Fürstenfeldbruck:Malen ganz ohne Pinsel

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Meja Ibrahimovic zeigt ein Blumenmotiv in verschiedenen Farben - statt eines Pinsels verwendet sie eine Haarnadel, um die Linien zu ritzen. (Foto: Günther Reger)

Die aktuelle Ausstellung des Kunstvereins Gröbenart zeigt, auf wie viele Arten man eine Leinwand füllen kann - ganz ohne das wohl bekannteste Werkzeug

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Mit Kunst in Form von Bildern verknüpft man vor allem ein Werkzeug: den Pinsel. Welch große Palette den Künstlern sonst noch zur Verfügung steht, das zeigen die Mitglieder von Gröbenart in ihrer aktuellen Ausstellung in der Sparkasse. Denn in "ohne Pinsel" werden nur Werke gezeigt, die - wie der Name schon sagt - mit anderem Handwerkszeug geschaffen wurden.

Ein schönes Beispiel dafür ist eine Serie von abstrakten Gemälden von Michaela Friedrich. Statt mit dem Pinsel hat sie die Acrylfarbe mit einer Spachtel auf die Leinwand aufgetragen. Entstanden sind fünf grobe Werke, die von überlappenden Farbflächen geprägt sind und Gemütszustände wie "Zuversicht und Hoffnung" ausdrücken. Dazu zeigt sie zwei große Gemälde, "Sie" und "Er", die in groben Zügen je einen menschlichen Torso zeigen. "Er" ist dabei in kräftigem Blau gehalten und erinnert in seinem Umrissen einem bedrohlichen Tierkopf. "Sie" dagegen strahlt in blutrot.

Verschiedener Techniken bedient sich auch Hans J. Hönninger. Mehrere seiner Werke sind im Stile der Aktionsmalerei durch auf die Leinwand gespritze Acrylfarbe entstanden. Einfluss auf das entstehende Bild hat der Künstler dabei nur wenig. Hönningers "Gespritze Abstraktion" zeigt breite blaue Linien, die quer über das Bild verteilt verlaufen und die durch Tropfen und feinere Linien in rot kontrastiert werden. Dem gegenüber stellt Hönninger zwei Kollagen, eine davon zeigt eine ästhetische Komposition von ausgeschnitten Modefotografien aus der Zeitschrift "Vogue".

Viel Dynamik gibt es in den Werken von Karin Piede. Ihre Skulptur "entflammt" aus rötlichem Speckstein schafft mit ihren Schwüngen und weichen Linien tatsächlich die Atmosphäre einer echten Flamme. In Bewegung sind auch die Figuren in drei Bildern von Piede. "Tanzende Linien", "Tanz in Bewegung" und "Vogel in Bewegung" zeigen jeweils die betreffenden Figuren, grob mit dünnen, geschwungenen Linien skizziert. Als farbiges Element kommen in jedem Bild noch rosafarbene Flächen dazu, bei "Tanz in Bewegung" etwa ein Kreis, der wie ein Ballon zwischen den mit ausgestreckten Armen tanzenden Figuren schwebt.

Mit verschiedenen Techniken der Fotografie arbeitet Barbara Kreutner in ihren Bildern. Zum einen zeigt sie ganz klassische Fotografien wie in "Kreisverkehr" das sie bei einbrechender Dunkelheit am Ortsausgang von Maisach geschossen hat, eine sehr lange Belichtungszeit sorgt dafür, dass die Lichter der vorbeifahrenden Autos rote und weiße Linien hinterlassen. Weg vom fotografierten Motiv, hin zu abstrakteren Farb- und Formwelten gehen dann die Fotoserien eines Blumenfeldes und einer Waldszene. Durch Bewegung der Kamera während der Belichtung verschwimmen dort Bäume und Blumen.

Ganz detailgetreu sind im Gegensatz dazu die Tierstudien von Irene Nestler, die mit Pastellfarben jeweils einen kleinen Spatz und ein Entenküken zeigen. Dazu präsentiert Nestler eine Reihe von abstrakten Farbflächen-Gemälden, die jeweils an eine stark verfremdete, zerlaufende Landschaftsszenen erinnern. Ebenfalls in der Tierwelt, allerdings in einer ganz anderen Technik, bewegt sich Markus Heller. Seine Serie "Hühner 1 bis 4" ist in Kartoffeldruck entstanden. Der Name ist zwar etwas irreführend, zeigt doch nur eines der Bild zwei Hühner. Die anderen Motive sind Tauben, eine Gans und eine Eule. Aber Heller zeigt damit, dass Kartoffeldruck zu weit mehr geeignet ist, als nur für den Kunstunterricht in der Grundschule.

Merja Ibrahimovic widmet sich in ihren gezeigten Werken ganz der Rose. Auf sechs Bildern zeigt sie immer die selbe Blume, lediglich Blickwinkel und -ausschnitt variieren dabei minimal. Ganz unterschiedlich sind dagegen die Farben: Schwarz, rot, blau, weiß und zweimal gelb erstrahlen die Blüten. Der Betrachter kann somit genau nachvollziehen, wie sich die Wirkung eines Gemäldes durch eine veränderte Farbgebung variiert.

Das Konzept der Ausstellung ist durchaus originell, und es gelingt den Künstlern zu verdeutlichen, wie die verschiedenen Maltechniken wirken - ganz ohne Einsatz eines Pinsels.

Ausstellung "ohne Pinsel" des Kunstvereins Gröbenart in der Sparkasse Fürstenfeldbruck, Hauptstraße 8. Vernissage am Donnerstag, 15. September, von 19 Uhr an. Danach zu sehen bis zum 7. Oktober.

© SZ vom 15.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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