Umzug von Eichamt und Autobahndirektion:Mogelpackung

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Mit 32 Dienststellen vom Eichamt München ist der Landkreis kein Gewinner der Behördenverlagerung. 40 Mitarbeiter der Maisacher Außenstelle der Autobahndirektion Süd müssen nach Deggendorf umziehen. Das wurde verschwiegen.

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Unterm Strich zählt der Landkreis Fürstenfeldbruck doch zu den Verlieren der von Heimatminister Markus Söder Anfang März verkündeten Behördenverlagerung in strukturschwache Regionen und nicht zu den Gewinnern. Zwar erhält die Kreisstadt 32 Dienststellen des Münchner Eichamts. Dafür verliert die Gemeinde Maisach die Außenstelle der Autobahndirektion Südbayern mit insgesamt 40 Arbeitsplätzen. Während der Umzug der Eichamt-Mitarbeiter von CSU-Politikern wie dem Gröbenzeller Landtagsabgeordneten Reinhold Bocklet als großer Erfolg verkündet worden war, wurde der Verlust der Maisacher Dienststelle nicht öffentlich kommuniziert.

Was in der Öffentlichkeit als "Ausgleich für die Aufgabe des Bundeswehrstandorts" in Fürstenfeldbruck - die Luftwaffe gibt in den kommenden Jahren den Fliegerhort ganz auf -, positiv herausgestrichen worden war, bedeutet unterm Strich jedoch den Verlust von acht Dienststellen. Bei einer solchen Bilanz kann sicher nicht von einer Stärkung der Region Fürstenfeldbruck gesprochen werden. Wobei die Frage offen bleibt, inwiefern die Verlagerung von 32 Stellen des Landesamtes für Maß und Gewicht den Verlust einer Kaserne mit früher einmal weit über tausend Soldaten und Dienstposten ausgleichen kann. Während also die positive Nachricht als großer Erfolg der Staatsregierung herausposaunt worden war, wurde der negative Teil verschwiegen. Das könnte daran liegen, dass die Maisacher Dienststelle der Autobahndirektion offiziell unter Autobahndirektion München firmiert und niemand danach fragte, wo die 160 Mitarbeiter der Autobahndirektion ihren Dienstsitz haben, deren Büros in den nächsten zehn Jahren nach Deggendorf verlegt werden.

Von der Staatsregierung oder Abgeordneten wurde der Maisacher Rathaushauschef Hans Seidl (CSU) über den Verlust von 40 Arbeitsplätzen in seiner Gemeinde jedenfalls nicht informiert. Seidl mussten Mitarbeiter der Autobahndirektion darauf ansprechen, dass deren Dienststelle nach Deggendorf umzieht. Der Bürgermeister bedauert das "sehr", wie er beteuert, da die Mehrzahl der in Maisach Beschäftigten ihren Lebensmittelpunkt in der Gemeinde oder im Münchner Westen haben. Da die Staatsregierung keine Ausnahmen oder Abweichungen vom beschlossenen Konzept zuließ, verzichtete Seidl darauf, dagegen zu intervenieren.

Laut Josef Seebacher, dem Pressesprecher der Autobahndirektion Süd, verunsicherte die Entscheidung das Personal in Maisach. Seebacher weist auch darauf hin, dass es nicht einfach werde, die Entscheidung umzusetzen. Der Schwerpunkt der Tätigkeit des Maisacher Büros liegt nämlich im Großraum München. Von Deggendorf aus seien schon wegen der langen Fahrzeiten Baustellen auf der Stuttgarter oder Garmischer Autobahn, der Salzburger Autobahn, auf dem Autobahnring München oder auf der Lindauer Autobahn nur noch schwer zu erreichen. Da das faktisch nicht gehe, müssten andere Lösungen gefunden werden, sagt Seebacher.

Wichtig ist der Autobahndirektion noch ein anderer Aspekt. Die Maischer Mitarbeiter haben den Ruf eine Spitzenmannschaft zu sein und die besten Projekt zu organisieren. Wenn es an Baustellen keine Staus gebe und der Verkehr noch einigermaßen reibungslos laufe, hätten Mitarbeiter aus Maisach die Baustelle geplant und betreut, so Seebacher. Um die guten Mitarbeiter und meist von der privaten Bauwirtschaft abgeworbenen Bauleiter zu halten, müsse man ihnen neue Perspektiven geben. Sonst würden die Experten kündigen und viel Fachwissen verloren gehen. Von den Büros in Maisach aus wurden im vergangenen Jahr Bauarbeiten mit einem Auftragsvolumen von 200 Millionen Euro ausgeschrieben, betreut, kontrolliert und abgerechnet.

Während es für Bauleiter Alltag ist, mit neuen Baustellen regelmäßig den Haupteinsatzort zu wechseln, sind die Frauen unter dem Personal in Maisach in einer schlechteren Position. "Sie sind nicht verlegbar", sagt Seebacher, weil sie überwiegend im Landkreis wohnen und in auf die persönlichen Verhältnisse abgestimmten Arbeitszeitmodellen tätig sind.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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