Fürstenfeldbruck:Lebensgefühl des Südens

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Viktor Fischer und Hans Schmölz sind die Tausendsassas der Brucker Gastroszene. In einer Woche öffnet im ehemaligen Hendlhaus ihr nächstes Projekt: die Martha Pizzarei

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

- Die sozialen Medien eignen sich für vielerlei Kommunikation, und so hat die Martha Pizzarei schon lange, bevor sie am 11. Februar erstmals öffnen wird, Kontakt aufgenommen zu ihren potenziellen Gästen. Professionelle Fotos, kleine Videosequenzen und Statements informieren seit längerem auf Facebook über den Baufortschritt der neuen Gaststätte im Zentrum von Fürstenfeldbruck. Es wird viel geliked und geteilt. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass viele den Start der neuen Location an historischer Stätte herbeisehnen.

Martha Pizzarei soll diese heißen, "weil wir sie nicht einfach Pizzeria nennen wollten", erklärt Markus Bauer, der für Markenentwicklung und PR im Team der neuen Betreiber zuständig ist. "Pizzarei" sei bei den zur Namenssuche unternommenen Wortspielen schließlich herausgekommen und für gut befunden worden: "Ein schönes, sehr melodisches Wort." Und Martha soll Reminiszenz sein an das alte Marthabräu, das dort an der Hauptstraße in Fürstenfeldbruck seinerzeit neben sieben weiteren Brauereien seinen Sitz hatte. Seit dem 16. Jahrhundert gab es die Marthabrauerei in eben jenem Anwesen in der Hauptstraße Nummer 11 - mit einem Gasthof im Vorderhaus und der Brauerei in den rückwärtigen Gebäuden. Das Brauhaus verschwand. Nach der Fusion von Marthabräu und Schlossbrauerei Kaltenberg wurde und wird noch immer an der Augsburger Straße Bier gebraut. Die Gaststätte blieb, firmierte zuletzt 25 Jahre lang als Wiener Hendlhaus, ehe der ehemalige Brucker Gewerbeverbandsvorsitzende Horst Jirgl vor anderthalb Jahren mit seinem Betrieb nach Germering umzog.

Neue Gastlichkeit: Nadin (v.l.) und Viktor Fischer und Hans und Anja Schmölz eröffnen am 11. Februar gemeinsam die Martha Pizzarei inmitten von Fürstenfeldbruck. (Foto: Günther Reger)

Das Allinger Bauunternehmen Vilgertshofer erwarb und sanierte das Gebäude in Bruck. Während der Umbauarbeiten stellte sich heraus, dass die Idee, dort wieder eine bayerische Wirtschaft zu eröffnen, nicht umzusetzen war. So fiel die Entscheidung zugunsten der Pizzeria - wieder eine, sagen manche Brucker und verweisen darauf, dass es in der näheren Umgebung bereits mehrere italienische Gaststätten mit dem Angebot Pizza gebe. Doch "wir lieben das südliche Lebensgefühl und den Genuss am gemeinschaftlichen Essen und Trinken", sagt Hans Schmölz, der zusammen mit Viktor Fischer das neue Lokal betreibt. Die moderne Pizzeria, sagen sie, erlebe derzeit eine Renaissance.

Die beiden sind Wirte aus Leidenschaft und aus der lokalen Gastroszene nicht mehr wegzudenken. Als Quereinsteiger hatte der Diplom-Sportlehrer Fischer, 46, das Brucker Park-Café an der Augsburger Straße mehr als zehn Jahre lang geführt, ehe er Ende 2011 dann zusammen mit seiner Ehefrau Nadin und einem Partner das Restaurant Vierwasser an der Amper eröffnete. Mitte vorigen Jahres stiegen sie dort aus. Hans Schmölz, 49, ist sozusagen in der Branche groß geworden. Seine Eltern gründeten die Freizeitsportanlage Amperpark in Emmering, die führt er seit langem als einer von zwei Geschäftsführern, ebenso den Buck Rogers Club in der Brucker Hasenheide. Noch früher waren die beiden auch mit sportlichen Erfolgen in Erscheinung getreten, Fischer als Fußballer des Sportclubs Fürstenfeldbruck, Schmölz als einer der besten Tennisspieler des Landkreises. Als Geschäftspartner sind sie in der Red Lounge zusammengekommen, die sie mehrmals im Jahr in der Klostertenne veranstalten. Gemeinsam betreiben sie auch den Pavillon Beach an der Amper und das vor etwas mehr als einem Jahr eingerichtete Lokal Bottles'n'Burgers an der Schöngeisinger Straße. Im Juni richten sie - diesmal an zwei Tagen - wieder das Foodtruck-Festival auf dem Brucker Volksfestplatz aus. Sie haben sich einen guten Ruf erarbeitet und sind ein eingespieltes Team, zu dem auch ihre beiden Ehefrauen Nadin Fischer, 39, und Anja Schmölz, 47, gehören, die sich ebenfalls bestens verstehen. Alle vier sehen sich als Gastroteam, das bereit ist, neue Wege zu gehen und Herausforderungen zu suchen. Um sich herum haben sie ein ganzes Kreativteam geschart, das sich um Fotos und Grafik, Inneneinrichtung und Marketing kümmert. Ihr Erfolgsrezept? "An den Start gehen und die Sache wachsen lassen", sagt Viktor Fischer: "Und am Puls der Zeit sein."

