Fürstenfeldbruck:Mit Müllsäcken und Walkingstöcken für die Umwelt

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Auf ihrer viereinhalb Kilometer langen Strecke machen die Teilnehmer immer wieder verschiedene Übungen. (Foto: Johanna Haas)

Beim Plogging verbindet die Walkinggruppe von Dieter Pleil Fitness und Naturschutz

Von Johanna Haas, Fürstenfeldbruck

Man streift sich zu dem üblichen Lauf-Outfit ein paar Handschuhe über, packt einen Müllbeutel ein und hält während des Joggens Ausschau nach herumliegendem Abfall. Dabei trainiert man durch das Bücken ganz nebenbei Muskelgruppen an Oberschenkeln, Rücken, Bauch, Po, Schultern und Armen. "Plogging" nennt sich dieser Fitnesstrend aus Schweden - ein Kofferwort aus dem schwedischen Begriff "plocka" - was so viel bedeutet wie aufheben oder pflücken - und Jogging.

Diese umweltfreundliche Natursportart probiert Trainer Dieter Pleil am Mittwochmorgen anlässlich der Fürstenfeldbrucker Nachhaltigkeitswochen mit seiner Nordic-Walking-Gruppe aus. Sie besteht normalerweise aus 38 Leuten, zehn von ihnen sind an diesem Vormittag dabei, außerdem noch Ulrike Quinten, Mitarbeiterin der Fürstenfeldbrucker Stadtbibliothek. "Der Dieter läuft mit seiner Gruppe immer an unserer Bibliothek vorbei. Und da dachte ich mir, wir können ja zusammen ploggen - das passt super zu den nachhaltigen Wochen", so Quinten. Sie habe zwar noch nie geploggt, aber schon oft beim Ramadama mitgemacht. "Es ist ein tolles Gefühl, was Gutes für die Umwelt zu tun und es ist ein Aufruf und Zeichen, auf die Natur zu achten", so Quinten.

Beim Plogging haben auch die alteingesessenen Mitglieder der Nordic-Walking-Gruppe noch nicht teilgenommen, aber sie sind offen für Neues. "Ich finde das super. Da merkt man erst einmal wie viel Müll eigentlich in der Natur herumliegt", sagt die 67-jährige Silvia Piott. "Am schlimmsten sind die Kippenstummel. Das ist die größte Sauerei", betont eine andere Teilnehmerin, während sie nach den durchnässten Zigaretten am Wegrand greift. "Ja, hier liegt etwas", ruft ein weiterer Teilnehmer. Ulrike Quinten ist an diesem Tag der "Sammelbehälter" wie sie selbst sagt. Denn die eingesammelten Masken, Plastikverpackungen und Bierflaschen werden an Quentin weitergegeben - sie steckt den Müll dann in ihre blaue Tüte.

Während sie den Müll sammelt, konzentriert sich die Grupp auch auf ihr wöchentliches Training. Auf ihrer etwa viereinhalb Kilometer langen Strecke machen die Teilnehmer unter Anleitung von Pleil auch verschiedene Fitness-Übungen. Dafür geht die Gruppe vom Hardys Fitnessstudio über den Silbersteg zum Klettergarten. Dann noch entlang der Amper zum Kloster und wieder zurück. Der Weg ist zwar immer derselbe, aber das Training wird ständig von Pleil angepasst. "Alle 200 bis 300 Meter bleiben wir stehen und machen eine Übung." Die Sportler dehnen sich, sprinten ein Stück, machen Koordinationsübungen und ein Diagonaltraining. "Jetzt heben wir die Knie weit hoch und bewegen die Arme dazu", ruft der Trainer in die Runde. "Ja ich kann nicht alles auf einmal", sagt ein Teilnehmer, während er damit beschäftigt ist, Arme und Beine in entgegengesetzte Richtungen zu bewegen. "Und jetzt Hüpfen und das Becken drehen", weist der Sportler die Gruppe an. Christian Kremser hüpft freudig an allen vorbei, weiter zur nächsten Station. Er ist mit 83 Jahren der Älteste in der Runde und findet das Training am Mittwochmorgen super. "Ich bin seit 2018 dabei und wir sind echt eine tolle Truppe, das macht immer richtig Spaß", sagt Kremser während er sich für die nächste Sportübung, das Dehnen, aufstellt.

Nach etwa eineinhalb Stunden und viereinhalb Kilometern, einigen gesammelten FFP2-Masken, Zigarettenverpackungen und zahlreichen Sporteinheiten, kommt die Truppe wieder am Startpunkt an. Etwas Müll ist auch zusammengekommen. Aber bei Weitem nicht so viel, wie erwartet. "Ich dachte, es liegt viel mehr herum", sagt Quinten. Aber das sei doch eigentlich etwas Positives.

© SZ vom 08.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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