Fürstenfeldbruck:Kritik am Landrat

Schrodi wirft CSU Mitschuld an Wohnungsnot vor

Ignoranz gegenüber sozialen Fragen hat der SPD-Kreisrat und Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi Landrat Thomas Karmasin (CSU) vorgeworfen. Schrodi bezog sich auf das SZ-Neujahrsinterview, in dem sich Karmasin über Altersarmut und Wohnungsbau geäußert hatte. Der SPD-Politiker rügte die Äußerung, die Statistik würde mehr Arme ausweisen, zöge Bill Gates in den Landkreis. Der Landrat wolle den Eindruck erwecken, relative Armut existiere in der Region gar nicht, kritisierte Schrodi. Für die Ermittlung der Armut werde allerdings nicht das Durchschnitts- sondern das Medianeinkommen verwendet. Dabei zählt nicht die Summe aller Einkommen, die durch Gates steigen würde, sondern deren Verteilung auf die einzelnen: Ausschlaggebend ist das Einkommen desjenigen, der genau in der Mitte stünde, wenn sich alle Personen nach ihrem Einkommen sortiert in einer Reihe aufstellen würden. Karmasin müsse lediglich den Armutsbericht der Caritas für den Landkreis Dachau lesen, um festzustellen, dass Alterarmut durch zu geringe Renten ein Problem in der Region sei.

Außerdem kritisierte Schrodi, dass Karmasin behauptet habe, staatliche Eingriffe würden verhindern, dass günstigere Wohnungen entstehen. Er erinnerte daran, dass der Anteil an Sozialwohnungen in Bayern in den vergangenen 25 Jahren um 70 Prozent gesunken sei. Die CSU-Staatsregierung habe allein durch den Verkauf des GBW-Eigentums etwa 32 000 Wohnungen an private Investoren verscherbelt. Im Landkreis sind davon Mieter in Bruck, Germering und Puchheim betroffen. Das Resultat einer solchen Politik sei, dass sich Normalverdiener keine Wohnungen oder Grundstücke mehr leisten könnten. "Alles Dank der CSU und der Segnungen des sogenannten freien Marktes", so Schrodi.

© SZ vom 10.01.2018 / bip - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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