Fürstenfeldbruck:Kompromiss im Schulbusstreit

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Kinder steigen an einem Nachmittag vor der Schule Nord in den wartenden Bus. (Foto: Günther Reger)

Die Verbindung von der Alt-Buchenau zu zwei Fürstenfeldbrucker Grundschulen könnte ein zusätzliches Jahr aufrecht erhalten werden. An diesem Dienstag entscheidet der Stadtrat über den geplanten Umstieg auf den ÖPNV

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Im Streit über den Einsatz von Schulbussen in Fürstenfeldbruck zeichnet sich ein Kompromiss ab. Daran jedenfalls glaubt Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne), die in Vertretung des im Urlaub befindlichen Erich Raff (CSU) die entscheidende Stadtratssitzung an diesem Dienstag leiten wird und sich bereits als Vorsitzende des Verkehrsausschusses mit dem Thema befasst hat. Eltern wehren sich gegen die Pläne der Stadt, den Schulbus zwischen der Alt-Buchenau und der Schule Nord sowie der Schule Mitte zu streichen. Stattdessen sollen die Kinder mit Monatskarten versorgt werden und auf öffentliche Busse umsteigen. Nun liegt der Vorschlag auf dem Tisch, den Schulbus noch ein Jahr länger verkehren zu lassen und ihn erst im September 2017 zu streichen. Dann, so hoffen Anwohner, könnte in der Alt-Buchenau eine reguläre Haltestelle eingerichtet werden.

Auf einer im Rathaus einberufenen Versammlung hatte Geißler jüngst bei Eltern und der Rektorin der Schule Nord, Bettina Jungtorius, für den Umstieg auf den ÖPNV geworben und auf die Gesetzeslage verwiesen, die Kommunen dazu verpflichtet. Der Münchener Verkehrsverbund hat bereits signalisiert, dass er bei entsprechendem Mehrbedarf auch zusätzliche Busse einsetzen würde. Diese könnten dann genutzt werden, um den 15-Minuten-Takt auf der Linie 840 dann zeitweise sogar noch weiter zu verkürzen. Die Verantwortlichen der Stadt machen aber auch keinen Hehl daraus, dass im Zuge der nun verpflichtend anstehenden Neuausschreibung eingespart werden soll. Weil die Zahl der Kinder, die von der Alt-Buchenau zur Schule Nord fahren, offenbar von derzeit 54 auf etwa 60 steigt, müsste zudem vom kommenden Schuljahr an ein zusätzlicher Schulbus eingesetzt werden. Durch den Umstieg auf die vom Landkreis bereitgestellten öffentlichen Busse könnten der Stadt zufolge jährlich etwa 50 000 Euro eingespart werden. Eltern bezweifeln diese Rechnung und verweisen auf eine Debatte, die bereits 2014 in den Gremien geführt worden war. Damals war die Rede gewesen von lediglich 7000 Euro Einsparpotenzial. Deshalb und, wie die Eltern mutmaßen, wegen des damaligen Wahlkampfs, wurde den Einwendungen Rechnung getragen und die geplante Streichung des Schulbusses wurde wieder zurückgenommen. Geißler bleibt dabei, dass es deutliche Einsparungen gibt, auch wenn diese mitnichten das einzige Argument für den Umstieg der Kinder auf die Öffentlichen sei. Die genauen Kosten lassen sich Geißler zufolge nicht so einfach darstellen. Eine detaillierte Aufschlüsselung wurde zwar erstellt, aber lediglich den Stadträten, nicht aber der örtlichen Presse zugänglich gemacht. In einem offenen Brief widersprechen die Eltern aus der Buchenau auch angeblich positiven Erfahrungen mit einem ähnlichen Umstiegsprojekt im Landkreis Starnberg und beziehen sich auf einen SZ-Bericht. Darin beschweren sich Eltern über verspätete und überfüllte Busse sowie einen Anstieg der Bringfahrten mit dem Privatauto.

Klagen gibt es nun auch von Eltern der 20 Erst- und Zweitklässler, die aus dem Westen der Stadt kommen und den Ganztagsunterricht der Grundschule Mitte besuchen. Hatte eine Elternbeirätin bei der Informationsveranstaltung der Stadt den Umstieg ebenso wie die Schulleitung noch als zumutbar bezeichnet und ihn wegen der unpünktlichen Schulbusse sogar ausdrücklich begrüßt, so mehren sich nun auch dort kritische Stimmen. In einem von der Stadt einberufenen Krisengespräch mit Schulleitung und Elternvertretern wurde ein Kompromiss skizziert: Kinder, die bereits den Ganztagszweig besuchen, sollen noch bis zum Schuljahreswechsel 2017/2018 mit dem Schulbus gebracht werden. Vieles spricht dafür, dass diese Übergangslösung nun auch auf die Schule Nord ausgeweitet wird. "Mit so einem Vorschlag könnten die betroffenen Eltern der Nordschulkinder auch leben", heißt es im Brief der Alt-Buchenauer. Eine Eingliederung in den ÖPNV würden sie hinnehmen, sofern es eine Haltestelle vor der Schule gibt, die Busse pünktlich sind und die morgendlichen Fußwege nicht zu lang. Das wäre wohl dann der Fall, wenn in der Alt-Buchenau eine MVV-Bushaltestelle eingerichtet werden würde. Frühestens im Dezember 2017 ist dies laut der Dritten Bürgermeisterin Karin Geißler machbar - sofern der MVV mitspielt.

© SZ vom 15.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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