Fürstenfeldbruck:Klinikärzte wollen streiken

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Die Mediziner an kommunalen Krankenhäusern fordern Gehaltserhöhungen und Verbesserungen für den Bereitschaftsdienst. Die Notfallversorgung soll gesichert sein, geplante Operationen werden aber verschoben

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Am Klinikum Fürstenfeldbruck wird am Mittwoch gestreikt. An diesem Tag sind die Ärztinnen und Ärzte der kommunalen Krankenhäuser in Deutschland aufgefordert, die Arbeit niederzulegen. Mit diesem Warnstreik möchte der Vertreter der Ärzteschaft, der Marburger Bund, Städte, Gemeinden und Landkreise auffordern, über Gehaltserhöhungen und Verbesserungen für den Bereitschaftsdienst zu verhandeln. Die Notfallversorgung an der Brucker Klinik ist nach den Worten von Holger Geißler aber den ganzen Tag über gesichert.

Geißler, Kreisvorsitzender des Marburger Bundes und Chirurg am Klinikum, sagte, dass sich mindestens 15 Ärzte des Krankenhauses an dem Warnstreik beteiligen würden: "Die Bereitschaft ist überraschend gut." Statt zur Arbeit zu erscheinen, fahren sie zur zentralen Kundgebung nach Frankfurt am Main. Dort treffen sich Mediziner aus der ganzen Republik um 13 Uhr am Römerberg, um ihre Forderungen für einen neuen Tarifvertrag deutlich zu machen. Vor allem geht es laut Geißler um zwei freie Wochenenden pro Monat. Bislang arbeiteten viele Krankenhausärzte an drei Wochenenden im Monat. Auch die Gestaltung der Dienstpläne und die Erfassung der Arbeitszeiten sind Themen. Zudem fordern die Ärzte eine Gehaltserhöhung von fünf Prozent. Auf diese Forderungen seien die Arbeitgeber, also Kommunen und Landkreise, bislang nur unzureichend eingegangen, sagte Geißler. Deshalb streikten die Ärzte nun, obwohl sie dies nur ungern täten, weil sie ihre Aufgabe darin sehen zu helfen.

Trotz Streik wird aber in Fürstenfeldbruck, wie auch anderswo, die Notfallversorgung aufrecht erhalten. Notfälle werden laut Geißler behandelt. Ausfallen werden am Mittwoch hingegen planbare Untersuchungen und Operationen. Diese werden verschoben oder wurden in Einzelfällen bereits vorgezogen. Von dem eintägigen Warnstreik betroffen sind ausschließlich kommunale Krankenhäuser wie die Kreisklinik, deren Träger der Landkreis ist. Universitätskliniken oder solche in privater Trägerschaft sind von der Arbeitsniederlegung am Mittwoch nicht betroffen. Deren ärztliches Personal hat andere Tarifverträge. Ebenfalls vom Streik nicht betroffen ist das Pflegepersonal in den kommunalen Kliniken.

Die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für Ärzte in Krankenhäusern sollen laut Geißler auch dazu dienen, den Beruf des Klinikarztes wieder attraktiver zu machen. Für freie Stellen fänden sich immer weniger Bewerber, sagte der Kreisvorsitzende des Marburger Bundes. Wegen der hohen zeitlichen Belastung und der geringen Planbarkeit von Freizeit überrascht ihn dies auch nicht. Eben deshalb will die Ärzte-Gewerkschaft in diesen Bereichen Verbesserungen erzielen. Nach Aussage von Geißler arbeiten an den kommunalen Krankenhäusern in Deutschland etwa 55 000 Ärztinnen und Ärzte. Der Fürstenfeldbrucker Chirurg hofft, dass ein nennenswerter Anteil von ihnen zur Kundgebung in Frankfurt erscheint. Sollten die Arbeitgeber auch nach dem Mittwoch kein besseres Angebot vorlegen als bislang, dann werden die Ärzte möglicherweise richtig streiken. Eine Umfrage dazu unter Ärzten wird bereits vorbereitet.

© SZ vom 09.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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