Fürstenfeldbruck:Landkreis macht Rückzieher

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Aus Squashpalast wird nun doch keine Flüchtlingsunterkunft

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Bereits weit fortgeschritten waren die Planungen, den 1980 errichteten Squashpalasts nahe dem Bahnhof Buchenau bis zum Herbst durch eine zweistöckige, aus Fertigteilen bestehende Unterkunft für 74 Asylbewerber zu ersetzte. Nun aber macht der Landkreis einen Rückzieher und legt das Projekt, für viele überraschend, ad acta. Im Brucker Bauausschuss herrschte zunächst Rätselraten über die Hintergründe.

Ines Roellecke, Sprecherin des Landratsamts, bestätigte am Freitag, dass der Kreis "diese Pläne nicht mehr weiterverfolgt" und begründet diese Entscheidung damit, die Stadt habe "auf Jahre" ihre Verpflichtungen bei der Unterbringung von Asylbewerbern erfüllt. Mit Blick auf die Erstaufnahmestelle am Fliegerhorst mit ihren 600 Bewohnern und die 72 im Gewerbegebiet Hasenheide untergebrachten Asylbewerber hatte Oberbürgermeister Klaus Pleil (BBV) Landrat Thomas Karmasin (CSU) zuvor wiederholt darauf hingewiesen, die Belastungsgrenze der Stadt sei erreicht. Ganz ausschließen will Roellecke aber auch nicht, dass sich die Situation doch wieder ändern kann. Sollten dem Landkreis außergewöhnlich viele Asylbewerber zugewiesen werden und er keine Alternativen finde, dann müsse man neu rechnen. Abgesehen von einigen kleineren Wohnungsprojekten gibt es auch keine Alternativen zum Squashpalast.

Im Fachausschuss hatte BBV-Stadtrat Florian Weber, der den Squashpalast gepachtet hat, gemutmaßt, dem Landkreis sei das gesamte Projekt schlicht zu teuer geworden. Wolfgang Brückner, der Besitzer des Hauses, hält dagegen Roelleckes Hinweis auf politische Absprachen für plausibel. Er hatte die Kunde von der Absage gelassen aufgenommen. Denn der Squashpalast laufe unter dem neuen Betreiber Weber ebenso gut wie der Veranstaltungsbereich für Feste oder Fußballübertragungen und die Gastronomie. "Für mich war das mit den Asylbewerbern nur eine Option von vielen." Schließlich hat er auch eine gültige Baugenehmigung für eine Einzelhandelsnutzung in der Tasche. Bei Bedarf kann also auf dem Grundstück ein Supermarkt gebaut werden. Sollte wiederum die Stadt beispielsweise Räume für bereits anerkannte Flüchtlinge suchen, sei er zu Gesprächen bereit. Für die Unterbringung von anerkannten Asylbewerbern, die keine Wohnung finden, ist die jeweilige Kommune zuständig. Brückner wäre bereit, ein Haus zu bauen und dieses beispielsweise zehn Jahre lang an die Stadt zu vermieten. Sofern kein Interesse seitens der Stadt besteht, dann soll am Kurt-Huber-Ring eben zumindest vorerst alles so bleiben, wie es ist.

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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