Fürstenfeldbruck:Leben am Wasser

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Zwei Museen im Landkreis beteiligen sich an regionalem Projekt

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

"Wasser ist Leben" lautet ein beliebter Slogan der Umweltbewegung. Die vielfältige soziale und kulturelle Bedeutung dieser Lebensgrundlage macht nun eine Reihe von Ausstellungen bewusst, die in diesem Sommer von der "Landpartie", einem Zusammenschluss von neun Museen und Galerien rund um München, gezeigt werden. Aus dem Landkreis sind das Museum Fürstenfeldbruck sowie der Jexhof beteiligt.

Das Museum im ehemaligen Kloster Fürstenfeld widmet sich unter dem Titel "Am Wasser" den Steinzeitmenschen am Haspelsee. Für die Menschen damals bot ein Platz an einem See oder einem Fluss die Möglichkeit zu fischen und ausreichend Trinkwasser zu haben. Sensationelle Funde aus dem Haspelmoor im nordwestlichen Landkreis zeigen, dass dort schon vor mehr als 11 000 Jahren Menschen gejagt und dauerhaft gelebt haben. Damit zählt der Ort zu den ältesten Besiedlungen Bayerns. Bereits vor vielen Jahren hat Kreisheimatpfleger Toni Drexler eine Vielzahl von Artefakten aus Stein gefunden, das Material, aus dem die Menschen damals Angelhaken, Schaber, Äxte sowie Pfeil- und Speerspitzen fertigten. Die Pollenanalyse hat nun gezeigt, dass dort möglicherweise bereits vor siebentausend Jahren erstes Getreide angebaut wurde.

Dafür haben Wissenschaftler die Konzentration von Pollen aus dem Kern einer sieben Meter langen Bohrung im Haspelmoor untersucht. Aus Vorkommen und Menge der Pollen verschiedener Pflanzen lässt sich auf die Vegetation sowie die Anwesenheit von Tieren und Menschen und deren Wirtschaftsform schließen. In der Ausstellung werden originale Funde, Inszenierungen und moderne Medien einen Einblick vermitteln, wie sich durch die Klimaveränderungen nach der Eiszeit Flora und Fauna und damit die Lebensbedingungen für die Menschen in unserer Region gewandelt haben. Gezeigt wird der plastifizierte Bohrkern sowie ein 3-D-Film, der im Zeitraffer den Wandel der Landschaft zeigt, von der Tundra über den lichten Mischwald bis zu den Nadelwäldern der Moderne als Kulturlandschaft, erklärt Museumsleiterin Eva von Seckendorff. Aus Norddeutschland werden fein gearbeitete steinzeitliche Angelhaken zu sehen sein, die sich dort in Mooren erhalten haben. Wie ein Lager unserer Vorfahren ausgesehen haben könnte, zeigt eine Inszenierung. Die Ausstellung im Museum Fürstenfeld wird am 7. Mai eröffnet und wird bis 4. Oktober zu sehen sein.

Das Bauernhofmuseum Jexhof bei Schöngeising widmet sich in Kooperation mit dem Bezirksmuseum Dachau der Amper, ihrer Geschichte und den Geschichten, die mit dem Gewässer verbunden sind, das einst ein mächtiger Schmelzwasser-Fluss war und immer noch die Region prägt, die zu Recht auch Amperland genannt wird.

Der Jexhof beschäftigt sich mit dem Abschnitt zwischen Ammersee und Olching, mit der Quelle des Flusses und seinem Verlauf, Hochwasser, Regulierungen und Begradigungen, dazu der Flora und Fauna von den Wiesenbrütern bis zum Biber, von Wasserflöhen und Fischen. War der Fluss seit der Bronzezeit als Transportweg wichtig, auf dem seit dem 19. Jahrhundert nicht bloß Flöße, sondern sogar Dampfschiffe, wie die berühmte Mooskuh, bis Grafrath fuhren, so wurde die Amper in dieser Zeit auch Energielieferant. Das Elektrizitätswerk bei Schöngeising ist eines der ältesten Wasserkraftwerke weltweit. Das Ampermoos wird als eines der bedeutendsten Moore Bayerns gewürdigt.

In der Beziehung zwischen dem Fluss und den Menschen spielten nicht nur nützliche Seiten eine Rolle, sondern auch das Vergnügen und die Freude, Beschaulichkeit und Idylle. Daran konnte die Pleinair-Malerei nicht vorbeigehen, weshalb in der Ausstellung auch dieser wichtige Aspekt bewusst gemacht wird. Dazu wird es wieder eine Publikation in der Reihe "Jexhof-Hefte" geben mit vielen Fachbeiträgen und Abbildungen. Die Ausstellung unter dem Titel "Die Amper. Geschichte(n) eines Flusses" wird von 15. Mai bis 31. Oktober gezeigt.

Zur Ausstellungsreihe erscheint eine App für Smartphones mit dem Titel "Landpartie - Wasserwege". Die App ermöglicht es, allerlei Ausflugsziele zum Thema Wasser zu entdecken und Interessantes zu Wasser und Kultur rund um München zu erfahren. Besucher der "Wasser"-Ausstellungen der Landpartie-Museen können ihre ganz eigene "Landpartie" zusammenstellen. Wer sich die App im Playstore (Android) oder im Appstore (Apple) herunterlädt, wird zu Wasser-Sehenswürdigkeiten rund um München geführt und kann seinen Museumsbesuch mit Wissenswertem zum Thema Wasser in der Region abrunden.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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