Fürstenfeldbruck:Kultur im Abrisshaus

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Die ehemalige Bäckerei Buchauer in Fürstenfeldbruck verwandelt sich an den beiden kommenden Wochenenden in eine Ausstellungsfläche

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Die kulturelle Zwischennutzung von leer stehenden Büro- oder Gewerbeflächen ist gerade in München und anderen Großstädten nichts Neues. Die Künstler freuen sich, dass sie für eine gewisse Zeit einen Platz zum Arbeiten und Ausstellen haben, die Investoren freuen sich darüber, dass ihre Immobilie oder ihr Grundstück dadurch aufgewertet wird - so lautet der Deal. Dass es nun aber auch hier im Landkreis so eine Zwischennutzung gibt, ist durchaus bemerkenswert. Gerade in der Kreisstadt, in der es vergleichsweise wenig Leerstand gibt. In der Bäckerei Buchauer an der Schöngeisinger Straße 62 haben die Mitglieder der IG Kultur nun einen Raum gefunden, den sie nutzen können.

Dort wird es nun an den beiden kommenden Wochenenden jeweils Veranstaltungen geben, bevor das Gebäude dann abgerissen wird. "Typ 405" heißt das Projekt, benannt nach der Standardbezeichnung für Mehl, jenem Grundstoff also, der jahrelang in den Räumen verarbeitet wurde, die nun für die Kunst genutzt werden. Zuerst sind an diesem Wochenende zwei junge Fotografen zu sehen, deren Werke wie gemacht für die Räumlichkeiten sind. Benjamin Kis ist für seine Arbeit im November 2015 nach Fukushima gereist, um dort die verstrahlte Gegend zu dokumentieren. Die Bilder, die dabei entstanden sind, zeigen Landschaften und Orte, die völlig überstürzt verlassen wurden und sich seitdem nicht mehr geändert haben. Wie etwa zwei Getränkeautomaten, die immer noch gefüllt sind und in bunten Farben für ihren Inhalt werben. Dass etwas nicht stimmt, lässt sich nur daran erkennen, dass die Automaten völlig zugewachsen sind. Ein anders Bild zeigt einen kleinen Straßenladen, mit verdreckter Markise und geschlossenem Rolltor. Kis' Fotografien vermitteln dem Betrachter eine absolut gespenstische Atmosphäre.

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(Foto: Veranstalter)

Fotografien von Benjamin Kis.

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(Foto: Veranstalter)

Die ehemalige Bäckerei wird in einen Ausstellungsraum umfunktioniert.

Ebenso verstörend wirken die Bilder von Nikolai Marcinowski. Seine Serie "lost & found" zeigt Gegenstände, die eine Gemeinsamkeit besitzen: Alle sind irgendwann durch die Schlitze Münchener Kanaldeckel gefallen. Verdeckt von Rost und Staub, hat sie Marcinowksi entdeckt und fotografiert. Ganz nüchtern hat er sie auf weißen Hintergrund festgehalten, so dass der Fokus nur auf den Gegenständen liegt, sei es eine Uhr, ein Vorhängeschloss oder ein Geldbeutel, die so ihre eigene Geschichte erzählen können - und von Zerfall und Vergänglichkeit.

Zur Vernissage am Samstag, 16. Juli, kommt auch das Münchner Trio "Monaco Bass". Wie der Name schon verspricht, ist seine Musik absolut basslastig. Für alle, die nicht persönlich vorbeischauen können, wird der Auftritt sogar live im Internet übertragen.

Etwas ganz Besonderes erwartet die Besucher auch am zweiten Wochenende. Dann präsentiert das Label "Only a Few" seine erste Kollektion in den Räumen der alten Bäckerei. Entstanden aus einer nächtlichen Schnapsidee, haben die sechs kreativen Köpfe hinter dem Label das Projekt entwickelt. Sie bezeichnen sich als Kollektiv, das neue Ideen erarbeitet und weiterentwickelt. Diese Einstellung wollen sie auch in ihren Produkten sichtbar machen. Ob das mit der Kollektion "Bricks of the Gutter" gelungen ist, können die Besucher selbst beurteilen. Aber es gibt nicht nur Kleidung sehen und zu kaufen, gleichzeitig werden an den Wänden Skizzen und Fotografien des Labels in einer kleinen Ausstellung zu sehen sein. Danach geht die Zwischennutzung und damit die Zeit des Gebäudes zu Ende.

Abstrakte Gebilde von Nikolai Marcinowski. (Foto: oh)

Ausstellung mit Fotografien von Benjamin Kis und Nikolai Marcinowski, Samstag, 16. Juli, von 16 bis 24 Uhr, Musik von Monaco Bass und am Sonntag, 17. Juli, von 12 bis 18 Uhr. Am Samstag, 23. Juli, ist dann von 16 bis 24 Uhr und am Sonntag, 24. Juli, von 12 bis 18 Uhr ist dann die Kollektion von "Only a Few" inklusive der dazugehörigen Ausstellung zu sehen.

© SZ vom 14.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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