Fürstenfeldbruck:Mit dem Fahrrad zum Mond

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Für die Aktion Stadtradeln legen mehr als 2000 Menschen im Landkreis mehr als 370 000 Kilometer zurück. Wären sie dafür ins Auto gestiegen, hätten sie 53 000 Kilogramm CO₂ in die Luft geblasen

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Aktion Stadtradeln war im Landkreis ein Erfolg. 2018 Bürger beteiligten sich an der dreiwöchigen Kampagne und legten in der Zeit mehr als 370 000 Kilometer mit dem Fahrrad zurück. Das entspricht fast der Entfernung von der Erde zum Mond. Die Germeringer strampelten mit mehr als 115 000 Kilometer am meisten. Unter der Annahme, dass die Strecken sonst mit dem Auto zurückgelegt worden wären, hätten die Brucker den Ausstoß von etwa 53 000 Kilogramm Kohlendioxid (CO₂) vermieden. "Wir haben uns gegenüber dem Vorjahr gesteigert", bilanzierte Alexa Zierl. Die Geschäftsführerin des Vereins Ziel 21 koordiniert die Aktion im Landkreis.

Bei der bundesweiten Aktion, die vom Klimabündnis, einem Zusammenschluss von Kommunen, getragen wird, soll für die Vorzüge des Radfahrens als Beitrag zum Klimaschutz geworben werden. In drei Wochen sollen möglichst viele Fahrten mit dem Rad zurückgelegt werden und das Auto in der Garage bleiben. Aus dem Landkreis beteiligten sich in diesem Jahr sechs Kommunen sowie Teams aus anderen Gemeinden, die Ziel 21 organisierte.

Germering macht seit 2009 bei der Aktion mit und trägt stets die meisten Kilometer bei. Fürstenfeldbruck muss sich mit knapp 80 000 Kilometer wieder mit dem zweiten Platz begnügen. Zierl, die selbst im Brucker Stadtrat sitzt, tröstet sich damit, dass Bruck im bundesweiten Ranking der Kommunalpolitiker bislang auf dem achten Platz liegt, weil sich viele Stadträte beteiligt haben. Alle diese Zahlen werden sich noch etwas erhöhen, weil bis Samstag noch Listen mit Kilometerzahlen in den Rathäusern und bei Ziel 21 eingereicht werden können.

Die meisten Radler kamen aus Eichenau, wo sich 550 Bürger beteiligten. Allein die Gruppe "Refugees are welcome" mit 36 Teilnehmern brachte es auf über 6600 Kilometer. In Olching strampelten nur 69 Bürger, darunter drei Stadträte, die jedoch mit 330 Kilometer das beste Pro-Kopf-Ergebnis im Landkreis erzielten. Ähnlich imposant ist das Resultat in Puchheim mit 321 Kilometer pro Kopf. Herausragend ist, dass von den fünf Teams mit den größten Einzelleistungen vier aus Puchheim kommen.

Absoluter Spitzenreiter im Landkreis sind demnach die "Istanbul Racers" aus der Lochhauser Straße. Dabei sind Dieter und Gülten Baur gar nicht bis in die Metropole am Bosporus geradelt, wie der Name vermuten ließe - der geht vielmehr darauf zurück, dass die Frau aus der Türkei stammt - sondern sie benutzen die Räder im Alltag ständig. So fährt Dieter Baur seit knapp acht Jahren in den Sommermonaten jeden Tag etwa 70 Kilometer zur Arbeit. Früher war er als Rennradfahrer für einen Verein in München aktiv. Über Germering, die Lindauer Straße nach Pasing und quer durch die Stadt radelt der 57-Jährige mit seinem Mountainbike mit Schutzblechen in die Firma nach Neubiberg, wo der Elektrotechniker erst mal duscht.

Mehr als 2600 Kilometer in drei Wochen sind Dieter und Gülten Baur aus Puchheim mit dem Rad gefahren - so viel wie sonst niemand. (Foto: oh)

"Für mich ist das Sport und Ausgleich für die Büroarbeit", sagt Baur. Etwa eine Stunde und zwanzig Minuten braucht er für die Strecke, mit der S-Bahn dauere es im Winterhalbjahr auch über eine Stunde, erzählt er der SZ. Seine Frau leistet ihren Beitrag, weil sie mit einer Senioren-Gruppe regelmäßig Ausflüge macht. An den Wochenenden hat das Ehepaar während der Aktion Stadtradeln jeweils Tagesausflüge etwa zum Ammersee und nach Andechs unternommen. Die Baurs legten auf diese Weise über 2600 Kilometer zurück und dürften damit im Landkreis Vorbilder sein. Alexa Zierl freut sich außerdem, dass sich heuer mehr Schulen beteiligten - sieben statt zwei im Vorjahr - und mehr Firmen. So bildete sich bei Schleifring in Bruck mit 81 Teilnehmern eine der größten Gruppen überhaupt. Die höhere Beteiligung an der Aktion Stadtradeln im Landkreis führte Zierl auf das Wetter zurück: "Es gab weniger Regen, dafür mehr Hitze als im Vorjahr.". Kurz vor Beginn der Aktion am 21. Juni sah es noch so aus, als würden weniger Menschen mitfahren. Im Vorjahr waren es knapp 1700 Bürger gewesen.

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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