Fürstenfeldbruck:Mitgestalten per Mausklick

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Viehmarktplatz in aller Munde: Auf Brainstorming und Workshops (oben: Besichtigung mit Stadtplanerin Schneider) folgt die Online-Befragung. (Foto: Günther Reger)

Mit Hilfe der Internetplattform Brucker Stadtgespräche sollen Ideen für große Zukunftsprojekte gesammelt werden

Von Maren Jensen

FürstenfeldbruckSeit einigen Wochen haben Brucker Bürger einen sehr direkten Draht zur Stadtverwaltung und können mit ein paar Mausklicks zum Ausdruck bringen, was sie sich wünschen, aber auch, wo ihnen der Schuh drückt: Unter www.stadtgespraeche-ffb.de soll die Internetplattform ein Beitrag zur direkten Demokratie sein und wird nach Angaben der Stadt bereits rege genutzt. Noch bis Ende Januar werden Beiträge entgegengenommen für das Konzept des künftigen Viehmarktplatzes. Im Blickpunkt stehen natürlich auch die zivile Umnutzung des Fliegerhorsts und Maßnahmen für eine barrierefreie Stadt. Ohne Online-Registrierung können Bürger anonym ihre Wünsche veröffentlichen und Diskussionen anstoßen.

Zunächst kann man sich auf der Internetseite anhand von Steckbriefen über aktuelle Großprojekte informieren. Ersichtlich werden dabei auch die aktuelle Beschlusslage, der Bearbeitungsstand sowie die jeweiligen Kosten und das geplante Budget. Anschließend können eigene Vorschläge eingebracht werden. "Die Beteiligung kann aber nicht nur im Internet erfolgen", sagt Sabine Wildmann, die in der Stadt für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Aber mit diesem Angebot könne man die jüngeren Generationen besser erreichen.

Besonders der Fliegerhorst bietet Platz für Diskussionen. Eine junge Brucker Familie wünscht sich dort einen Stadtteil, der Trend und Tradition verbindet. "Eine Kopplung von kostenlosen Wlan-Hotspots im Zentrum und urbanen Cafés würde uns gefallen", so der Eintrag im Bürgerdialog. An Kreativität mangelt es den Menschen nicht, die Umsetzung könnte sich allerdings teils als problematisch erweisen. Ein Bürger wünscht sich einen Sonderlandeplatz, ein anderer hätte gerne ein Einkaufszentrum nach dem Vorbild der Pasinger Arcaden. "Natürlich werden unrealistische Pläne verworfen. Es gibt aber immer einen Kompromiss", sagt Wildmann. Gleichwohl sei es wichtig zu erfahren, wie sich die Bürger in der Gemeinde wohler fühlen würden. Und diese sollen wissen, dass ihre Stimme erhört wird. Es geht um mehr Radwege, eine Sommerkellerweg oder Kunsträume. Etwa 50 Ideen sind bisher gesammelt worden. Auffallend sei vor allem der dringliche Wunsch nach sozialem Wohnungsbau. "Ich bin wirklich sehr zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen", sagt Wildmann.

Im Oktober hatte es noch nicht so ausgesehen - es gab einige Unstimmigkeiten in der Initiatoren-Gruppe. Der Referent für Bürgerbeteiligung, Andreas Ströhle (Piraten) übte scharfe Kritik. Im gehe "die Beteiligung beim Viehmarktplatz nicht weit genug", dort müsse "viel mehr Transparenz herrschen". Doch solche Meinungsverschiedenheiten wurden größtenteils aus dem Weg geräumt. "Ich denke, dass wir interne Probleme schnell lösen konnten", sagt Wildmann. Im April 2016 dürfte die Planung für den Viehmarktplatz konkret werden. Drei Bürgerinformationstage sollen mehr Klarheit bringen. Im Herbst wollen die zuständigen Stadtgremien dann einen Beschluss fassen.

Seit Anfang November ist die Plattform online. Mehrere Wochen arbeitete die gebürtige Fürstenfeldbruckerin an dem Projekt, um die Entwicklung und Pflege der Seite kümmert sich der Inhaber einer Web-Agentur, Josef Greppmair. Im Gegensatz zum Fliegerhorst stößt das Thema Barrierefreiheit bislang auf mäßiges Interesse. Zwar wurde der Wunsch geäußert, das Kopfsteinpflaster der Hauptstraße nach Vorbild des Veranstaltungsforums zu ersetzen. Eine rege Diskussion entwickelte sich allerdings noch nicht. So gibt es im Unterpunkt "Querungshilfen" des Barrierefrei-Menüpunkts noch keinen einzigen Eintrag. "Ich hoffe, dass die Seite in diesem Bereich noch weiter in Schwung kommt", sagt Wildmann.

© SZ vom 04.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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