Fürstenfeldbruck:Kontrolleur irrt

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Schülerkarte ist gültig

Von Verena Niepel, Fürstenfeldbruck

Es ist der erste Schultag. Die S-Bahn ist gut gefüllt mit Schülern der weiterführenden Schulen aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck. Das bedeutet, viele neue Fahrkarten müssen zum Schulstart besorgt werden. Ein anderer würde vor der Aussicht auf viel Arbeit eher zurückschrecken, nicht so die Fahrkartenkontrolleure. Die betroffene Schülerin von der Waldorfschule Gröbenzell, die in der S 3 auf dem Nachhauseweg zum Vorzeigen ihres Fahrausweises aufgefordert wurde, hatte diesen gleich parat. Der Schein war zwar noch vom vergangenen Schuljahr, ist aber noch bis Freitag gültig. Trotzdem soll die 16-Jährige beim MVV ein Bußgeld bezahlen, denn ohne gültige Karte fahre sie schwarz, so das Urteil. Die Empörung bei dem Mädchen und ihren Eltern war groß.

Eigentlich sollten die Mitarbeiter der S-Bahn München über die Gültigkeitsdauer von Schülerfahrkarten Bescheid wissen. Das Fahrkartensystem für Schüler ist seit jeher dasselbe. Bereits bei der Einschulung im Mai jeden Jahres oder bei einem Umzug können die Formulare für die Tickets bei öffentlichen Schulen von den Eltern abgeholt werden. Ausgefüllt werden die Papiere dann wieder bei der Schule abgegeben und von dort an das Landratsamt weitergereicht. In der ersten Schulwoche teilen Lehrer die Ausweise in den Klassen aus. Doch, wie das Gymnasium in Puchheim bestätigt, ist es "unmöglich, alle Ausweise am ersten Tag auszugeben". Auch bei privaten Schulen ist es dasselbe Prozedere, nur dass sich die Eltern selbst um die Besorgung des Fahrausweises kümmern müssen. Die Ausweise gelten das ganze Schuljahr und auch noch die ersten vier Tage des Folgejahres. "Ist die Karte einmal beantragt, wird sie regelmäßig der Schule zugeleitet", so Günter Sigl vom Landratsamt.

Als Referatsleiter der Abteilung Schulen, Sport, Kultur hat er auch einen Überblick darüber, wie viele Schüler im Landkreis befördert werden. "Es sind über 5000 Jugendliche, die Bus und Bahn nutzen, der Großteil davon fährt mit der S-Bahn", erklärt er. Auf den Fahrkarten sei auch vermerkt, wie lange sie benutzt werden dürfen. Das heißt, der Kontrolleur hätte bei genauem Hinsehen gleich die Gültigkeit erkennen können. Der Pressesprecher der S-Bahn München entschuldigte sich für den Vorfall. "Unsere Mitarbeiter werden extra geschult. Sie müssten wissen, dass in den ersten Schultagen noch nicht alle neuen Karten ausgegeben wurden. Wir haben allerdings auch viele neue Mitarbeiter, da kann es schon mal passieren, dass einer einen Fehler macht", bedauert der Sprecher. Für einen solchen Fall sollen sich Eltern an die S-Bahn München wenden und Widerspruch einlegen. Eine Telefonnummer und eine E-Mail-Adresse sind auf dem Zahlschein vermerkt, den der Kontrolleur aushändigt.

Allerdings dürfte der Fall, dass die Eltern eines Schülers zur Kasse gebeten werden, obwohl das Ticket noch gültig ist, eher selten sein. "Die Kontrolleure drücken normalerweise am Anfang alle Augen zu", so Boris Hackl, Schulleiter des Gymnasiums Gröbenzell. "Wir haben noch nie Beschwerden bekommen, und eigentlich kommen die Eltern als erstes zu uns", fügt er hinzu. Die Eltern der Schülerin haben sich bislang nicht bei der Schule beschwert, mehr als eine Bearbeitungsgebühr werden sie aber nicht zahlen müssen. Spätestens Ende der Woche, wenn alle Fahrkarten ausgeteilt sind, dürfte die Suche nach schwarzfahrenden Schülern auch ein Ende haben.

© SZ vom 15.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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