Fürstenfeldbruck:Konzertierende Nachtigallen

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Carline Schmidt-Polex, Bettina Baumgartner-Geltl und Maria Dorner-Hofmann (von links) bilden das Trio "Les Rossignol". (Foto: Günther Reger)

Trio "Les Rossignols" überzeugt mit ungewöhnlicher Instrumentierung

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

"Les Rossignols", zu deutsch "Die Nachtigallen", nennt sich ein dreiköpfiges Frauenensemble mit Bettina Baumgartner-Geltl (Sopran), Maria Dorner-Hofmann (Blockflöten) und Carline Schmidt-Polex (Konzertharfe), das am Sonntag in der Reihe "Alte Musik in Fürstenfeld" im Kurfürstensaal gastierte. Die Damen haben alle lange, dunkle Haare und treten in unterschiedlicher, aber ausschließlich schwarzer Kleidung auf.

Der Gesang der Nachtigall spielt in der Musik eine wichtige Rolle, sicher vor allem deshalb, weil er vom Menschen als besonders schön empfunden wird. Die Vogellaute sind allerdings auch so komplex, dass sich Wissenschaftler seit Jahrhunderten mit ihrer Erforschung auseinandersetzen. Damit unterscheidet sich die Nachtigall vom Kuckuck, der mit seinem eingängigen und stets wiedererkennbaren Terzruf vielfältigen Eingang in die Musik gefunden hat. Bei der Nachtigall sind es ausschließlich die Männchen, die ihre Gesangskünste ab dem zeitigen Frühjahr zur Brautwerbung einsetzen.

Im ersten Stück, "Son rosignolo" aus der Oper "Ismene", kam die Nachtigall sozusagen doppelt vor: Sie stellte sich persönlich in Worten und den Tönen des Komponisten Pietro Torri vor, ein Part, den die Sopranistin übernahm. Die Vogellaute, rasche Trillerfiguren und Tonrepetitionen, kamen gleichzeitig oder im Dialog mit der Sängerin von der Sopraninoblockflöte. Das zweite Stück, "Engels Nachtegaeltje" von Jacob van Eyck aus dem Jahr 1644, beschränkte sich auf die Blockflöte: Was sich sehr allgemein mit "Tirilieren" beschreiben lässt, hatte hier musikalisch den Anschein einer freien Improvisation mit wiederholten Tonpassagen und virtuosen Tonleitern auf- und abwärts. Durch die Phrasierung entstanden Zusammenhänge und erhielt die stupende Technik der Flötistin eine musikalische Struktur.

Stücke von Henry Purcell brachten eine neue Rolle für die Blockflöte: Eiferte sie sonst mit der Sopranistin um die Vorherrschaft in der Melodieführung, wanderte sie nun klanglich ganz in die Tiefe: Als Subbassblockflöte stützte sie den Klang von unten. Die tiefen Töne hinterließen dabei einen konstanten, gleichzeitig auch etwas mulmigen Eindruck, der sich gut mit dem flüchtigen Klang der Harfe verband. Auf dieser Basis entwickelte die Sopranistin in "Music for a while" mit sehr einfühlsamem Ton eine wunderbare Kantilene. Heitere Stimmung kam auf in "Hark! The ech'ing Air" aus der Semi-Oper "The Fairy Queen" aus dem Jahr 1692. Die ausgedehnten Koloraturen der Sängerin gelangen dabei mit beeindruckender Präzision und Geschmeidigkeit.

"Le Rossignol en Amour" von François Couperin hatte eine andere Qualität: Sopraninoblockflöte und Harfe standen hier in steter und direkt aufeinander bezogener Beziehung. Im langsamen Tempo war das Liebeswerben der Nachtigall oft weniger mit direkten Anklängen an die Vogellaute, sondern mehr durch ein mit reichen Verzierungen angereichertes Spiel in Tönen umgesetzt. Auffallend war die französische Eleganz, die aus der Musik sprach.

Bei weiteren Programmpunkten, die nicht in direktem Zusammenhang mit dem Thema "Nachtigall" standen, wurde deutlich, wie stimmig diese etwas außergewöhnliche Instrumentenbesetzung ist: Konzertierend standen sich Blockflöte und Harfe in "Cara sorte" aus der Oper "La verità in cimento" von Antonio Vivaldi gegenüber. In großer Innigkeit bei der Sängerin, aber auch bei den beiden Instrumentalistinnen, rundete das berühmte "Lascia ch'io pianga" aus der Oper "Rinaldo" von Georg Friedrich Händel den Abend sehr überzeugend ab. Reicher Beifall am Schluss.

© SZ vom 25.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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