Fürstenfeldbruck:Kleine Schätze, kraftvolle Figuren

Lesezeit: 2 min

Eindrucksvolle Ausstellung der drei Kunstpreisträger des Landkreises

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Drei sowohl in ihrem Stil als auch in ihren Materialien ganz unterschiedliche Künstler hat der Landkreis im vergangenen Jahr mit seinem Kunstpreis ausgezeichnet: Christine Kellerer, Attai Chen (beide jeweils mit dem Hauptpreis) und Tamy Alessandra Plank (Förderpreis). Nun ist ihnen eine komplette Ausstellung im Haus 10 auf dem Klostergelände gewidmet. Und die zeigt noch einmal wie gut und wirklich außergewöhnlich die Wahl dieser Preisträger ist.

In mehreren Vitrinen zeigt Attai Chen einige seiner filigranen Schmuckobjekte, für die er international gefragt ist. Nicht nur in Galerien in den Niederlanden, Israel und China ist er damit zu sehen, auch im New Yorker Metropolitan Museum of Art waren sie schon ausgestellt. Das interessanteste Objekt ist dabei wohl eine große Motte, die Chen präpariert und dann zum Kampfjet gestaltet hat, mit aufgemaltem Cockpit, Flügeln, angeklebten Plastikraketen und sogar einem Fahrwerk. Das alles ist so realistisch und auch detailliert gelungen, obwohl das Objekt ja nur wenige Zentimeter groß ist, dass der Betrachter nur staunen kann. Ebenso filigran ist der daneben gezeigte Schädel eines kleinen Säugetiers, den der Künstler teilweise vergoldet hat und der wie ein antikes Kultobjekt wirkt.

Aber Chen zeigt nicht nur einige dieser außergewöhnlichen Schmuckobjekte, sondern auch die Werke, für die er den Kunstpreis gewonnen hat: seine "Compounding Fractions" - zusammengesetzte Fragmente also. Dafür fügt er unzählige kleine Teile zusammen, die wie organisch aus der Wand zu wachsen scheinen. Mit bunten Farben gibt er den schwarzen Objekten eine Struktur, die vielfältige Assoziationen wecken können.

Einen wunderbaren Kontrast dazu bilden die brachialen Holzskulpturen von Christine Keller. Mit der Kettensäge aus massiven Holzstämmen gearbeitet, haben sie eine unglaubliche Kraft und zugleich eine emotionale, teilweise hoch leidenschaftliche Ausstrahlung. Besonders zur Geltung kommt diese bei einem Liebespaar, das komplett ineinander verschlungen ist. Er steht hinter ihr, den Kopf auf ihren Hals gepresst, mit der Hand fest ihre üppige Brust umschließend. Durch die Arbeit mit der Kettensäge gibt es keine Rundungen, dafür aber klare Kanten und Strukturen, die der ganzen Skulptur etwas sehr Archaisches verleihen. Nicht weniger eindrucksvoll sind auch die anderen Figuren, einmal drei Umarmende, eine Frau im weißen Kleid und zwei Frauenakte.

Im Raum zwischen den Werken von Chen und Kellerer hängen die Aquarelle der Förderpreisträgerin Tamy Alesandra Plank. Mehrere Dutzend, allesamt in den Jahren 2017 und 2018 entstanden. Durchgehend in weichen Pastellfarben gehalten, zeigen sie kleine Szenen, Objekte, Abstraktes. Sie wirken wie Traumbilder oder festgehaltene Gedanken. Mal ist da ein weißer Plastiktisch zu sehen, mal etwas das eine Gebirgs- oder Hügellandschaft sein könnte, in rot gehalten und mit kleinen Blumen bewachsen, dann eine Form die an eine Wintermütze erinnert neben einem gelb-schwarzen Muster, das eine Jalousie sein könnte. Die nicht immer klar erkennbare Thematik, die Reduziertheit und die weichen Farben eröffnen viel Raum für eigene Interpretationen und geben dabei möglicherweise einen kleinen Einblick in die Gedankenwelt der jungen Künstlerin.

Und so gehört diese Ausstellung absolut zu den Höhepunkten im Bereich der Bildenden Kunst, die in diesem Jahr im Landkreis geboten waren. Weil sie drei besondere Künstler zusammenbringt und dem Besucher so Werke präsentiert und näher bringt, die es in dieser Qualität sonst nur selten auf einmal im Landkreis zu sehen gibt.

Preisträgerausstellung des Landkreises Fürstenfeldbruck, Haus 10 Kloster Fürstenfeld, zu sehen bis Sonntag, 25. November, jeweils freitags von 16 bis 18 und samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr

© SZ vom 10.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: