Brucker Lichtspielhaus:Misstrauen gegen Förderverein

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Kommunalpolitiker äußern Zweifel daran, ob der Verein der geeignete Träger für das alte Kino ist. Dabei wird deutlich, dass es einigen Stadträten auch um die Person des Vorsitzenden geht.

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Selbst Eingeweihte können dem Theater um das Brucker Lichtspielhaus kaum noch folgen: Ärger über die Architektin, das Sanierungskonzept, die Statik und seit Neuestem auch über längst eingeplante Fördergelder. Doch die Renovierungsfrage ist nur eines der Problemfelder. Genauso wichtig ist die Frage nach dem zukünftigen Betreiber. Zwei Jahre ist das Gebäude nun im Besitz der Stadt, doch wer es später - wann auch immer dieser Zeitpunkt sein wird - einmal bespielen soll, ist noch nicht geklärt. Vor einem Jahr gab es kurzzeitig die Idee eines Marionettentheaters, doch Stadt und Betreiber haben beide schnell davon Abstand genommen. Hartnäckig an vorderster Front ist von Anfang an allerdings der Förderverein Lichtspielhaus. Doch auch zwischen dem Verein und der Stadt läuft es von Beginn an nicht rund. Nun hat mit Klaus Quinten (BBV) erstmals ein Stadtrat in einer Sitzung öffentlich Position bezogen und gesagt, "dass sich der Verein als wenig geeignet zeigt".

Alleine ist Quinten mit dieser Position nicht, wie eine Nachfrage bei dessen Kollegen aus dem Kulturausschuss zeigt. "Das vorgelegte Konzept ist bisher sehr lose. Es gibt viele Ankündigungen, aber ich sehe nicht, woher die Einnahmen herkommen sollen", sagt beispielsweise Jan Halbauer von den Grünen. Allerdings betont er, dass man nicht pauschal dem Verein die Schuld geben dürfe und dass man weiterhin davon ausgehen solle, dass er einen großen Teil zu dem Projekt beisteuern könne und solle. Ähnlich äußert sich Andreas Lohde (CSU): "Dem Verein jetzt den schwarzen Peter zuzuschieben, ist der falsche Weg. Ohne den Förderverein wird es nicht gehen." Dennoch ist auch er der Meinung, dass die Ideen des Vereins zwar schön seien, aber die Frage bleibe, wie das ganze mit Leben gefüllt werden solle.

Ganz klar positioniert sich Kulturreferent Klaus Wollenberg. "Man hat den Eindruck, dass es schon im Verein nicht stimmt. So ist etwa Richard Bartels, der sehr kompetent ist, als stellvertretender Vorsitzender zurückgetreten. Ich habe die Sorge, dass die Stadt dem Verein eine renovierte Hülle übergibt und nach zwei Jahren stellt sich heraus, dass er nichts auf die Reihe bringt. Der Verein müsste uns davon überzeugen, dass er das im Kreuz hat." Wollenberg vermutet außerdem, dass einige Kollegen ein Problem mit der Person Thomas Lutzeier, dem Vorsitzenden des Vereins, hätten. "Auch wenn ich persönlich kein Problem mit ihm habe, glaube ich, dass ihm noch einiges aus seiner Zeit als Stadtrat nachhängt", so Wollenberg. Andere Stadträte gehen noch weiter. "Die Personalie ist durchaus ein Problem, vor allem für einige ältere Stadträte. Seine Vorgeschichte birgt einfach einiges an Sprengkraft. Ich glaube für einen Neustart wäre es nicht schlecht, wenn der Verein einen anderen Vorsitzenden bekommt, das würde sicher helfen", sagt ein Stadtrat, der nicht namentlich genannt werden möchte. Lutzeier hatte aus persönlichen Grünen Anfang 2009 sein Stadtratsmandat aufgegeben.

"Ich glaube auch, dass vieles in dieser Diskussion mit mir als Person zu tun hat", erklärt Lutzeier. "Ich habe das Gefühl, dass der Stadtrat es dem Verein von Anfang an schwer gemacht hat. Aber ich finde das jetzige Vorgehen eigentlich einen Skandal. Man kann doch nicht den Förderverein mit 108 Mitgliedern übergehen, nur weil man persönliche Probleme mit dem Vorsitzenden hat. Es geht doch um das Ergebnis." So kritisiert Lutzeier, dass man dem Förderverein vorwerfe, kein schlüssiges Finanzkonzept zu haben. "Wir haben ein sehr detailliertes Konzept eingereicht. Natürlich ist das angreifbar, aber nur, weil die Stadt uns wichtige Zahlen wie Mietkosten und Betriebstage trotz Nachfragen nicht mitteilt." Außerdem habe bisher keiner der Kritiker den direkten Kontakt zum Verein gesucht, um über offene Fragen und Probleme zu sprechen. "Und außerdem muss man sagen, dass die Stadt ja selbst überhaupt kein Konzept hat. Es gab mal das Marionettentheater, aber sonst nichts. Die haben das Kino für eine Million Euro gekauft, kommen aber nicht voran", kritisiert er.

Für Klaus Wollenberg ist wichtig, dass bald eine Entscheidung über den Betreiber des Lichtspielhauses fällt. Er hält mehrere Optionen für möglich. Etwa ein Modell ähnlich wie im Kunsthaus, das jeweils zu einem Drittel von Stadt, Verein und der Kulturstiftung Derriks betrieben wird. Außerdem kann er sich vorstellen, dass einer der städtischen Mitarbeiter die Organisation übernimmt. "Wir haben sieben Mitarbeiter, die sich um die Organisation von Veranstaltungen und Festen kümmern. Andreas Habersetzer, beispielsweise, ist sehr engagiert, dem würde ich das zutrauen."

Allerdings glaubt Wollenberg nicht daran, dass sich diese Lösung im Stadtrat durchsetzen lässt. "Das Problem wäre, dass beispielsweise sein Gehalt dann im Haushalt voll beim Lichtspielhaus auftaucht und die Betriebskosten dann eben nicht mehr bei zehn- oder zwanzigtausend Euro liegen, sondern deutlich drüber. Aber es wäre eine ehrliche Lösung."

Am liebsten wäre es Wollenberg allerdings, wenn das vorhandene große bürgerschaftliche Engagement in das Konzept eingebracht wird. So könne er sich eine Kooperation zwischen Stadt und Förderverein vorstellen, quasi eine Art "Lehrphase" unter Leitung eines Mitarbeiters des Rathauses. Sollte sich der Förderverein währenddessen als fähig erweisen und das Engagement stimmen, könne man dann irgendwann die Verantwortung übertragen.

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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