Musik:Klangliche Bildung

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In dieser Woche startet auch an den Musikschulen das neue Unterrichtsjahr. Die Anmeldungszahlen sind dabei konstant und auch die Wahl der Instrumente ändert sich kaum - nur ein alt eingesessenes Klangwerkzeug verliert an Beliebtheit

Von Henning Vetter, Fürstenfeldbruck

"Und der eeeewige Kreis" tönt es an den Wochenenden durch die Boxen so ziemlich jeder Karaokebar. Dass der Welthit aus dem Film "Der König der Löwen" auch in deutscher Sprache zu hören ist, das ist Jocelyn B. Smith zu verdanken. Sie ist, unter anderem, Synchronsängerin. Das ist jene Berufsgruppe, die Titelmelodien von Walt-Disney in der jeweiligen Landessprache interpretiert oder in einem Werbespot dem Gemüse eine Stimme verleiht, wenn es sich anzupreisen gedenke, führt Thomas Braun aus. Seit 2002 ist er Schulleiter und Geschäftsführer der Musikschule Dreiklang. Die hat unter anderm einen Sitz in Olching. Dort können die Schüler das Synchronsingen lernen.

Neben dieser besonderen Kunst können natürlich ebenso "herkömmliche" Instrumente erlernt werden: Gitarre, Klavier, Saxofon, Cello, Geige, Trompete. Der Musikunterricht ist keinesfalls auf Kinder und Jugendliche beschränkt. Die Dreiklang-Musikschule wendet sich mit ihrem Angebot auch an Erwachsene, Senioren sowie Behinderte. Für letztere gibt es ein Instrument, welches sich zunehmend hoher Beliebtzeit erfreut: die Veeh-Harfe. Deren Aufbau und die Spielweise machen es sehr einfach für den Musiker, schnell eine Melodie zu lernen. Was die Anzahl der Schüler angeht, so liegt diese bei Dreiklang bei ungefähr 580 und das ziemlich konstant. Neuanmeldungen und Abgänge hielten sich die Waage, freut sich Braun über die stetige Nachfrage.

Das Musikstudio Fürstenfeldbruck ist da mit 132 Schülern wesentlich kleiner. Dieses Jahr habe es elf Neuanmeldungen gegeben, sagt Gregor Kobron. Welches Instrument ausgewählt wird, dass entscheide sich neben den ästhetischen Interessen an ganz pragmatischen Kriterien, erklärt er. Die finanzielle Situation - eine Gitarre ist wesentlich günstiger als ein Klavier - sowie die Übe-Möglichkeiten - nicht jeder kann daheim Geige oder Schlagzeug spielen - sind ausschlaggebend. Um die ganz jungen Schüler zu gewinnen, gibt es ab Oktober den Kurs "Kleinkinder und Kindermusik". Dieser richtet sich an den Nachwuchs im Alter von 0 bis 36 Monaten.

Warum es so wichtig ist, ein Instrument zu erlernen, weiß Frederik Groß von der Modern Music School Fürstenfeldbruck. Es ist ein Ausgleich zur Schule, gutes Training für das Gehirn und die Motorik, außerdem fördert es die Kreativität. Seine Schule hat sich auf Rock und Pop spezialisiert. Damit die jungen Musiker ihr Können auch auf der Bühne zeigen können, organisiert die Schule ihnen Gigs und veranstaltet Schülerkonzerte. Man müsse sich als private Musikschule etwas einfallen lassen, denn man habe gegenüber einer staatlichen Musikschule einen schweren Stand, erläutert Gregor Kobro.

Die Kreismusikschule Fürstenfeldbruck ist mit 3200 Schülern die größte im Landkreis. Sie hat verschiedene Zweigstellen und wird staatlich gefördert. Von den 209 000 Euro, die jährlich an drei Musikschulen verteilt werden, bekommt sie 174 500 Euro. Das sind umgerechnet 83,5 Prozent. Die Gelder werden entsprechend der Schülerzahl verteilt. "Die Gemeinden bemühen sich sehr", sagt Angelika Lutz-Fischer und freut sich über den "enormen Konsens", mit dem man zusammenarbeite. So kann die Musikschule ihren Lehrern Festanstellungen anbieten. Dennoch gibt es viel Fluktuation. Man müsse viele neue Kollegen einarbeiten, erklärt Lutz-Fischer, die am Ende des Jahres aufhören wird. Auch an der Kreismusikschule sind die beliebtesten Instrumente Gitarre, Klavier und Saxofon. Es gibt allerdings auch Trends zu erkennen: Zu Beispiel gingen die Anmeldungen für Blockflöte zurück, was Lutz-Fischer darauf zurück zuführt, dass sich mittlerweile eine eigene Industrie für Kinderinstrumente entwickelt hat. Diese liefen nun der Blockflöte als Einsteigerinstrument den Rang ab.

Darüber wird nicht jeder traurig sein, viele Eltern stehen der geschnitzten Inkarnation frühmusikalischer Erziehung ohnehin zwiegespalten gegenüber. Außerdem unterliegt wohl kaum eine Kunst so sehr der ständigen Erneuerung wie die Musik - der ewige Kreis eben.

© SZ vom 17.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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