Fürstenfeldbruck:Mehr Lebensqualität durch Bewegung

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Ein Fachtag will für mehr sportliche Angebote für Demenzkranke werben

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Sonja Thiele weiß, wovon sie spricht. Seit 14 Jahren betreut die ehemalige Geschäftsführerin des Sozialdienstes Germering einen betagten Mann. Seit etwa fünf Jahren leidet der mittlerweile 93-Jährige an Demenz. Sie habe ihm damals versprochen: "Solange er lebt, mache ich das." Der alleinstehende Mann hat keine Kinder, der Bruder starb kürzlich. Sie sei "die einzig verlässliche Ecke für ihn", sagt Sonja Thiele. Einmal pro Woche besucht sie ihn, hat nach einem Krankenhausaufenthalt seine Reha organisiert, den Umzug ins Betreute Wohnen, später den Umzug in ein Pflegeheim.

Sie habe über dieses ehrenamtliche Engagement viel Erfahrung gesammelt, worauf es beim Umgang mit Demenz ankomme, bekennt die CSU-Politikerin, die Stadträtin in Germering und Kreisrätin ist: "Es gibt Möglichkeiten, die Demenz zu beeinflussen." Am kommenden Dienstag organisiert sie als Kreistagsreferentin für Senioren und Demografie einen zweiten Fachtag Demenz im großen Sitzungssaal im Landratsamt von Fürstenfeldbruck.

Der ist Landrat Thomas Karmasin (CSU) zufolge von großer Bedeutung, denn Fürstenfeldbruck ist ein Landkreis, "der von der Demografie her stark altert". Die Zunahme der Zahl der Senioren gehe jedoch - bedingt durch verbesserte Lebensstandards und medizinische Versorgung - nicht mit einer gleichen Zunahme an Pflegebedürftigen und Demenzkranken einher, betont Thiele.

Im Landkreis Fürstenfeldbruck waren im vorigen Jahr 27 Prozent der damals 219 000 Einwohner älter als 60 Jahre, 2030 werden es 30 Prozent sein. Der Anteil der Über-75-Jährigen betrug 2017 elf Prozent, der Anteil der an Demenz Erkrankten lag bei etwas mehr als 3000 Personen, für 2029 rechnet man mit etwa 4400 Personen. Es bestehe in manchen Versorgungsbereichen akuter Handlungsbedarf, schreibt Thiele in einer Zusammenfassung über die Aktivitäten des "Runden Tisches Demenz", den der Kreistag auf ihre Anregung hin beschlossen hat und dessen Aufgabe es ist, Angebotslücken festzustellen, Handlungsempfehlungen zu erarbeiten und das Thema Demenz durch Veranstaltungen und Aktionen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken. "Die Versorgungsangebote in den einzelnen Kommunen sind sehr unterschiedlich und in manchen Bereichen unzulänglich", heißt es dort weiter. Dies zeige sich vor allem in der Mobilität oder der Krankenhausnachsorge von Menschen mit Demenz.

Der Fachtag am 18. September will sich speziell dem Thema "Sport und Bewegung trotz(t) Demenz" widmen und der Frage, wie Sport die Krankheit und ihre Folgen lindern kann. Bewegung in Kombination mit geistiger Aktivierung sei wichtig bei Demenzkranken, sagt Sophia Kämmerer. Sie leitete im vergangenen Semester als Demenzbetreuungskraft bei der Ökumenischen Nachbarschaftshilfe Fürstenfeldbruck einen Bewegungskurs für demente Menschen, der von Oktober an fortgeführt wird. Auch der soziale Aspekt sei für die Betroffenen wichtig, sagt Kämmerer, denn "sie sind ansonsten nicht mehr im sozialen Umfeld aktiv". Der Fachtag will Einrichtungen zur Gesundheitspflege und Sportvereine im Landkreis zu ähnlichen Sport- und Bewegungsangeboten animieren und auch die Angehörigen einbinden. Auf dem Programm stehen von 13 Uhr an Vorträge über die Wirkung von Bewegung bei Demenz sowie über Faktoren, die das Auftreten von Demenz beeinflussen. Infostände bieten von 15.45 bis 17 Uhr die Möglichkeit zum Austausch.

© SZ vom 15.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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