Fürstenfeldbruck:Mehr Mut!

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Diskutieren eifrig (von links): Landratskandidat Ulrich Bode, Referent Lukas Köhler und Kreisvorsitzender Hendrik Grallert (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Philosoph und Generalsekretär der Bayern-FDP, Lukas Köhler, plaudert beim Dreikönigstreffen in Fürstenfeldbruck ganz munter über die Versäumnisse der Politik in Zeiten der Groko

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Lukas Köhler kommt durch die Tür und stößt gleich einmal am Kronleuchter an. Das dürfte für ihn nichts Ungewöhnliches sein, der Mann misst 2,07 Meter und fällt schon allein durch seine Größe auf. Mit 33 Jahren ist er, der einen Doktortitel in Philosophie hat, noch jung, seine politische Karriere erlebte mit dem Einzug in den Bundestag 2017 einen ersten Höhepunkt. Mittlerweile ist er Generalsekretär der bayerischen FDP, im Bezirksausschuss München-West macht er Kommunalpolitik. Auch seine Sprache ist jung geblieben. Dabei hat er sich vorgenommen, im neuen Jahr ein wenig solider zu formulieren. So manches "cool" entfährt ihm dann aber doch. Oder ein "nice", als ihm der Kreisvorsitzende Hendrik Grallert zum Dank noch eine Flasche Wein überreicht. Köhler fällt es selbst auf, er kokettiert ein wenig damit. Die etwa 30 FDP-Sympathisanten aus dem Landkreis - darunter zahlreiche Mandatsträger und Bürgermeisterkandidaten -, die am Donnerstag zum Dreikönigstreffen der Kreis-FDP ins Fürstenfeldbrucker Hotel Post gekommen sind, merken es auch und schmunzeln.

Das traditionelle Dreikönigstreffen der Bundes-FDP, das drei Tage zuvor stattfand, ist natürlich auch präsent, Grallert fasst die Schwerpunkte der Rede von Parteichef Christian Lindner noch einmal zusammen: "Klimaschutz durch Innovation" heißt einer oder "Aufstieg aus eigener Kraft". Auch in Köhlers Rede tauchen diese Aspekte auf. Er steht ganz locker ohne Skript und ohne Rednerpult auf der einen Seite des kleinen Raums - weniger wie ein Vortragender, eher wie ein Moderator.

So wird es ein ganz munterer Abend in Fürstenfeldbruck, nicht nur der Gesänge wegen, die aus dem durch eine Trennwand abgeteilten Nachbarraum zu den Freien Demokraten herüberdringen. Die Gäste sind aufs Diskutieren eingestellt, melden sich zu Wort, greifen auf, was Köhler zuvor gesagt hat: etwa, dass es mehr Mut brauche in der Politik. Zu oft dominierten negative Nachrichten, moniert Köhler. Dabei sollte eigentlich die Problemlösung im Vordergrund stehen "und nicht, was alles schief gehen kann". Ein Zuhörer beklagt dennoch fehlenden Mut auch bei der FDP, etwa über Atomkraft "zumindest nachzudenken". Sie setze schließlich weniger CO₂ frei. Man sei zwar "technologieoffen", antwortet Köhler, aber die Risiken der Atomenergie müssten am Markt finanziert werden. Dies aber übernehme keine Versicherung.

Auch beim Thema Bauen solle die FDP mutiger voranschreiten, fordert der Brucker Stadtrat Herwig Bahner, der früher bei der CSU war. Bauen sei in allen Bereichen überreguliert: "Jedes Mal erfinden wir das Rad neu", so Bahner. Und Großprojekte seien bereits überholt, wenn sie gebaut werden. Er habe "nicht die perfekte Lösung dafür", räumt Köhler ein, aber es gebe auch durchaus Punkte, die sinnvoll seien, etwa eine europäische Ausschreibung, um Spezlwirtschaft zu unterbinden.

In seinem halbstündigen Referat bringt der Abgeordnete Argumente für einen reformierten Emissionshandel vor, der Emissionen dort einspare, wo es am einfachsten und kostengünstigsten sei, und dafür, dass "der Traum von früher", ein Eigenheim zu besitzen, wieder Realität werden solle. Die FDP sei die Partei, in der das Aufstiegsversprechen gelte. Sie sei "nicht die kalte Partei, die nicht auf die Leute zugehen kann", sondern eine Partei "für jeden, der in Zukunft was erreichen will". Mit den Schlagworten "Groko-Politik im Leerlauf" ist der Abend überschrieben, und in diesem Zusammenhang bemängelt Köhler, dass "wir die großen Debatten nicht führen". In der Politik brauche es zuerst Konzepte, dann müsse darüber diskutiert werden. Doch stattdessen würde sich die Politik auf Bundesebene hinter Kommissionen verstecken. Oppositionspolitik bedeute deshalb vor allem, Politik gegen schlecht gemachte Gesetze zu machen. Und "dass man nachts um fünf Uhr noch Dinge verhandeln muss, das ist doch Quatsch".

© SZ vom 11.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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