bislang sind es 34 Euro. Der Preis für einen Restmüllsack steigt auf fünf Euro, für einen Windelsack auf 2,50 Euro. Die Grundgebühr, die ein Haushalt für den Anschluss an die Müllabfuhr bezahlen muss, steigt von 46 auf 61,80 Euro. Gewerbebetriebe im Landkreis zahlen von Januar an 86,80 Euro statt bislang 65 Euro.

Drei Jahre lang sollen die Gebühren stabil bleiben, doch der AWB kündigt in den Unterlagen für die Kreisräte schon an, dass bereits vor dem Jahr 2025 eine weitere Erhöhung nötig sein könnte - dann nämlich, wenn die Erlöse aus dem Verkauf von Wertstoffen wie Altpapier und Altmetall weiterhin sinken, wie es seit 2019 der Fall ist, und sich die Kosten in einigen Bereichen weiter erhöhen. So macht der AWB in seinem Bericht für die Kreisräte darauf aufmerksam, dass der nationale Zertifikathandel für Brennstoffemissionen von 2023 an auch auf die Abfallwirtschaft ausgeweitet werden könnte. Abfallwirtschaftsbetriebe müssten Zertifikate erwerben, um weiterhin Siedlungsabfall verbrennen zu dürfen, denn bei dieser Verbrennung entsteht Kohlendioxid. Für die Bürger würde dies bedeuten, dass die Müllgebühren steigen. Außerdem könnte eine Änderung des Stromsteuergesetzes zur Erhöhung der Gebühren beitragen, und zwar dann, wenn die Müllverbrennungsanlage in Geiselbullach, anders als bislang, auf den Strom Steuern zahlen müsste, der durch die Verbrennung erzeugt wird.

Eine Änderung, die Einsparung von Ressourcen betreffend, gilt bereits von Januar 2022 an. Dann nimmt die Bauschuttdeponie Jesenwang nur noch Schutt an, der sich lediglich aus Beton und Ziegeln zusammensetzt. Fraktionen anderer Stoffe darf er nicht enthalten. Hintergrund der neuen Regelung ist, dass der Schutt in seine beiden Anteile getrennt wird, um das Recycling von Baustoffen zu erleichtern. Diese sollen künftig vermehrt bei Neubauten wieder verwendet werden. Der AWB verweist in diesem Zusammenhang auf das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz, das seit Oktober gilt. Eine Vermischung des Bauschutts mit brennbaren oder anderen Abfällen soll es künftig nicht mehr geben. Das zeigt sich auch im Preisunterschied. So kostet die Entsorgung einer Tonne Bauschutt, die nur aus Beton und Ziegel besteht, 25 Euro. Für die Annahme einer Tonne Schutt, die weitere Abfälle enthält, verlangt Jesenwang vom kommenden Jahr an 168 Euro.

© SZ vom 21.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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