Fürstenfeldbruck:Meeresrauschen und kreischende Möwen

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Volle Konzentration: Wenn der Kapitän eine Ansage macht, dann haben auch die verrücktesten Reisegäste zu schweigen und zuzuhören. (Foto: Carmen Voxbrunner)

In diesem Jahr singt und spielen die Mitglieder des Philharmonischen Chores ihr Faschingskonzert auf einem "Kreuzfahrtschiff" Es gibt viele verrückte Ideen und Charaktere und natürlich eine Liebesgeschichte

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Regisseur und Choreograf Peter Haase sitzt bei der ersten Hauptprobe in der ersten Reihe und greift nach der ersten Szene ein: "Die Musik leiser, sonst hört die Sänger niemand." Hafengetöse, Möwengekreische und Meeresrauschen hatten zuvor auf die kommende "Philharmonische Kreuzfahrt" eingestimmt. Auch eine Rettungsübung darf auf dem "Traumschiff" nicht fehlen. Nein, das Traumschiff ist es nicht, aber ganz sicher ein Luxusdampfer, auf dem sich natürlich auch eine Liebesgeschichte abspielen muss. Auf die Bühne bringt diese musikalische Kreuzfahrt der Philharmonische Chor Fürstenfeld als Faschingskonzert ab Samstag im Brucker Sparkassensaal.

Im Entstehungsprozess ist die erste Hauptprobe ein Moment, in dem die Spannung erheblich steigt. Anders als bei der Generalprobe, bei der, egal was passiert, nicht mehr unterbrochen wird, sind Pausen durch den Regisseur bei den zwei Hauptproben noch üblich und nötig. So passiert das auch im Sparkassensaal. Noch wird korrigiert, wiederholt, poliert, auch wenn ein "Durchlauf" - zumindest ganzer Szenen - angestrebt wird. Doch die Kostüme sind ungewohnt, die Feinarbeit noch nicht abgeschlossen, der Ernstfall "Premiere" rückt näher, die Nervosität steigt.

Regisseur Haase wirkt trotzdem sehr gelassen, aber ihm entgeht nichts. Er kümmert sich um das Sprechtempo und die Lautstärke von Besatzung und Passagieren. Immer wieder fordert er die Akteure auf, ins Publikum zu sprechen. Das zweistündige Programm, ein Schauspiel mit viel Gesang, ist weniger ein Konzert als ein Musical. Die Mitwirkenden des Philharmonischen Chores, das merkt man sofort, sind wie ein langjähriges Stadttheater-Ensemble gut aufeinander eingespielt. Im Sparkassensaal wirbeln Kapitän, Besatzung und allerlei skurrile Kreuzfahrtgäste in gut einstudierten Schritten allein, zu zweit oder in gesamter Besetzung über die kleine Bühne - die Schiffsplanken des Kreuzfahrtschiffes. Sängerinnen und Sänger schmettern mitreißende Melodien in allen Tonlagen.

Seit 1978 inszeniert der Philharmonische Chor seine Faschingskonzerte, die einst der Ehrenvorsitzende Günter Mayr aus der Taufe hob. Zehn Termine in zwei Wochen hat sich der Chor vorgenommen. Wieder arbeitet das bewährte Trio Rafael Hösel, Jens Hunecke und Peter Haase zusammen. Hösel, im Hauptberuf Krisenmanager einer Bank, fungiert als Ideengeber und Produzent. Etwa 2000 Besucher erwartet er zu den Auftritten der 17 Sängerinnen und Sänger. Eine Live-Band, die Schiffskoch und Musikarrangeur Armin Braun mit Akkordeon und Gitarre unterstützt, macht die Musik. "Wir sind nahezu ausverkauft", sagt Hösel zufrieden. Die Einnahmen der Faschingskonzerte, bei denen das Ensemble ohne Honorar agiert, würden die enormen Defizite der Opernproduktionen - im Juli wird "Nabucco" aufgeführt - und der Klassikkonzerte ausgleichen.

Texter Hunecke ist von Beruf Ingenieur und Lärmschutzgutachter. Er hat witzige Texte über bekannte Melodien gelegt. Genauso wie Hösel ist er auch noch als Schauspieler und Sänger dabei. Hunecke dichtet Songs, wie "In the Navy" von den Village People oder den Jazztitel "Sentimental Journey", genauso virtuos um, wie ein Duett aus der Mozart-Singspiel "Die Entführung aus dem Serail" mit dem grimmigen Aufseher Osmin und dem frechen Blondchen. Unter der "Klassikern" ist auch die berühmte Barcarole aus "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach auszumachen.

Regisseur Peter Haase, der beruflich das Marketing einer IT-Firma betreibt, gibt immer wieder Kommandos. "Früher auftreten", ruft er den Stewards zu oder immer wieder "Musik leiser, Gesang lauter". Er achtet akribisch auf die Positionen und Blicke der Akteure auf der Bühne. Auch das an der Seite des Saals sitzende Publikum soll in den vollen Sicht- und Hörgenuss kommen. Tatsächlich gibt es viel zu genießen: motivierte Musiker, einsatzbereite Darsteller, witzige Texte und Melodien, bei denen man kurzzeitig raten kann: "Das kenne ich doch, aber woher?"

Faschingskonzert des Philharmonischen Chores Fürstenfeld, 11. und 12. Februar, 15 Uhr, 18. bis 26. Februar, samstags und sonntags, 15 Uhr und 19.30 Uhr; Restkarten unter 08141/63 604.

© SZ vom 09.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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