Fürstenfeldbruck:Kraftwerk auf dem Hausdach

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Hans Urban, Ingenieur und Kommunalpolitiker aus Haag, wirbt im Landratsamt Fürstenfeldbruck für die Nutzung der Solarenergie. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Landkreis startet seine ein Jahr dauernde Initiative zum Ausbau der Photovoltaik. Die erneuerbare Energie soll vor allem dem Eigenverbrauch dienen

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Eine neues Haus ist "smart", die Technik denkt für seine Bewohner mit und schaltet Waschmaschine und Wäschetrockner erst ein, wenn die Sonne richtig scheint. Und wenn das Waschen und Trocknen vorbei ist, wird mit Sonnenenergie die Batterie aufgeladen, die über Nacht wieder entleert wird, wenn das Elektroauto aufgeladen werden muss. Schöne neue Welt? Für Hans Urban, Ingenieur und Solarpionier aus Haag (Landkreis Mühldorf), braucht es das intelligente Haus noch nicht, denn allein Menschen können vorausschauend mit Solarenergie umgehen. Urban befasst sich seit vielen Jahren beruflich mit der Photovoltaik, also dem Prozess, aus Sonnenlicht Strom zu produzieren. Er sitzt auch für die CSU im Haager Gemeinderat, ist Umweltreferent und energie- und umweltpolitisch aktiv. Ausgestattet mit diesem Hintergrund, hat Urban am Montagabend die für dieses Jahr im Landkreise laufenden Photovoltaikkampagne eröffnet und dabei den etwa 130 Zuhörern eindringlich vor Augen geführt, was passieren kann, wenn es klimapolitisch so weiter geht wie jetzt.

In zwölf Vorträgen möchten die Initiatoren, das Klimaschutzmanagement des Landkreises, die Agenda 21 und der Energiewendeverein Ziel 21 das fast schon aus der Öffentlichkeit verschwundene Thema Photovoltaik wieder ins Bewusstseien bringen und für mehr Anlagen zu werben. "Mein Dach hat's drauf - Sonnenergie für den Landkreis" heißt die Kampagne, und Ziel 21 bietet individuelle Beratungen an. War es bis vergangene Woche schon eine Handvoll Interessenten, so wollten, wie Max Keil es verbreitete, bis Montagabend schon 15 potenzielle Solarstrombetreiber Informationen. Ziel-21-Vorsitzender Gottfried Obermair geht davon aus, dass es nach jedem Vortrag in den Gemeinden mehr werden und möglicherweise ein Energieberater für die Beurteilung der Hausdächer nicht ausreichen könnte.

Dass es immer mehr Menschen werden sollten, die auf ihrem Hausdach Solarstrom produzieren, wünscht sich Hans Urban. Im Blick hat er dabei die vielen Besitzer von Einfamilienhäusern, bei denen der Einbau und die Nutzung solcher Anlagen am leichtesten sei. Denn gemeinsam gebaute und genutzte Anlagen, wie etwa die Mieterstrommodelle, seien schwierig zu planen und abzurechnen.

Für Urban macht eine Photovoltaikanlage zum Eigenverbrauch des Stroms Sinn, wenn die Quote für den Eigenverbrauch hoch ist und dementsprechend die Rendite. Um den Eigenverbrauch nach oben zu treiben, sei ein Elektrofahrzeug sinnvoll, und deshalb plädierte er auch für die Elektromobilität zum Schutz der Umwelt. Seine einfache Erklärung: Rohstoffe wie Öl müssen unter schwierigen Bedingungen gefördert und behandelt werden, um als Treibstoff verwendet werden zu können, für den Strom bedürfe es nur der Solarzellen auf dem Dach.

Um im Landkreis effektiv zum Klimaschutz beizutragen, müsste noch viel mehr gemacht werden, auch wenn Landrat Thomas Karmasin (CSU) die derzeit installierten 4400 Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 100 Megawattstunden lobte. Der Verbrauch aus Solarstrom liegt demnach mit 16 Prozent am Gesamtstromverbrauch schon um das doppelte über dem bundesdeutschen Vergleich.

Ein guter Wert, wie auch Urban empfand. Anreiz, selbst eine PV-Anlage zu betreiben, sei zum einen der vergleichsweise günstige Anschaffungspreis sowie die Möglichkeit, durch den Einsatz einer Batterie einen höheren Eigenverbrauch zu erzielen. Nicht selbst verbrauchter Strom werde ins Versorgungsnetz eingespeist und bezahlt, nur bei wenig Sonne müsse Strom gekauft werden.

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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