Auch Herbert Klückers, der Vorsitzende des Sängerkreises Fürstenfeldbruck, gehört zum Luttenwanger Männerchor "Frohsinn". Der singt auf der Bühne im vollbesetzten Fürstenfelder Stadtsaal von einem "Rendezvous", das ohne Happy End endet. "Dumm gelaufen, dumm gelaufen" singen einige der 16 Männer zum Vergnügen der Zuhörer immer wieder leise dazwischen. Text, Arrangement und stimmliche Qualität des Chores unter der Leitung von Rupert Dellinger quittiert das Publikum beim 68. Kreissingen des Sängerkreises mit großem Applaus. Die Besucher können das Dargebotene gut beurteilen. Gehören sie doch den 19 Chören an, die an diesem Abend auftreten, um mit einem oder auch zwei Liedern den Stand ihrer momentanen Sangesarbeit zu präsentieren.
"Es gilt bei dieser Veranstaltung über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen", bekräftigt Herbert Klückers bei seiner Ansprache vor den versammelten Chören. Es gehe um die familiäre Gemeinschaft, auch um "Sängerherzen", bei denen Gesang und Musik an vorderster Stelle stehen. Das Kreissingen ist bewusst kein Wertungssingen. Das macht es für die Chöre einfacher, auch mal etwas Ungewöhnliches zu probieren. Dazu zählt auch das "Rendezvous". "Wir singen das auswendig, deshalb gelingt es so gut", sagt Klückers fest überzeugt. Auswendig singen, bedeute wesentlich höhere Konzentration, so der Chef des Sängerkreises. "Auch den Blickkontakt mit dem Dirigenten kann so besser gehalten werden." Insgesamt sei das Niveau beim Kreissingen gestiegen.
Klückers ist seit 2009 Vorsitzender des Sängerkreises. 29 Landkreischöre gehören dazu. 19 treten an diesem Abend auf. Die reinen Männerchöre nehmen mangels Nachwuchs ab. Neun gibt es noch im Landkreis, dazu einen Frauenchor, doch die gemischten Chöre dominieren. "Optimal gemischt wäre ein Drittel Männer", sagt Helga Lindner, Vorsitzende der Chorgemeinschaft MGV Fürstenfeldbruck, die das Stück "Over the rainbow" aufführt Denn ein Drittel Männer sei "gut für einen ausgewogenen Chorklang". Doch das Drittel erreicht der Chor nicht. Es mangelt an Nachwuchs. Lindner ist überzeugt, dass das "vor allen die Städte betrifft". Dort würden sich die Jugendlichen anders orientieren.
In vielen Gemeinden auf dem Land sieht das anders aus. Der Gesangverein Maisach hat viele jüngere Frauen in seinen Reihen. Anna Eberl, Luisa Jäger und Emely Hocke stehen im Stadtsaal und warten auf ihren Auftritt. "Es ist Freude, Spaß, Abschalten vom Alltag und gemeinsam etwas schaffen", sagen die Mädchen und Frauen, die seit dem Kindesalter im Maisacher Chor singen, übereinstimmend. Nachwuchsprobleme kennt er nicht, verfügt er doch über zwei Kinderchöre und einem Jugendchor. Der Gesangverein Maisach ist am Schluss der Veranstaltung dran. Zwei Stücke hat er vorbereitet. "Weit, weit weg" von Volksmusiker Hubert von Goisern und dann noch "Is die Liab net a Wunda" von Lorenz Maierhofer. Chorleiter Christian Meister ist plötzlich krank geworden, deshalb springt Chormitglied Doris Fischer als Dirigentin ein, bittet aber den 50 Sängerinnen und Sänger noch zum Einsingen.
Nach der Pause schmettern 40 Männer in einer Chorgemeinschaft aus Eichenau, Gröbenzell und Puchheim die inoffizielle irische Stadthymne von Dublin, "Molly Malone". Der Chor aus Türkenfeld trägt das eher traditionelle Volkslied "Träume aus der Kinderzeit" vor. Sehr berührend gestaltet sich der Auftritt der Liedertafel Günzlhofen. "Amoi seg' ma uns wieder", ebenfalls komponiert vom österreichischen Liedtexter Lorenz Maierhofer und dirigiert von Birgit Neumair, gehört mit Solistin Monika Krapf zu den musikalischen Höhepunkten des kurzweiligen Abends.