Fürstenfeldbruck:Lichtspielhaus auf der Kippe

Lesezeit: 3 min

Die Bezirksregierung verweigert Städtebaufördermittel, weil Fürstenfeldbruck keinen externen Planer mit dem Umbau des früheren Kinos an der Maisacher Straße beauftragt hat

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Umbau des Lichtspielhauses an der Maisacher Straße zur Kulturbühne steht zur Disposition. Die Regierung von Oberbayern sträubt sich gegen die von der Stadt fest einkalkulierte Bewilligung von Mitteln aus der Städtebauförderung. Es geht um bis zu 200 000 Euro. Fällt dieser Betrag weg, dann ließe sich das von Oberbürgermeister Klaus Pleil vorgegebene Limit von 400 000 Euro für Umbau und Sanierung nicht einmal ansatzweise halten und der städtische Aufwand für das gesamte Projekt nicht auf 1,1 Millionen Euro begrenzen. Erst vor einigen Wochen hatte das Gutachten eines Statikexperten die Hoffnung keimen lassen, dass dieser Betrag auch durch die erforderliche Stabilisierung des durchhängenden Daches um nicht mehr als zehn Prozent überschritten wird. Kritiker im Stadtrat, vor allem aus den Reihen der CSU, hatten ihre Zustimmung zum Projekt Lichtspielhaus an diesen Finanzrahmen sowie jährliche Betriebskosten von maximal 50 000 Euro geknüpft. Wegen des schwelenden Konflikts lässt die Stadt nun mindestens bis Mitte März alle Maßnahmen ruhen. Damit wird eine Eröffnung im Spätsommer noch unwahrscheinlicher.

Begründet wird die Ablehnung durch die Bezirkregierung damit, dass Zuschüsse Projekten dieser Größenordnung vorbehalten seien, die unter externer Regie geplant werden. Um bei bedeutsamen Projekten wie dem Umbau des Kinos zum Kulturhaus "eine entsprechende Qualität zu erzielen", so Sprecherin Gabriela große Holthaus, "werden in der Städtebauförderung derartig anspruchsvolle Planungsaufgaben der Kommunen grundsätzlich an Planer mit besonderer Erfahrung in Sanierung und Umbau von Baudenkmälern und Kulturbauten vergeben." Solche externen Planungsleistungen würden auch gefördert.

Setzt sich die Regierung durch, dann könnte sich damit eine Strategie der Stadt, mit der Geld gespart werden sollte, als Eigentor erweisen: Im Sommer hatte sich die Stadt im Streit von der renommierten Münchner Kinoplanerin Anne Batisweiler getrennt, weil Pleil deren Konzept zu aufwendig erschien. Fürstenfeldbruck hat die Hoffnung freilich noch nicht aufgegeben. In den nächsten Tagen ist ein Gespräch in München anberaumt worden, bei dem die Vertreter der Stadt nach einem möglichen Kompromiss suchen wollen. Dann wird die Stadt auf die Förderrichtlinien pochen, aus denen sich keine Diskriminierung herauslesen lasse für Kommunen, die Projekte in Eigenregie planen.

Ähnliche, wenn auch nicht so gravierende Differenzen hatte es zwischen Stadt und Regierung bereits bei der Überplanung des Viehmarktplatzes gegeben. Dort hatte die Stadt drei Architekturbüros parallel beauftragt und auf einen offenen Wettbewerb verzichtet, um sich einen größeren Gestaltungsspielraum offen zu halten. Trotz der vorgebrachten Bedenken und der höheren Kosten hatte die Bezirksregierung zugestimmt. Im Gegenzug pocht sie allerdings auf ein Stimmrecht in der siebenköpfigen Jury .

Trotz der verfahren erscheinenden Lage zeigte sich die Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne) jüngst bei den Haushaltsberatungen zuversichtlich: "Wir haben gute Karten, die Zuschüsse doch noch zu bekommen." Ähnlich hatte sich die Leiterin des Finanzausschusses bei der jüngsten Versammlung des Lichtspielhaus-Fördervereins geäußert. In Teilen der Stadtverwaltung herrscht offenbar große Verärgerung über einen angeblichen Zickzackkurs der Bezirksregierung, die eine Förderung des Lichtspielhaus-Umbaus früher bereits mündlich in Aussicht gestellt habe. Zudem sieht Stadtbaurat Martin Kornacher keinen Grund, dem mittlerweile mit der Planung des Projekts beauftragten städtischen Hochbauexperten und Architekten Christian Lichtenberg die Kompetenz abzusprechen. Ein externes Büro sei mitnichten automatisch das geeignetere. Kopfschütteln löst in der Stadt zudem der Umstand aus, dass es in dem Konflikt nicht nur um die Förderung der auf etwa 20 Prozent veranschlagten Planungsleistungen geht, was noch halbwegs verschmerzbar wäre, sondern um die gesamten Städtebaufördermittel. Wird in den Gesprächen nicht doch noch eine Einigung erzielt, dann wird die Stadt wohl prüfen, ob sich die Bewilligung des Förderantrags gerichtlich durchsetzen lässt.

Jenseits der Finanzierung steht die Stadt vor einem weiteren Dilemma. Denn offen ist weiterhin die Frage des Betreibers. Die Versammlung des Fördervereins verlief Teilnehmern zufolge sehr unbefriedigend. Man habe sich weder auf ein schlüssiges Konzept, noch auf einen Zeitplan und auch nicht auf den Start der wohl erforderlichen Spendensammlung verständigen können. BBV-Fraktionssprecher Klaus Quinten, der im Lichtspielhaus einen wichtigen "weichen Standortfaktor" und ein Aushängeschild der Stadt sieht, hat hier denn auch das größte Defizit ausgemacht: "Die Zuschüsse sehe ich als eher unproblematisch. Schlimmer ist, dass sich der Verein als wenig geeignet zeigt."

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: