Fürstenfeldbruck:Klimaschutz mit neuen Gesichtern

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Gottfried Obermair, Ramona Weiß und Max Keil werden an die Spitze des Vereins Ziel 21 gewählt

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Klimawendeverein "Zentrum Innovative Energien im Landkreis" (Ziel 21) will unter neuer Führung durchstarten. Das hat der neue Vorsitzende Gottfried Obermair am Donnerstag und damit zwei Tage nach der einstimmig erfolgten Neuwahl deutlich gemacht. "Wir wollen Ziel 21 wieder zu einer echten Marke machen", sagt der 57-Jährige aus Germerswang, der den Verein und seine Ziele in der Öffentlichkeit noch bekannter machen und eindringlich fürs Energiesparen werben will. Obermair ist auf politischer und gesellschaftlicher Ebene im Landkreis bekannt: Für die Freien Wähler sitzt der Kommandant der örtlichen Feuerwehr im Kreisrat und im Maisacher Gemeinderat. Er ist Vorsitzender des Landesarbeitskreises Energie der Freien Wähler Bayern und Fachreferent für Energie und Öffentlichkeitsarbeit im Bayerischer Landtag.

Unterstützt wird Obermair von der 27 Jahre alten Puchheimer CSU-Stadträtin Ramona Weiß, die sich in ihrer jüngst abgeschlossenen Masterarbeit dem Thema Bioabfallverwertung im Landkreis Fürstenfeldbruck gewidmet hat und sich vor allem um die Schulen und den Auftritt in den neuen Medien kümmern soll. Gleichberechtigt zur Seite steht ihr der Puchheimer UBV-Stadtrat Max Keil, der zudem Referent für Umwelt und Energie im Kreistag ist. Der 62 Jahre alte Landwirtschaftsmeister und ehemalige Chef des Brucker Schlachthofs soll sich vor allem um die Vernetzung mit den Umweltorganisationen und Agendagruppen im Landkreis kümmern. Komplettiert wird das erweiterte Ziel-21-Führungsteam durch den Agrarwissenschaftler und Solarspezialisten Martin Handke, der die technischen Entwicklungen im Auge behalten sowie Förderprogramme erschließen soll, sowie die Assistentin Reina Käsche. Ziel 21 arbeitet über Parteigrenzen hinweg auf die Umsetzung der im Jahr 2000 beschlossenen Energieresolution hin. Bis 2030 soll der Energieverbrauch im Vergleich zu 2010 um die Hälfte reduziert und der verbleibende Energiebedarf sodann mit Erneuerbaren gedeckt werden.

Der abgelöste und neue Vorstand (von links): Martin Handke, Alexa Zierl, Wolfgang Frey, Max Keil, Ramona Weiß und Gottfried Obermair. (Foto: Johannes Simon)

Bereits im vergangenen Jahr hatten die bisherigen Vorsitzenden Alexa Zierl und ihr Vize Wolfgang Frey aus Gründen der Arbeitsbelastung ihren Rückzug von der Spitze des Vereins angekündigt. Vier Jahre zuvor hatte es noch erheblichen Knatsch gegeben: Die damaligen Vorsitzenden Birgit Baindl und Hans Aigner waren aus Protest gegen Ausrichtung und Zukunftsstrategie des Vereins zurückgetreten. Zierl und Frey stellten sich auf Initiative von Keil damals kurzfristig für diese Ämter zur Verfügung. Diesmal also erfolgt die Wachablösung ohne Misstöne. Das bestätigen auch Insider wie der Mammendorfer Windkraftexperte Werner Zauser. Man setze große Hoffnungen in das neue Führungsteam. Auch Zierl freut sich, dass es gelungen ist, motivierte neue Kräfte zu finden. Mittlerweile hat sich Ziel 21 stärker vom Landkreis gelöst. Dieser finanziert keine Teilzeitstelle mehr, sondern gewährt einen festen Zuschuss: im laufenden Jahr 105 000 Euro. Finanziert werden mit dem Geld Büro, Messeauftritte, Veranstaltungen, vor allem aber Personal. Der Vorsitzende erhält 16 Wochenstunden (bisher waren es 25), seine beiden Stellvertreter jeweils fünf Wochenstunden vergütet. Die restliche Zeit für Ziel 21 erfolgt ehrenamtlich. Um mehr Zeit für den Klimaschutz zu haben, gibt Obermair nach eigenen Worten freiberufliche Lehrtätigkeiten auf. Eine zweite Finanzquelle soll weiter erschlossen werden: Betriebe, die bestimmte Anforderungen im Bereich Klimaschutz erfüllen, können als spendende Fördermitglieder beitreten. Im Gegenzug dürfen sie dann mit dem Ziel-21-Logo werben. Institutionalisierte Mitglieder sind Landkreis, Sparkasse, Brucker Land, Brucker Stadtwerke, Energie Südbayern, Strom Germering, Bayerischer Gemeindetag und Bund der Selbständigen, Beitrittskandidat ist die Volksbank.

Gottfried Obermair dankte Zierl und Frey dafür, dass sie eine sehr gute Basis für die weitere Arbeit von Ziel 21 gelegt hätten. Die Brucker Grünen-Stadträtin will sich ebenso wie Wolfgang Frey weiter in dem Verein engagieren, dann aber in zweiter Reihe. Zu den Meilensteinen der zurückliegenden vier Jahre zählt sie die Etablierung der Energiewende-Türöffnertage, die Anstellung einer Klimamanagerin durch den Landkreis, Anstöße für Aktionen wie Stadtradeln oder die Elektromobil-Rallye Eruda und das Engagement für den Bau von Windrädern und Solaranlagen. Trotz der teils kontraproduktiven Politik auf Bundesebene seien Städte und Gemeinden im Landkreis gewillt, die Klimaziele umzusetzen. Die promovierte Elektrotechnikerin lobte ausdrücklich Landrat Thomas Karmasin (CSU) für dessen Unterstützung. Sie glaubt fest daran, dass der Landkreis seine Ziele erreicht - und das auch nach dem Gegenwind durch die 10H-Regelung bei der Windkraft. Ziel 21 empfiehlt Zierl, nun voll auf die Fotovoltaik zu setzen. "Das ist unsere Technologie, allein mit Dachanlagen gibt es genügend Potenzial, um den gesamten Strombedarf im Landkreis zu decken."

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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