Für Comic-Fans:Komische Parallelwelt

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Krieger sind in der Welt der Manga-Comics unentbehrlich. Die Kostüme der Cosplayer bei Animuc sind entsprechend aufwendig. (Foto: Günther Reger)

Im Veranstaltungsforum Fürstenfeld findet die siebte Animuc-Convention der Fans japanischer Comics statt. Es ist ein Schaulaufen mit immer aufwendigeren und anspruchsvolleren Kostümen.

Von Valentina Finger, Fürstenfeldbruck

Bei Arielle hat das mit der Verwandlung dieses Mal nur halb geklappt: Zwar geht sie auf zwei Beinen, ihre Fischflosse trägt sie aber noch immer über dem Arm. Neben ihr posieren Pikachu und Gandalf für Fotos, ein Papa Robin trägt seinen Baby-Batman auf den Schultern und eine orientalisch aussehende Nymphe schnürt sich an einen Baum gestützt ihre japanischen Stelzschuhe an die Füße. Mehr als 6000 Manga- und Anime-Fans haben am Wochenende die siebte "Animuc" im Veranstaltungsforum Fürstenfeld besucht, wie jedes Mal eine leichte Steigerung zum Vorjahr. Und wie jedes Jahr waren es weniger die Programmpunkte der Messe als die verkleideten Besucher, die sich Cosplayer nennen, die das Zusammenkommen im Klosterareal zu einem Magnet für Schaulustige machen.

Hatte man in den vergangenen Jahren oft Mitleid mit denjenigen, die bei nasskaltem Wetter in knappen Kostümen zitterten, litten dieses Mal die Ganzkörperkostümierten im Sonnenschein. Damit Andreas in seinem Anzug nicht schwitzt, trägt er Motorradfunktionsunterwäsche. Der 28-Jährige, der mit seiner Freundin aus Nürnberg angereist ist, mimt War Machine aus "Iron Man 3". Etwa 700 Arbeitsstunden und mehrere Servomotoren für die Effekte stecken in dem rund 20 Kilo schweren Hartschaum-Kampfanzug, der optisch an einen Roboter erinnert.

Auch der 26-jährige Schweizer Jan hat seine Probleme mit der Sonne: Normalerweise würde der Tank seiner selbstgebauten 1,60 Meter langen Kanone leuchten, aber im hellen Sonnenlicht sieht man das nicht. Allein die Planung des Waffenaccessoires dauerte eineinhalb Monate, die Herstellung hat ihn weitere sechs Monate gekostet. An Gino von der Security würde Jan beim Waffencheck damit nicht vorbeikommen. Denn der kassiert vor dem Betreten der Messe-Innenräume zu sperriges Kostümzubehör. Auch ein überdimensionales Blatt aus Zeltmaterial gehört dazu. Dieses ist Teil von Lucias Raupenkostüm. "Ob es regnet oder die Sonne scheint, als Schirm passt es perfekt" sagt die 32-Jährige aus Würzburg. Und noch einen Vorteil sieht sie in dem Blatt: Wenn Lucia in vier Monaten ihr Baby bekommt, hat das gleich ein Himmelbett.

Auf dem Außengelände posieren die meisten Cosplayer für Fotos, andere picknicken im Gras, während überdimensionale Killerhasen und schwingende Reifröcke an ihnen vorbeiziehen. Elisabeth und Chantal schlendern Arm in Arm über den Hof. Nach einer langen Internetfreundschaft haben sich die beiden zur Animuc zum ersten Mal im echten Leben getroffen. Weil Chantal Italienerin und extra aus Mailand nach Fürstenfeldbruck gekommen ist, haben sich die beiden als die Italien-Personifikationen im Rokoko-Stil aus der Anime-Serie "Hetalia" verkleidet. Weniger entspannt wirkt der Rundgang von Kim und Anna. Auf zwölf Zentimeter hohen bonbonrosa Plateaustiefeln stelzt Kim umher, mit einer Hand hat sie sich bei ihrer Freundin untergehakt, die andere hält ihre mit Bauschaum aufgebauschten Perückenzöpfe. Kein Wunder, dass man Kim am nächsten Tag in flacheren Schuhen antrifft.

Im Händlermarkt im Erdgeschoss der Tenne kann man sich unter anderem mit klingelnden Kätzchenohren eindecken, im ersten Stock steht Naraku mit ihren Freundinnen Schlange, um ausgediente Fan-Utensilien beim "Bring & Buy" zu verkaufen. Naraku hat bereits 150 Kostüme für sich selbst, viele weitere für andere Cosplayer geschneidert. Dieses Mal ist sie Prinz Adam aus "Die Schöne und das Biest". "Weil jede Convention einen Disney-Prinzen braucht", sagt sie. Vielleicht ist ja irgendwo auf dem Gelände auch der passende Prinz, der Arielle beim Tragen ihrer Flosse hilft.

© SZ vom 13.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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