Fürstenfeldbruck:Klangpracht

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Musikalisches Gedenken: Ennio Cominetti (links) und Bernhard Peschl. (Foto: Günther Reger)

Gedenkmatinee für Roland Muhr

Von KLAUS MOHR, Fürstenfeldbruck

Was bleibt von einem Musiker, wenn er nicht mehr auf dieser Welt ist? Bei Komponisten deren Werke, bei Instrumentalisten oder Sängern Aufnahmen, die sie gemacht haben. Bei der Gedenkmatinee anlässlich des 70. Geburtstags von Roland Muhr, der mehr als 40 Jahre Kirchenmusiker in Sankt Magdalena und in der Klosterkirche Fürstenfeld war, wurde noch eine andere Facette offenbar: Zahlreiche Freunde und musikalische Weggefährten musizierten in der voll besetzten Klosterkirche und gaben damit ein Zeugnis ihrer musikalischen Interpretationskunst, die sie sich im Zusammenspiel mit und in der Orientierung an Roland Muhr erarbeitet haben. An der Stelle vor dem Altar, wo vor knapp drei Jahren anlässlich des Requiems für Muhr in der Klosterkirche die Urne mit seiner Asche platziert war, stand diesmal eine farbenfrohe Blumenschale. Auch auf diese Weise wurde deutlich, wie präsent der Organist bei den Musikfreunden ist.

Im Zentrum der Matinee stand die historische Fux-Orgel, die für Roland Muhr quasi eine Liebe auf den ersten Blick gewesen und im Laufe der Jahre fast zu einer zweiten Identität geworden war. An diesem Instrument musizierte Ennio Cominetti, der sich als Muhr-Freund bezeichnet. Das Eröffnungsstück, die "Sonata per organo a guisa di banda militare che suona una marciaa" von Giuseppe Gherardeschi entsprach dabei ganz dem in den letzten Dienstjahren von Muhr liebevoll gepflegten Genre: Der punktierte Rhythmus greift ein wesentliches Merkmal des Marsches auf und fügt ihn in ein klangvolles Gewand ein. Muhr hatte auch die Royal Suite von Henry Purcell für die Besetzung Trompete und Orgel bearbeitet und mit seinem langjährigen Trompetenpartner Gerd Zapf für eine Schallplatte aufgenommen. In der Matinee spürten der Trompeter Bernhard Peschl und Ennio Cominetti an der Fux-Orgel dem Vorbild nach und setzten auf festliche Klangpracht in der Ouvertüre ebenso wie auf warme Orgelregister, etwa in der Hornpipe.

In unzähligen Gottesdiensten und Kirchenkonzerten war der Bariton Rudolf Hillebrand Muhrs Partner. Mit dem Benedictus aus einer Messe in F-Dur des letzten Chorregenten des Klosters Fürstenfeld, Pater Benedictus Pittrich, spannte Hillebrand, an der Marienorgel von Anton Ludwig Pfell unterstützt, den Bogen in die Klostergeschichte. Auch die Sopranistin Susanne Winter gehörte zu den häufigen Gästen in den Konzerten Muhrs. Die Arie "Where'er You Walk" aus dem Händel-Oratorium "Semele" hatte sie auch im Hinblick auf den Text ausgewählt. Mit kraftvoller Stimme erfüllte sie mit dieser Arie, von Pfell begleitet, den Kirchenraum.

Nicht im Programm vermerkt war die vielleicht wichtigste musikalische Partnerin von Roland Muhr, nämlich seine Tochter, die Flötistin Alexandra Muhr. Sie war von den Stufen des Hochaltares mit Claude Debussys Stück "Syrinx" für Flöte solo zu hören. Ihr schwereloser Ton verteilte sich wunderbar im Raum und traf sich auf optischer Ebene mit den Sonnenstrahlen, die durch die Fenster fielen. In der Kombination von Licht und Musik entstand so eine Art impressionistische Unendlichkeit. Auch die Zugabe hatte symbolische Bedeutung: In vielen Silvesterkonzerten bildete der Choral "Jesu bleibet meine Freude" in der Instrumentalversion für Trompete und Orgel die letzte Zugabe. Die christliche Zuversicht für das neue Jahr richtete sich am Ende dieser Matinee auf eine Begegnung nach dem Tod.

© SZ vom 30.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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