Stadtentwicklung:Marode Brücken

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Mehr als zwei Dutzend der Brücken von Staats- und Bundesstraßen im Landkreis sind marode. Weshalb das Straßenbauamt den alten Amperübergang in Fürstenfeldbruck abreißen und erneuern möchte. Die Stadt fürchtet jedoch mehr Lastwagen im Stadtzentrum und ist dagegen

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Eine Reihe von Brücken an den Staats- und Bundesstraßen im Landkreis sind marode. Die bayerische Staatsregierung lässt die Infrastruktur verkommen, kritisiert der SPD-Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein. Manchmal kann eine Sanierung allerdings umstritten sein. So hält das Straßenbauamt die Amperbrücke in Bruck für so kaputt, dass es eine neue errichten lassen will. Das wiederum lehnt die Stadt ab. Das alte Bauwerk gilt in Bruck als Wahrzeichen, ist denkmalgeschützt und vor allem tonnagebeschränkt. Über einen Neubau würden Schwerlaster in die Innenstadt donnern.

Die SPD hat den Innenminister im Landtag nach dem Zustand der Brücken gefragt. Aus der Antwort geht hervor, dass im Landkreis neun von 15 Brücken an Staatsstraßen sanierungsbedürftig sind. In einer Bewertung des Straßenbauamtes bekamen sie Noten zwischen 2,5 und 4, was einen schlechten Zustand anzeigt.

Die Amperbrücke erhielt die Note 3,5. Sie wurde vor etwa 110 Jahren gebaut und gilt als ältestes Stahlbetonbauwerk. Der Oberbürgermeister hatte sie deswegen unter Denkmalschutz stellen lassen. Er will einen Neubau verhindern, denn ein solcher würde so ausfallen, dass Lastwagen mit bis zu 40 Tonnen den Fluss überqueren können. Das Straßenbauamt hat die Tonnage auf der alten Brücke auf 16 Tonnen beschränkt. Mehr gibt die bejahrte Stahlkonstruktion nicht mehr her.

Im Sommer hatte der damalige Leiter des Straßenbauamtes gedroht, die Amperbrücke zu sperren, sollte sich der Zustand so verschlechtern, dass die Note 4 vergeben würde. Der regierende Zweite Bürgermeister ist davon nicht beeindruckt. "Wir haben momentan andere Sorgen", sagte Erich Raff (CSU) der SZ. Bis zur nächsten Untersuchung der Brücke vergeht noch etwas Zeit, bis dahin hofft der Bürgermeister, einen Kompromiss auszuhandeln. "Wir wollen sanieren, aber nur für Lastwagen bis 16 Tonnen", sagte Raff. Unterstützung bekommt er vom SPD-Fraktionschef Philipp Heimerl. "Instandsetzen ja, aber nicht erweiteren", lautet dessen Devise.

Das ginge aufgrund der Rechtslage nicht, sagt Jessy Swoboda, Baudirektorin am Staatlichen Bauamt Freising, die die Brückenbauabteilung leitet. Die Nachrechenrichtlinie des Bundes, der bezahlen muss, schreibt vor, dass eine Sanierung nicht mehr als 25 Prozent eines Neubaus kosten darf. Das Straßenbauamt schätzt den Preis für eine neue Amperbrücke auf 2,5 Millionen, die Sanierung würde mit mehr als einer Million zu Buche schlagen. Dennoch ist ein Kompromiss nicht völlig ausgeschlossen. "Das müsste an sehr hoher Stelle entschieden werden", betont Swoboda. Die Brucker Stadträte würden im Bundesverkehrsministerium ansetzen müssen. Denn die Amperbrücke fällt gar nicht in die Kategorie der Staatsstraßen, nach der die SPD gefragt hatte. Das Bauwerk ist Teil einer Bundesstraße, der B 2, die wie die B 471 den Landkreis durchquert. Zu den beiden Bundesstraßen gehören 55 Brücken, von denen laut Swoboda etwa ein Dutzend marode ist.

Kränzlein kritisierte die bayerische Staatsregierung, weil im Maßnahmeplan 2016 keine einzige Brücke aus dem Landkreis für Sanierungen vorgesehen ist. Lediglich die Brücke der Staatsstraße 2054 über den Mühlgraben bei Überacker ist für 2017 eingeplant, sagte Swoboda. Sie hat mit 3,0 die schlechteste Note aller Staatsstraßenbrücken im Kreis. Die Notenskala ist zugleich die Prioritätenliste für die Straßenbauer. Schlechte Noten erhielten außerdem sechs Brücken der Staatsstraße 2345 im Bereich Esting und Gröbenzell, darunter ein Bau für den Geh- und Radweg über den Erlbach neben der Autotrasse. Die Brücke der Staatsstraße 2054 bei Maisach, die über die Bahn führt, erhielt eine 2,7 und eine Fußgängerbrücke über die Germeringer Spange erzielte mit 2,9 das zweitschlechteste Ergebnis.

Dass eine Brücke einstürzt, sollte aber eher unwahrscheinlich sein. Jedes Bauwerk wird alle drei Jahre untersucht, alle sechs Jahre ist eine Hauptuntersuchung fällig. Zwischendurch sind Arbeiter der Straßenmeistereien unterwegs. Sie inspizieren die Brücken jedes halbe Jahr.

© SZ vom 13.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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