"Pizzarei" ist bei den Wortspielen in der Namenssuche herausgekommen und für gut befunden worden: "Ein schönes, sehr melodisches Wort." (Foto: Günther Reger)

Die Speisen in der Martha Pizzarei haben sie selbst entwickelt und dabei ausprobiert, womit man eine Pizza belegen kann. Vier Pizzabäcker setzen das um. Es gibt die Pizza in 16 verschiedenen Variationen - nicht einfach nur in den Pizzaofen geschoben, sagen die Wirte, sondern "veredelt "- mit Gewürzen, Kräutern, Chili- oder Limettenöl, Fleisch, Fisch, vegetarisch und vegan oder als schwarze "Pizza Vulcano", alle mit einem Durchmesser von 38 Zentimetern. "Die Optik ist uns wichtig", sagen die Wirte. Daneben wird es Pasta-Gerichte, eine Auswahl an Salaten und Desserts geben. Alle Gerichte, die mit einem Herz markiert sind, gibt es von vier Personen an auch als Familienportion - in großen Schüsseln, Reinen oder Töpfen oder auf einer neu entwickelten Pizza-Etagère - zum gemeinsamen Essen und Probieren. Für eilige Menschen hält eine Vitrine Passendes zum Mitnehmen in nachhaltigen Verpackungen oder Pfandgläsern bereit. Für seine Gäste öffnet das Lokal montags bis freitags um 8.30 Uhr, samstags um 10 Uhr und am Sonntag um 17 Uhr; es schließt um 23 Uhr (freitags und samstags um 24 Uhr).

Das Lokal verfügt nach dem Umbau über etwa hundert Sitzplätze, inmitten des großen Gastraums befindet sich die offene, von drei Seiten einsehbare Küche mit Pizzaofen und Holzkamin. Mit viel Liebe zum Detail widmeten sich die neuen Betreiber der Einrichtung ihres Lokals: Nach Tischen und Stühlen wurde eigens bei Antiquitätenhändlern gesucht. Nicht immer einfach, erinnert sich Hans Schmölz, weil man für die Ausstattung ja eine größere Zahl zumindest ähnlicher Sitzgelegenheiten benötige. An einer Seite des Lokals führt ein durchgehendes Sofa entlang, auf der anderen Seite steht die Bar, deren Tresen und Vertäfelung im Hintergrund aus alten, recycelten Türen bestehen. Die Bar soll nicht nur der Getränkeausgabe dienen, sondern "Anziehungspunkt sein, dass man sich hier trifft", sagt Schmölz: "Es geht neben Essen und Trinken auch um Geselligkeit, Genuss und Wohlfühlen." Man sei "gerne Gastgeber", verkündet Viktor Fischer.

Seit dem 16. Jahrhundert gab es die Marthabrauerei in eben jenem Anwesen an der Hauptstraße Nummer 11 - der Name soll auch eine Reminiszenz daran sein. (Foto: Günther Reger)

Und geschäftstüchtig sind sie auch. In einem eigenen kleinen Shop finden sich die Produkte, die auch die Martha-Küche verwendet, für zu Hause: Gewürze, Marmeladen, Honig, Öle, Espresso, Hauswein. Schon vor Weihnachten gab es Gutscheine für das Lokal zu kaufen, und mit ihrer Ape, einem Kleintransporter italienischer Bauart auf drei Rädern, werden sie im Frühjahr wieder in Fürstenfeldbruck zu erkennen sein.

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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