Fürstenfeldbruck:Klassik zum Anfassen

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Zum Karneval der Tiere spielen die Musikerinnen von "Salut Salon" im Fürstenfeldbrucker Stadtsaal auf. (Foto: Günther Reger)

Viel bejubeltes Gastspiel des Ensembles "Salut Salon" im Stadtsaal

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Das Anforderungsprofil in einer Stellenanzeige bei Salut Salon könnte folgendermaßen lauten: Gesucht wird eine hoch talentierte Musikerin mit instrumentalem Vollstudium an einer Musikhochschule, Ausbildung in Gesang, Tanz und Arrangiertechniken, mit ausgezeichnetem Gedächtnis und ausgeprägtem Teamgeist sowie viel Humor. Es scheint angesichts dieser multiplen Voraussetzungen fraglich, ob sich die passende Künstlerin auf diesem Weg finden lassen würde. Am Freitag gastierte Salut Salon mit Meta Hüper und Angelika Bachmann (Violine), Sonja Lena Schmid (Violoncello) und Olga Shkrygunova (Klavier) im Stadtsaal. Die Zuschauerreihen waren für das zweistündige Programm "Ein Karneval der Tiere und andere Phantasien" mit Musikfreunden jeden Alters dicht besetzt.

Das Licht auf der Bühne wechselte in den zarten Gazevorhängen mit jedem Stück, und mindestens so viele Varianten kannte auch die Musik. Es gab zwar ein ausgedrucktes Programm, doch waren die einzelnen Nummern oft nicht streng getrennt, sondern gingen nahtlos ineinander über. Bei vielen Stücken profitierten die Musikerinnen davon, dass die Zuhörer sie sehr gut kannten. So reichten oft einzelne Motive, um das Tier aus Camille Saint-Saëns' "Karneval der Tiere" zu erraten. Mit derartigen Earcatchern arbeitete Salut Salon zum großen Vergnügen des Publikums sehr gerne: Daraus entstand Klassik zum Anfassen für Jedermann.

Zu den Stärken von Salut Salon gehört es auch, eine Sache weiter oder um die Ecke zu denken: Der Song "Ich wollt, ich wär' ein Huhn" von den Comedian Harmonists ist ein wunderbarer Evergreen und verfehlte auch hier durch den treffsicheren Gesang seine Wirkung nicht. Wenn sich das Dasein der Hennen dadurch auszeichnet, dass man am Tag nur ein Ei legen muss, dann ist die logische Fortsetzung die, dass es ein Hahn noch viel besser hat, weil er gar kein Ei legt. Damit hatte das Ensemble zu Ende des ersten Teils die Lacher auf seiner Seite.

Dramaturgisch war die erste Programmhälfte mit so viel Drive inszeniert, dass die Besucher wie in einer Achterbahn mitgerissen wurden von der kraftvollen Musik, die um Bewegungs- und Tanzelemente ergänzt wurde. Da die Musikerinnen ausschließlich auswendig musizierten, ergab sich nicht nur ein durch Blickkontakt perfektioniertes Zusammenspiel, sondern auch eine nicht mehr zu steigernde Unmittelbarkeit der Darbietung. Das konnte nur möglich werden durch die höchst professionelle Beherrschung der Instrumente, so dass es keine Abstriche an der klanglichen Realisierung der Musik gab. Vielleicht unumgänglich war, dass die durchgestylte Performance bei aller Musikalität zu einer Nivellierung der tonlichen Qualität im Detail führte. Dieses Defizit mag aber auch bewusst in Kauf genommen worden sein. Mit der gut austarierten Verstärkung wurde nicht nur die Lautstärke auf ein dem Saal und den Zuhörern angemessenes Niveau angehoben. Angelehnt an klangliche Vorbilder der Pop- und Rockmusik stellte sich mitunter ein punktgenau harter Ton ein.

In der zweiten Konzerthälfte bereicherten allerlei zusätzliche Instrumente, wie zum Beispiel eine singende Säge, die Musik. Das durchgehende Spannungsband jedoch erreichte nicht mehr die Höhe des ersten Teils. Die insgesamt nicht wirklich professionellen Moderationen gerieten nun teilweise etwas albern. Das Publikum jedoch nahm es gelassen und ließ sich von der offensichtlichen Musizierfreude der Musikerinnen trotzdem fesseln. Mit der Zugabe machten die Künstlerinnen das scheinbar Unmögliche möglich, indem sie ihre Instrumente höchst klangvoll so bedienten, wie es in jedem Unterricht verboten wäre.

© SZ vom 06.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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