Fürstenfeldbruck:Kulinarische Rivalitäten

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In Konkurrenz vereint: Die Aufführenden sind aufgeteilt in zwei Teams: ein Diner und französisches Restaurant. Gut geht es beiden nicht. (Foto: Philharmonischer Chor)

Viel Beifall für das philharmonische Faschingskonzert im Sparkassensaal

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Wer macht schon gerne intensive Bekanntschaft mit mehreren Küchenschaben? Die Besucher des Faschingskonzerts des Philharmonischen Chores Fürstenfeld im Sparkassensaal haben zwei Stunden die Gelegenheit, diese Tiere quasi von allen Seiten kennenzulernen. Dabei zeigen sie durchaus liebenswerte menschliche Züge. Die Philharmonischen Faschingskonzerte haben eine lange Tradition, sie sind sozusagen legendärer Mittelpunkt des Faschings in der Kreisstadt. Immer wieder haben Geschehnisse vor Ort oder in der Welt Spuren im Programm hinterlassen: Das war auch diesmal so, als unter dem Motto "Lokalderby" ein amerikanisches und ein französisches Restaurant um die Vorherrschaft kämpften. Beide Lokalitäten haben ihre besten Tage längst hinter sich, ihre Belegschaften versinken bisweilen in wehmütiger Erinnerung an glückliche Zeiten. Als die Jukebox die Musik von gestern spielt und auf dem Hintergrundbild Elvis Presley zu erkennen ist, wird deutlich, dass auch das Format dieser Faschingskonzerte ein nostalgisches aus vergangenen Zeiten ist, das mit viel Liebe und Herzblut jedes Jahr neu zum Leben erweckt wird. Die Premiere war gut besucht, und das Publikum liebt diese Faschingskonzerte genau so, weil sie seit Jahrzehnten schon so sind.

Bei den knapp zwanzig Akteuren auf der Bühne gibt es eine große Kontinuität, und die, die schon lange dabei sind, haben viel dazugelernt. Auf diese Weise bleiben peinliche Nummern gänzlich aus. Von der Dramaturgie der Veranstaltung her hatten die Verantwortlichen diesmal auf mehrere Handlungsstränge mit festen Rollen gesetzt, was dem Spannungsbogen zugute kam. Es ist dabei immer wieder erstaunlich, mit welcher Frische neue Textideen zu oft sehr bekannten Melodien entstehen (Jens Hunecke und Rafael Hösel) und in ein bühnenreifes Format gebracht werden (Peter Haase). Die Band aus Yoko Seidel (Klavier und Synthesizer), Jürgen Richter (Gitarren und Bass) sowie Tobias Plutka (Schlagzeug) hat chamäleonartige Qualitäten: Je nach Stück wechseln nicht nur die Instrumente, sondern auch der Stil, was erstaunlich überzeugend gelingt. Selbst ein simpler Wechselbass klingt in unterschiedlichem Kontext jeweils neu, entfaltet aber immer eine vital-erfrischende Wirkung.

Es ist nicht verwunderlich, dass die Highlights dieses Faschingskonzerts die Ensemblenummern sind: Dabei werden ein oder zwei solistische Sänger von einem Background-Chor auf ganz originelle Weise begleitet. Die sängerischen Qualitäten der Protagonisten kommen hervorragend zur Geltung, beeindruckend sind Text- oder Silbendeklamation und die punktgenaue Präzision. Stilistisch gelingen die Nummern am besten, die an klassischen Idealen oder solchen aus der Unterhaltungsmusik orientiert sind, weil die Sänger klassisch geschult sind. Vor diesem Hintergrund geht die erste Konzerthälfte mit einer oft wehmütigen Stimmung wie im Flug vorbei. Kalauer wie "Sänger, die nicht sauber singen, einfach über Klinge springen" werden im Küchenambiente geschickt inszeniert. Die "letzte Ölung" wird verletzten Männern zuteil, denn "Männer sind emotional, für sie wird der kleinste Schnitt zur Qual" und schon ist "das Ende so nah". Dass bei einer Verletzung, bei der der Finger auf Wurstgröße anschwillt, gleich der ganze Kopf in einen großen Verband eingewickelt wird, demonstriert die Dramatik der Situation bühnenreif.

Die zweite Hälfte nach der Pause kann an die Dichte des ersten Teils nicht ganz anschließen, auch wenn in der Versöhnung der rivalisierenden Restaurant-Belegschaften eine tragfähige dramaturgische Leitidee umgesetzt wird. So klingen rockige Nummern zwar bei der Band passabel authentisch, finden aber bei den Sängern oft nicht die adäquate Farbe. Peter Seitz verkörpert auf unnachahmliche Weise den französischen Wirt - und verbindet die Vergangenheit geschickt mit der Gegenwart. Am Ende gibt es neben viel Beifall auch glückliche Gesichter, die sich in dem Gesamtkunstwerk aus Musik, Tanz, Bühne, Licht und nicht zuletzt Komödie bestens amüsiert haben.

Weitere Termine: 15., 16., 22. und 23. Februar jeweils 15 und 19.30 Uhr

© SZ vom 15.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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