Fürstenfeldbruck:Kurzer Draht zur Hilfe

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Sensibilisieren für das Thema "Gewalt gegen Frauen" (von links): Klaus Frank, Rafaela Mötsch, Ilse Boltz und Gabriela Baum (Foto: Carmen Voxbrunner)

Am Internationalen Aktionstag verteilt der "Runde Tisch gegen häusliche Gewalt" mit Notfallnummern bedruckte Bäckertüten

Von Kristina Kobl, Fürstenfeldbruck

165 Frauen, die von Gewalt betroffen waren, wurden im vergangenen Jahr im Landkreis Fürstenfeldbruck am Notfalltelefon beraten. Die Dunkelziffer der Opfer von Gewalt ist jedoch viel höher - denn viele Frauen schämen sich und verzichten deshalb darauf, Hilfe zu holen. Das sagt Klaus Frank vom Weißen Ring. Am internationalen Aktionstages gegen Gewalt an Frauen sucht er am Montag die Öffentlichkeit. Es gilt, auf das Thema aufmerksam zu machen und betroffene Frauen zu unterstützen.

Das Motto: Gewalt kommt nicht in die Tüte. Dazu passend werden im Stadtzentrum sowie in der Buchenau Papiertüten ausgegeben. Bedruckt sind sie mit wichtigen Notfall-Nummern. Der Inhalt: frisch gebackene Semmeln und Brezen. Organisator ist der "Runde Tisch gegen häusliche Gewalt Fürstenfeldbruck", dem unter anderem der Weiße Ring und der Verein Frauen helfen Frauen (der Frauenhaus und Frauennotruf betreut) angehören.

Notfallnummern wie der Frauennotruf seien für Gewaltopfer der erste Schritt, sagt der frühere Germeringer Polizeichef Frank: "Für die Frauen ist es schon eine gute Möglichkeit, dort anrufen zu können, ohne, dass der Mann es mitbekommt."

Ilse Boltz ist ehrenamtliche Mitarbeiterin bei Frauen helfen Frauen und macht Bereitschaftsdienst für das Notfalltelefon - das Mobiltelefon rotiert jede Woche unter Mitarbeitern und ist rund um die Uhr besetzt. Dorthin werden Anrufe außerhalb der Bürozeiten der Beratungsstelle umgeleitet. Boltz beruhigt die Frauen am Telefon und berät sie: "Oft helfen schon kleine Ratschläge, auf die die Frauen in dem Moment nicht selbst kommen." Sie nennt den Frauen auch mögliche Auswege - wie das Frauenhaus: Es gibt allerdings nur ein Frauenhaus im Landkreis. Und das ist meistens voll belegt. Wenn es nur um einen sicheren Unterschlupf für eine Nacht geht, könne die Bahnhofsmission helfen, sagt Boltz. 2020 beginne zudem der Bau eines weiteren Frauenhauses im Landkreis. Der Weiße Ring bietet den Frauen im nächsten Schritt die nötige Unterstützung: Begleitung zu Polizei oder Gericht, Hilfe bei der Suche nach einer Wohnung oder im Fall einer finanziellen Notlage.

Um zwölf Uhr mittags haben die Aktivisten schon 200 Tüten mit Nummern unter die Leute gebracht. In den nächsten Tagen werden die Tüten nun auch noch bei vielen Bäckereien im Landkreis verteilt. Auch die Bäckerei Wimmer hat 1000 Tüten bekommen und bepackt diese, bis sie weg sind. Wenn das Gebäck aufgegessen ist, kann man die Tüte aufheben und die Notrufnummern speichern oder auswendig lernen. Damit das Thema Gewalt an Frauen nicht nur am Aktionstag Aufmerksamkeit bekommt, sondern dauerhaft präsent ist.

Wichtige Telefonnummern: Frauennotruf 0 8141/29 08 50; Frauenhaus 08141/35 73 565; Opfertelefon Weißer Ring 116 006 ;

© SZ vom 26.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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