Fürstenfeldbruck:Kostenfaktor Kinderbetreuung

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Wie viel Eltern im Landkreis für Krippe und Kita zahlen, unterscheidet sich teils erheblich. Am teuersten ist Germering

Von Julia Bergmann, Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Wer im Landkreis lebt und seine Kinder in den Kindergarten schickt, muss vor allem in Germering tief in die Tasche greifen. Im Vergleich mit anderen Kommunen im Osten des Landkreises ist die Gebühr hier am teuersten. Wer die Landkreis-Zahlen genauer ansieht, wird aber schnell feststellen, dass diese nur bedingt vergleichbar sind.

Denn die einzelnen Beiträge setzen sich höchst unterschiedlich zusammen, je nachdem, ob es sich um städtische oder private Träger handelt oder solche mit besonderem pädagogischen Angebot wie Montessori. Ein weiterer entscheidender Faktor ist, ob die Stadt- und Gemeinderäte einen Geschwisterrabatt gewähren, wie Bruck, Germering, Gröbenzell und Olching, oder gar eine Staffelung nach dem Einkommen. Außerdem richtet sich die Beitragshöhe nach der Buchungszeit.

Wer sein Kind etwa halbtags bis zu fünf Stunden in einen Kindergarten schickt, zahlt in Gröbenzell 78 Euro, in Olching und Eichenau rund 98 Euro. Germering liegt trotz sozialer Staffelung mit Beträgen zwischen 104 und 128 Euro vorne, Bruck mit 86 Euro und Puchheim mit Beträgen zwischen 81 und 90 Euro in der Mitte. Wer sein Kind neun Stunden und mehr in den Kindergarten bringt zahlt in Olching 196 Euro, in Gröbenzell sind es 115 Euro in den kommunalen Häusern. Die Gebühren in den anderen Kommunen liegen dazwischen.

Die teuersten Krippenplätze befinden sich in Germering und Gröbenzell, mit gestaffelten Elternbeiträgen zwischen 217 und 315 Euro für bis zu fünf Stunden in Germering sowie von 245 bis 535 Euro für neun Stunden und mehr in Gröbenzell. Olching nimmt 404 Euro für neun Stunden und mehr, die Gemeinde Eichenau langt mit über 233 Euro für fünf Stunden auch gut hin. Wenn man alle Tarife berücksichtigt und einen Mittelwert zieht, ist es in Puchheim wohl am günstigsten.

Der Germeringer Stadtrat hat 2011 beschlossen, dass sich die Elternbeiträge nach dem Einkommen richten, dazu gibt es Geschwisterrabatt. Wer vier Kinder in den Einrichtungen hat und weniger als 60 500 Euro verdient, zahlt für das vierte Kind 62 Euro bei maximal fünf Stunden im Kindergarten. Bei einem Einzelkind und einem Einkommen jenseits von 80 000 Euro werden für den gleichen Zeitraum 128 Euro fällig, für einen Tag mit mehr als neun Stunden bewegt sich die Spanne zwischen 90 und 193 Euro.

In Gröbenzell gibt es eine solche Staffelung ausschließlich für die Krippengebühren, denn diese seien im Vergleich zu Kindergartengebühren relativ hoch, erklärt Bürgermeister Martin Schäfer. Bei einem Jahreseinkommen unter 30 000 Euro werden für bis zu fünf Stunden Buchungszeit 115 Euro kassiert, jenseits von 77 000 Euro sind es 280 Euro, bei mehr als neun Stunden werden 245 und 535 Euro fällig.

Eine solche Staffelung ist die Ausnahme. In den meisten Rathäusern verweist man darauf, dass arme Familien einen Zuschuss beim Jugendamt des Landratsamtes bekommen können. Die Berechnung sei einigermaßen kompliziert, sagt Franziska Schlosser, Abteilungsleiterin im Jugendamt. Liegt das Nettoeinkommen einer Familie unter der Bemessungsgrenze, übernimmt der Kreis die Elterngebühren komplett, liegt es knapp darüber, schießt die Behörde einen Teil dazu. Im vergangenen Jahr haben mehr als 1300 Familien im Landkreis einen solchen Zuschuss beantragt, davon wurden 724 anerkannt, 40 abgelehnt, die restlichen Anträge, die gegen Ende des Jahres eingereicht wurden, sind noch in Bearbeitung.

In Olching war es erst Anfang Februar wegen einer Erhöhung von Krippen-, Kindergarten- und Hortgebühren zu Protesten der Eltern gekommen. Denn dort gilt seit 1. April ein neues Modell. Dieses ist linear, nicht mehr degressiv. Eltern, die nur wenige Stunden gebucht hatten, zahlten bisher relativ viel, während Eltern, die viele Stunden gebucht hatten, im Verhältnis dazu relativ wenig zahlten. Mit der Umstellung will die Stadt diese Ungerechtigkeit ausgleichen.

Für die Eltern bedeutet das, sie müssen etwa in der Kinderkrippe in der höchsten Buchungsstufe mit bis zu 10 Stunden 404 Euro zahlen. Zuvor waren es lediglich 267 Euro. Wegen der Umstellung des degressiven Systems auf ein lineares kommt es in den niedrigeren Buchungsstufen in der Kinderkrippe aber sogar zu Gebührensenkungen. Bei bis zu vier Stunden zahlen Eltern statt 171 Euro nur noch 161 Euro. Die Gebühren sollen in zwei Schritten erhöht werden. Die erste Hälfte soll vom 1. April an gezahlt werden, die zweite Hälfte wird von 1. September an fällig. Die Erhöhung wurde auch damit begründet, dass in Olching bald die Ballungsraumzulage gezahlt wird. Diese koste die Stadt rund 110 000 Euro, durch die Erhöhungen nehme man aber ohnehin nur einen Mehrbetrag von 70 000 Euro ein.

© SZ vom 02.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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