Fürstenfeldbruck:Lehrling gesucht

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Um die 400 Ausbildungsplätze im Landkreis sind derzeit noch unbesetzt. Oft finden die Betriebe einfach nicht die passenden Bewerber dafür

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Wer beispielsweise unter www.ihk-lehrstellenboerse abfragt, welche Lehrstellen im Landkreis noch frei sind, findet vielleicht nicht seinen Traumausbildungsplatz, stößt aber auf eine große Auswahl. So bietet ein Betrieb in Fürstenfeldbruck eine Stelle für einen Mechatroniker an, eine Gilchinger Firma hat eine Lehrstelle für einen Fluggerätemechaniker, ein Germeringer Ausbildungsbetrieb sucht einen Elektroniker. Weitere Angebote gibt es für Planer für elektrotechnische Systeme, Land und Baumaschinenmechatroniker und vor allem Einzelhandels- oder Bürokaufleute, Verkäufer und Lageristen. Und Handwerker, Bäcker, Metzger und Wirte suchen sowieso händeringend Nachwuchskräfte.

Diese Situation spiegelt sich in der Lehrstellenstatistik zum Beginn des Ausbildungsjahres an diesem Freitag, 1. September, wider. Die Agentur für Arbeit meldet Ende August 368 unbesetzte Lehrstellen im Landkreis. Insgesamt umfasste das Angebot der Agentur für Arbeit 945 Stellen, für die es insgesamt 1061 Bewerber gab. Da noch immer 199 junge Frauen und Männer einen Ausbildungsplatz suchen, entfallen statistisch auf jeden von ihnen 1,85 Stellen. Das zeigt, wie groß inzwischen die Probleme von Betrieben sind, alle Lehrstellen zu besetzen. Ein dramatischeres Bild zeichnet ein Pressesprecher der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK). Er beziffert die Zahl der unbesetzten Lehrstellen mit 420, die der noch unversorgten Bewerber mit knapp 370.

Vor allem der Brucker Einzelhandel sucht noch Auszubildende. (Foto: Günther Reger)

Laut IHK treten in dieser Woche 337 Jugendliche eine Lehre bei Betrieben aus Industrie, Handel und Dienstleistungen im Landkreis an. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl der Ausbildungsverträge bei IHK-Mitgliedern "deutlich" um 13,9 Prozent angestiegen, heißt es. Die fünf gefragtesten IHK-Ausbildungsberufe sind Kaufleute für Büromanagement, Einzelhandelskaufleute, Kraftfahrzeug-Mechatroniker, Industriekaufleute und Verkäufer. Selbst mit diesem Zuwachs ist der Bedarf nicht mehr zu decken.

"Angesichts der starken Konjunktur setzen die Betriebe mehr denn je auf den eigenen Fachkräftenachwuchs, die passenden Bewerber bleiben aber Mangelware", sagt Michael Steinbauer, der Vorsitzende des Brucker IHK-Regionalausschusses. Der Maisacher begründe den Bewerbermangel mit der Akademisierung und einer stagnierenden Zahl von Schulabgängern. Da Handwerksbetriebe und freie Berufe nicht Mitglieder der IHK sind, wird die Situation dieser Gruppen von ihr nicht erfasst.

Aber auch nicht jeder, der eine Lehrstelle sucht oder anbietet, wendet sich an die Agentur für Arbeit. Elvira Thoma, Sprecherin der für den Landkreis Fürstenfeldbruck zuständigen Agentur für Arbeit in Weilheim, ist deshalb der Meinung, dass in den kommenden Wochen noch viele Ausbildungsverträge abgeschlossen werden und sich noch viel bewegen werde. Zudem entschlössen sich viele, die sich für eine Lehrstelle beworben haben, doch noch zum Besuch einer weiterführenden Schule. Lehrlinge mit Problemen in der Ausbildung werden von der Agentur für Arbeit über die sogenannte Assistierte Ausbildung gezielt gefördert. Das Angebot richtet sich an Jugendliche, die den Anforderungen im Betrieb und in der Berufsschule nicht gewachsen sind. Mit individueller Förderung soll ein Abbruch der Berufsausbildung verhindert werden.

Die Germeringer Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer (Grüne) fordert zum Beginn des Ausbildungsjahres eine Erhöhung der Berufsausbildungsbeihilfe. Es könne nicht sein, dass Erzieher, Pflegekräfte und Gesundheitsfachleute gesucht werden, diese aber während ihrer Ausbildung allein gelassen würden. Mit einem Berufsschulprogramm mit Investitionen von 500 Millionen Euro jährlich soll die Attraktivität des dualen Systems verbessert werden. In Zeiten des Fachkräftemangels dürfe eine Ausbildung nicht an finanziellen Hürden scheitern.

© SZ vom 01.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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