Fürstenfeldbruck:Konzept vom Konzil

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Die Kirche Sankt Martin ist im Juli 1967 geweiht worden. Sie ist der erste katholische Sakralbau im Landkreis nach dem Zweiten Vaticanum

Von Andreas Ostermeier

Die Pfarrei Sankt Martin in Germering besitzt das jüngste und - neben der Jakobskirche in Unterpfaffenhofen - das älteste Kirchengebäude der Stadt. Vor 50 Jahren, im Juli 1967, erhielt die katholische Gemeinde einen Ersatz für die zu klein und baufällig gewordene alte Dorfkirche Sankt Martin. Seitdem finden die Gottesdienste und viele weitere Veranstaltungen in der Kirche sowie im Pfarrzentrum am Marquartweg statt. Die Martinskirche, deren Jubiläum jetzt gefeiert wird, ist aber nicht nur die jüngste katholische Kirche in der einwohnerstärksten Stadt des Landkreises, sie ist auch landkreisweit die erste, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (Zweites Vaticanum) und dessen Liturgiereform errichtet worden ist.

Durch diese Reform wurde der Volksaltar eingeführt, das heißt, der katholische Priester wandte nun während der Messe und der Wandlung sein Gesicht den Kirchenbesuchern zu. Davor stand er mit dem Rücken zu ihnen. In den meisten Kirchen wurden deshalb neue Altäre aufgestellt, die dem Priester ermöglichten, hinter ihnen zu stehen. In der neuen Martinskirche war das nicht nötig, dort wurde der Altar gleich so geplant, dass er der neuen Liturgie entsprach. Das führte auch dazu, dass er viel weiter in die Mitte der Kirche hineinversetzt und damit von den Plätzen für die Gläubigen umrahmt wurde. Die während des Konzils erarbeitete Liturgie wollte eine "tätige Teilnahme" der Gottesdienstbesucher, sagt Pastoralreferent Christian Kube, in der Germeringer Stadtkirche zuständig für die Seelsorge in Sankt Martin. Diese neue Vorstellung von Liturgie ist in der neuen Kirche gleich umgesetzt worden.

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(Foto: Pfarrei Sankt Martin Germering)

Gottesdienst zur Altarweihe: Julius Döpfner (mit Mitra), Erzbischof von München und Freising, im Kreis der Konzelebranten.

Besondere Merkmale der Kirche Sankt Martin sind der Innenraum mit dem in die Mitte gerückten Altar...

... der Turm aus zwei Betonplatten...

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(Foto: Günther Reger)

...und der Kreuzweg.

Die einschiffige Saalkirche aus Ziegeln, verkleidet mit Schiefer, wurde von dem Architekten Hubert Gais geplant und in den Jahren 1966 und 1967 errichtet. Sie ist im Inneren schlicht gestaltet, durch ein rundum laufendes Band aus Glasfenstern dringt Licht ein. Die Fenster stammen von dem Künstler Ernst Neukamp. Erst nach der Weihe der Kirche kamen eine MutterGottes-Statue, ein Mosaik-Triumphkreuz über dem Altar und ein Kreuzweg hinzu. Auffällig ist auch der Campanile der Kirche, der allein stehende Kirchturm. Er besteht aus zwei 27 Meter hohe Betonplatten und beherbergt fünf Glocken.

Im Juli 1997 fand in Sankt Martin zum ersten Mal seit 36 Jahren wieder eine Primiz, also die erste Messe eines neu geweihten Priesters, statt. Der junge Priester war Thomas Gröner, damals Diakon in der Pfarrei. Gröner ist Pfarrer in Mittenwald und Dekan des Dekanats Werdenfels gewesen. Heute leitet der 56-Jährige den Pfarrverband Oberammergau.

In den 50 Jahren, in denen die neue Kirche steht, ist auch die Geschichte der alten Dorfkirche Sankt Martin weitergegangen. Nach der Einweihung des neuen Pfarrzentrums, gab es Vorstellungen, die alte Kirche zum teil abzureißen, nur Turm und Chorraum sollten stehen bleiben. Die Abrissabsichten wurden zwar nicht umgesetzt, doch spielte die alte Kirche mehrere Jahre keine Rolle mehr im Gemeindeleben der Martinspfarrei.

Erst Mitte der Siebzigerjahre gründete sich ein Förderverein, der die alte Kirche vor dem Verfall retten wollte und eine erste Sanierung anstieß. Etliche Jahre später folgte eine zweite. Seit vielen Jahren wird die Kirche am Friedhof auch wieder genutzt, Taufen, Hochzeiten oder Totenmessen finden dort statt, und auch die Kirchenmusik hat ihren Platz. So hat die Pfarrei Sankt Martin weiterhin zwei Kirchen, eine im gestandenen Alter von 50 Jahren sowie eine, deren Geschichte bis in die Römerzeit zurückreicht.

© SZ vom 05.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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