Fürstenfeldbruck:Kunst und Historie

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Historische Baustrukturen wie der Kilometerbau sollten nach Ansicht des Werkbundes erhalten bleiben. (Foto: Günther Reger)

Werkbund interessiert sich für Fliegerhorst-Umwandlung

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Deutsche Werkbund Bayern hat der Stadt seine Hilfe bei der zivilen Überplanung des Fliegerhorsts angeboten. Im Konversionsausschuss stellte sich eine vom Vorsitzenden Christian Böhm angeführte und mit Architekten, Stadtplanern, Unternehmern und Künstlern besetzte Delegation dieser "altehrwürdigen Organisation" (Stadtbaurat Martin Kornacher) vor und umriss die Form einer möglichen Kooperation mit Fürstenfeldbruck. Ob es dazu kommt, müssen die städtischen Gremien entscheiden.

Der heute etwa 1500 Mitglieder starke Deutsche Werkbund wurde 1907 als wirtschaftskulturelle "Vereinigung von Künstlern, Architekten, Unternehmern und Sachverständigen" auf Anregung von Hermann Muthesius, dem Heilbronner Politiker Friedrich Naumann und Henry van de Velde in München gegründet. Sein heutiger Hauptsitz ist Darmstadt. Er zielte in den Gründerjahren ab auf eine "Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk sowie durch Erziehung". Der Verein mit seinen ehrenamtlichen Mitgliedern richtet heute Veranstaltungen aus, leitet Exkursionen, publiziert Fachliteratur und stellt Ausstellungen zusammen.

Der etwa 300 Mitglieder zählende Werkbund Bayern hat nach der Jahrtausendwende den Bau einer neuen Werkbundsiedlung in München, der Gründungsstadt des Werkbunds, initiiert. Damit sollten Konzepte von Werkbundsiedlungen in Wien, Stuttgart oder Prag fortgeführt werden. Über einen internationalen Architektenwettbewerb wurde der Entwurf des japanischen Architekten Kazunari Sakamoto als städtebauliches Konzept der Werkbundsiedlung Wiesenfeld ausgewählt. Von 2007 an sollte mit dem Bau der Wohnhäuser nach den Entwürfen von zwölf Architekturbüros begonnen werden, was jedoch im Herbst 2007 vom Münchner Stadtrat abgelehnt wurde. Zurzeit ist der Werkbund noch mit Taufkirchen im Gespräch. Dort wie auch in Fürstenfeldbruck könnte es darum gehen, zeitgemäße und für weite Bevölkerungsschichten erschwingliche urbane Wohnformen in einem "lebendigen Quartier" zu schaffen - unter Berücksichtigung einer verträglichen Mobilität und eines effizienten Energieeinsatzes.

In der Gestaltung und der Qualität sieht der in Germering aufgewachsene Böhm den Schlüssel für die Identifikation mit einem Wohnquartier. Der Werkbund könnte seiner Ansicht nach als Ideengeber und fachliche Begleitung fungieren, könne aber die Arbeit professioneller Planungsbüros nicht ersetzen und arbeite rein ehrenamtlich. "Der Fliegerhorst würde uns reizen", sagte er mit Blick auf eine mögliche Partnerschaft. Experten des Werkbundes sind unter anderem zum Ergebnis gekommen, dass historische Baustrukturen möglichst erhalten werden sollten. Auch Kunst könne dort eine Perspektive schaffen, warb der Münchner Werkbund-Architekt Werner Frosch. Er versuchte, die auch von Klaus Wollenberg (FDP) vorgebrachten Vorbehalte einer Einbindung auswärtiger Planer, die zu sehr in großstädtischen Strukturen verfangen sind, zu zerstreuen: "Keine Angst, wir wollen Ihnen keinen Staubsauger verkaufen."

Andreas Lohde (CSU) zeigte sich sehr aufgeschlossen. Es gelte nun, "zügig die Köpfe zusammenzustecken" und die "Hilfestellung beim denken" anzunehmen. Die Architektin Gabriele Fröhlich (SPD) erinnerte daran, dass die Stadt bereits viel Vorarbeit geleistet habe, auf der man nun gemeinsam aufbauen könne. So wurden bereits Leitbilder entwickelt, die beispielsweise ein Zusammenspiel von Wohnen und Arbeiten nahelegen. Fröhlich: "Man muss das Rad also nicht neu erfinden." Positiv äußerten sich auch Hans Schilling (CSU) und Ulrich Schmetz (SPD).

© SZ vom 13.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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