Fürstenfeldbruck:Kreis prüft Neubau des Gymnasiums Olching

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Nötige Instandhaltungsmaßnahmen sind aufgeschoben worden. Nun ist das Gebäude in einem so schlechten Zustand, dass womöglich ein Neubau günstiger kommt als eine Sanierung

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck/Olching

Sanierung oder Neubau: Die Frage stellt sich immer wieder, wenn größere Instandhaltungsmaßnahmen an Gebäuden notwendig werden, und sie wird unterschiedlich beantwortet. Der Landkreis, zuständig für die weiterführenden Schulen, hat sich etwa bei seiner Berufsschule oder dem Graf-Rasso-Gymnasium in Fürstenfeldbruck dafür entschieden, neu zu bauen. Auch beim Gymnasium Olching denken die zuständigen Kreispolitiker nun über ein neues Gebäude als mögliche Alternative zu einer Generalsanierung nach. Für eine solche hatte sich der vorberatende Kreisausschuss ausgesprochen. Der Kreistag stimmte indes dafür, erst einmal einen Kostenvergleich einzuholen.

Das 1972 erbaute Gymnasium Olching, das genau so aussieht wie das Viscardi-Gymnasium in Fürstenfeldbruck, ist schon lange in die Jahre gekommen, von gravierenden Mängeln bei Dachabdichtung, Fassade und Schallschutz spricht die Kreisverwaltung. Vor zehn Jahren wurde die Diskussion um einen Sanierungsstau an den weiterführenden Schulen im Landkreis heftiger, in Olching demonstrierten damals sogar die Schüler für eine Sanierung ihres Gymnasiums. Der Kreistag entschied sich indes für eine Schritt-für-Schritt-Instandsetzung aller weiterführenden Schulen. In der Folgezeit wurden als notwendig erachtete Maßnahmen aufgeschoben. Zwischenzeitlich ist in Olching die Dachabdichtung beschädigt und die Dämmschicht durchfeuchtet. Immer wieder regnet es hinein. Die Betonfertigteilplatten zeigen erhebliche Schadstellen, die Fassade soll deshalb mit wartungsarmen Faserzementplatten und ausreichender Wärmedämmung neu gestaltet werden, so das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie. Auch sämtliche Fenster müssen ausgetauscht werden. Zudem sind Brand- und Schallschutzvorgaben nicht erfüllt. Das Gebäude braucht eine neue Elektroinstallation und neue Möbel für sämtliche Klassenräume. Auch ein Großteil des Pausenhofs und der Sportflächen im Freien bedürfen der Erneuerung. Welche Alternative die Schule selbst vorziehen würde, ist nicht bekannt. Schulleiter Rene Horak wollte nicht mit der SZ sprechen. Die Machbarkeitsstudie hat Kosten von insgesamt etwa 35 Millionen Euro errechnet.

Das ist eine stolze Summe, weshalb Olchings Bürgermeister Andreas Magg die Frage aufwarf, ob angesichts hoher Kosten, langer Sanierungsdauer und der damit verbundenen Belastung von Schülern und Lehrern ein Neubau eine Alternative sein könnte. Magg gehört als SPD-Kreisrat auch jenem Gremium an, das über die Instandsetzung der weiterführenden Schulen entscheidet. Im der Kreistagssitzung wandte er deshalb ein, dass bei einer Generalsanierung, die auf vier bis sechs Bauabschnitte verteilt werden und von 2022 bis 2027 oder 2029 dauern soll, "eine komplette Schülergeneration auf der Baustelle unterrichtet würde". Magg erinnerte daran, dass im Olchinger Rathaus ein paar Büros verändert worden seien, aber schon "die kleinste Bohrung erzeugt ein Gefühl, als säße man auf dem Stuhl eines Zahnarztes". Und auch weil Sanierungen "in aller Regel deutlich teurer" würden, empfahl Magg, "ernsthaft über einen Neubau nachzudenken". Ulrich Bode (FDP) und Hans Seidl (CSU) sprangen dem Olchinger Bürgermeister bei. Auch beim Fürstenfeldbrucker Graf-Rasso-Gymnasium habe man seinerzeit mit der Baubelastung am bestehenden Standort zugunsten eines Neubaus argumentiert, betonte Bode. Seidl wünschte sich zunächst Details zu beiden Alternativen: Sanierung und Neubau.

Im vorberatenden Kreisausschuss hatte die Kreisverwaltung die Kosten eines Neubaus schon einmal grob mit 55 Millionen Euro beziffert. Die Grünen indes ziehen eine Sanierung vor, weil "im Bestandsgebäude jede Menge Energie verbaut ist", sagte Kreisrätin Ingrid Jaschke. Und Schulreferent Christian Stangl, der ebenfalls den Grünen angehört, wollte keine Zeit verlieren und bekannte, dass Baustellenlärm an der Schule "zwar nicht wahnsinnig angenehm ist, aber es ist machbar". Erlebt hatte Stangl das, als er noch Lehrer am Gymnasium in Gröbenzell war.

Der Zustand von Stangls ehemaliger Wirkungsstätte, die 1983 nur für die Jahrgangsstufen fünf bis zehn gebaut wurde, ist in einem weniger kritischen Zustand. 2014 hatte das Gymnasium Gröbenzell einen Erweiterungsbau für seine Verwaltung erhalten. Doch weil die Schule schon seit langem auch Abiturjahrgänge führt und zu den zahlenmäßig größten Gymnasien im Landkreis gehört, sind die Räume, vor allem in den Fachbereichen IT, Chemie und Biologie, knapp. Auch das 1997 erweiterte Lehrerzimmer ist längst wieder zu klein und die Lärmbelastung darin entsprechend hoch. Nun soll es abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden, in dem auch EDV-Fachräume, Serverraum, ein Raum für das Fach Natur und Technik und ein Meditationsraum geplant sind. Weil sich Kreisrätin Jaschke über letzteren "verwundert" zeigte, erläuterte Günter Sigl, zuständiger Referatsleiter im Landratsamt, dass solche Ruheräume, die auch multifunktional nutzbar seien, mittlerweile Standard seien. Das moderne Raumprogramm für Schulen definiere "nicht mehr Räume", sondern mache Flächenvorgaben, die dann dem pädagogischen Konzept entsprechend ausgefüllt würden.

In einem zweiten Bauabschnitt im Süden des Gebäudes soll der Chemietrakt unterkommen. Dafür muss das Hausmeisterhaus abgerissen werden. Es soll schon im ersten Bauabschnitt neu errichtet werden. Nach Ansicht der Kreisverwaltung ist einem Hausmeister das Wohnen an der derzeitigen Stelle, die nachts auch von schulfremden Jugendlichen frequentiert wird, wegen Ruhestörungen und Vandalismus nicht zumutbar. Die Gesamtkosten der Baumaßnahmen werden auf zwölf Millionen Euro beziffert. Dass allein die neue Hausmeisterwohnung eine Million Euro kosten soll, wollten die Kreisräte nicht mittragen. "Es ist klar, dass das nicht eine Million kosten darf", betonte Landrat Thomas Karmasin (CSU).

© SZ vom 04.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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