Fürstenfeldbruck:Kritik an Krieg und Kommerz

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"Graphzines" entstanden in den Siebzigerjahren in Frankreich und wurden schnell zum Teil einer Protestkultur. (Foto: Museum/oh)

Das Museum Fürstenfeldbruck plant zwei große Ausstellungen

Von Johanna Kiermaier, Fürstenfeldbruck

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens wird das Museum Fürstenfeldbruck in diesem Jahr zwei spannende Ausstellungen zeigen. In Zusammenarbeit mit dem Münchner Zentralinstitut für Kunstgeschichte wird im Sommer eine Ausstellung über französische "Graphzines" eröffnet. Das sind grafische Künstlerbücher und -zeitschriften, die Mitte der Siebzigerjahre in der französischen Untergrundszene entstanden sind und sich gegen Kommerz der etablierten Kunst richteten. Die Ästhetik der Magazine orientiert sich an Collage, Comic und Punk. Bezeichnend für diese Bewegung ist, dass die Zeitschriften in eigener oder Kollektivproduktion billig und in kleiner Auflage entstanden. Diese Künstlerbücher werden nun zum ersten Mal in einem deutschen Museum ausgestellt. Der Künstler Stéphane Blanquet wird eigens dafür ein begehbares Buch als Installation konzipieren. Das Projekt sei aus einem sehr positiven Ehrgeiz heraus entstanden, auch überregional zu arbeiten, so Kulturreferent Klaus Wollenberg. Die Ausstellung wird als Teil der Feiern zum 50. Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Livry-Gargan gezeigt.

Ein zweites großes Ausstellungsprojekt wird dann im Herbst eröffnet. Unter dem Titel: "... dann brach der Krieg herein!", werden Werke aus der grafischen Sammlung von Hans Kretschmer gezeigt, die zwischen 1900 und 1918 enstanden sind. Die Werke von Künstlern wie Carl Thiemann, Margarethe Geibel und Erich Greuer, die aus den Jahren 1900 und 1918 stammen, stellen den Gegensatz zwischen der idyllischen Situation vor dem Ersten Weltkrieg und dem Grauen und Chaos des Krieges und der darauf folgenden Jahre dar.

Bei der Vorstellung des diesjährigen Programms blickt die Museumsleitung auch zurück auf ein erfolgreiches Jahr, in dem mit der Ausstellung "Avantgarde im Verborgenen" über den Künstler Henrik Moor auch Besucher über die Region hinaus angelockt werden konnten. Es sei die bisher größte Ausstellung gewesen, und der große Rechercheaufwand habe sich wirklich gelohnt, sagt die stellvertretende Museumseiterin Eva von Seckendorff.

Neben den etablierten museumspädagogischen Angeboten entwickelte das Museum im vergangenen Jahr auch interaktive Führungen für Geflüchtete. Im Rahmen ihrer Deutschkurse besuchten mehrere Gruppen die Ausstellungen. Ziel war es, in den Dialog mit den Flüchtlingen zu treten und einen Lern- und Erinnerungsprozess anzustoßen. Man habe in gewisser Weise Pionierarbeit geleistet und einen spielerischen Weg für kulturelle Integration gefunden, sagt Museumsleiterin Angelika Mundorff. Nachdem es von allen Seiten gute Resonanz auf dieses Projekt gegeben hat, soll es auch in diesem Jahr fortgeführt werden.

In einem weiteren Pilotprojekt für dieses Jahr ist angedacht, Führungen für an Demenz Erkrankte anzubieten. Man gehe davon aus, dass die Führung gewisse Erinnerungen und Emotionen bei den Erkrankten aktivieren kann, so Mundorff. Die Museumspädagogin Doris Hefner hat sich hierfür geschult. Bereits die noch bis Mitte April laufende Ausstellung "Leidenschaft für Heilige" aus der Sammlung des Brucker August Aumiller eigne sich für das Projekt.

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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