Fürstenfeldbruck:Landwirtschaft des Vertrauens

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Michael Dippold (Mitte) hat "Unser Land" an Rita Multerer und Alfred Wagner übergeben. (Foto: Carmen Voxbrunner)

"Brucker Land" geht mit neuem Vorstand in die Zukunft

Von Christian Hufnagel, Fürstenfeldbruck

Michael Dippold zieht ein positives Resümee: "Das allgemeine Bewusstsein für regionale Produkte hat unwahrscheinlich zugenommen." Und wenn einer das veränderte Konsumverhalten beurteilen kann, ist es der 65-jährige Dozent für Kommunikationssysteme. Er war vor 24 Jahren Gründungsmitglied gewesen, zuletzt hatte er acht Jahre den Vorsitz inne. Dass sich also die Solidar- und Erzeugergemeinschaft "Brucker Land" in diesem Vierteljahrhundert wunderbar entwickelt hat, belegt der Puchheimer mit Zahlen. War Brot der Ausgangspunkt, so werden heute nicht weniger als 170 Produkte vertrieben, eine Palette, über die "Unser Land" inzwischen verfügt und die im Lebensmittelhandel zu finden ist. Dem Dachverband gehören zehn regionale Solidargemeinschaften wie die in Fürstenfeldbruck an. Zusammengeschlossen haben sich darin Menschen aus fünf Bereichen: Landwirtschaft, Kirche, Verbraucher, Handwerk und Handel sowie Umweltschutz.

Am Beispiel des Brotes lässt sich veranschaulichen, was gemeint ist, wenn das Ziel in einem Informationsblatt folgendermaßen formuliert wird: "Die Arbeit des Netzwerkes dient dem Erhalt der Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen in der Region." Für das Brot von "Unser Land" verwenden die Bäckereien heimisches Mehl. Dieses stamme von hiesigen Getreidelandwirten und werde in Mühlen der Umgebung "schonend gemahlen", wie es in der Broschüre weiter heißt. Das Getreide wiederum stamme aus einem kontrollierten Anbau, was Unkrautbekämpfungsmittel ausschließe, sagt Alfred Wagner. Der zweite Vorsitzende des "Brucker Landes" muss es wissen. Seine Landwirtschaft in Gernlinden, die inzwischen der Sohn betreibt, basiert neben der Mutterkuhhaltung auf dem Getreideanbau.

Und aus der Überzeugung heraus, dass eine derartige Form der Landwirtschaft "etwas Tolles" ist, hat Rita Multerer gerne den Vorsitz bei "Brucker Land" übernommen, wie sie bei einem Besuch in der Redaktion der SZ Fürstenfeldbruck betont. Auch die 48-jährige Mutter von sechs Kindern ist ein Gründungsmitglied und als solches also schon von Anbeginn der Solidargemeinschaft mit dabei. Die Adelshofenerin entstammt selbst einer kleinen Landwirtschaft, als siebtes Kind der Familie. Und eine Erfahrung hat sie sehr geprägt und letztendlich zu diesem ehrenamtlichen Engagement animiert: "Alles, was wir zum Leben gebraucht haben, war da. Das hat super funktioniert", sagt sie und plädiert für eine kleinteilige landwirtschaftliche Struktur. Die allgemeine Entwicklung hin zu immer mehr Großbetrieben spricht freilich eine andere Sprache. In ihrem Heimatdorf habe es einmal 54 Milchlieferanten gegeben, sagt Multerer: "Heute gibt es keinen Liter mehr aus Adelshofen. Soviel zum Thema Fortschritt", sagt die neue Vorsitzende des Vereins "Brucker Land".

© SZ vom 10.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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