Fürstenfeldbruck:Kita im Park darf gebaut werden

Lesezeit: 2 min

Stadtrat befürwortet sechsgruppige Betreuungseinrichtung auf dem Grundstück der Kester-Haeusler-Stiftung, will bei Stellplätzen und Zufahrt aber noch nachjustieren. Grünen-Stadträtin Alexa Zierl wirbt vergeblich für einen Alternativstandort

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Das Kinderhaus im Kester-Haeusler-Park darf gebaut werden. Das hat der Stadtrat am Dienstag beschlossen. Dem Beschluss vorangegangen war eine sehr kontrovers geführte Debatte. Grünen-Stadträtin Alexa Zierl gelang es dabei nicht, eine Mehrheit für ihren Alternativvorschlag im Brucker Westen zu gewinnen. Im Zuge des weiteren Verfahrens soll nun noch versucht werden, die problematische Zufahrt zu der zweigeschossigen Einrichtung zu entschärfen. Bezugsfertig sein solldiese im März 2018.

Die Debatte stand vor allem unter dem Eindruck des großen Zeitdrucks bei der Unterbringung von Kleinkindern. Der für die Kita-Planung zuständige Michael Maurer hatte wiederholt davor gewarnt, von 2017 an könnten 72 Kindergarten- und 22 Krippenkinder unversorgt sein. Verschärft wird die Lage durch ein Urteil des Bundesgerichtshofs, das es Eltern erleichtert, Kommunen für Verdienstausfälle haftbar zu machen. Alexa Zierl legte, wie angekündigt, detaillierte Berechnungen auf Grundlage der im März veröffentlichten Fürstenfeldbrucker Demografiestudie vor. Grüne, ÖDP, FDP sowie Teile von SPD und BBV folgten ihrer Argumentation, der im Ostteil der Stadt gelegene Kester-Haeusler-Park sei kein optimaler Standort. Zierl zeigte, dass sich im Zentrum und im Osten der Stadt Betreuungseinrichtungen ballen, während es vor allem im Süden und Westen eine Unterversorgung gebe. Von Andreas Lohde (CSU) vorgebrachte Zweifel an der Belastbarkeit der "bunten Papiere" mit den Grafiken und Tabellen konnte Zierl weitgehend zerstreuen. Als Alternative nannte die Umweltreferentin ein 4000 Quadratmeter großes Grundstück an der Senserbergstraße im Brucker Westen, auf dem die Stadt bereits eine dreigruppige Kita plant. Weil ein Teil des Grundstücks aber der Kiener-Stiftung gehört und Verkaufsverhandlungen den Recherchen von Andreas Ströhle (Piraten) und Tommy Beer (BBV) zufolge noch nicht über ein erstes unverbindliches Gespräch hinausgekommen sind, ist es den meisten Stadträten schlicht zu riskant, auf das seit mehr als zwei Jahren geplante Projekt im Kester-Haeusler-Park zu verzichten. Gleichwohl soll eine Aufstockung des an der Senserbergstraße geplanten Kinderhauses auf bis zu sechs Gruppen geprüft werden - dies dann aber zusätzlich.

Dass Alternativgrundstücke bislang gar nicht ernsthaft geprüft worden seien, wirft unter anderem Ulrich Schmetz der Stadtverwaltung vor. Er sprach mit Blick auf die "scheibchenweise Bebauung" des Parks von einer "stadtplanerischen Sünde" und einer "frevelhaften Entscheidung". Wiederholt hatte der SPD-Politiker ins Feld geführt, die zunehmende Verwertung des Parks widerspreche dem Stiftungsgedanken. Dieser Sichtweise haben Stiftungsvorsitzender Volker Thieler und die Vorstandsbeauftragte Karin Wolfrum, die der Stadtratssitzung von der Zuschauertribüne aus folgten, immer wieder vehement widersprochen. Die Schwestern Haeusler hätten selbst immer wieder Grund verkauft, hätten ein eher distanziertes Verhältnis zur Stadtspitze gehabt und den Park auch nie öffentlich zugänglich machen wollen, wie dies von einigen Stadträten suggeriert worden sei. Karin Wolfrum erinnerte im Gespräch mit der SZ am Mittwoch zudem daran, dass Oberbürgermeister Klaus Pleil die Idee mit dem Kinderhaus an die Stiftung herangetragen habe und nicht umgekehrt.

Eine große Unwägbarkeit nach dem mit 22 zu 13 Stimmen gefassten Beschluss bleibt die Zufahrt über die Dachauer Straße, die Dieter Kreis (ÖDP) als "Murksplanung" geißelte. Fahrzeuge sollen durch ein drei Meter schmales Nadelöhr an dem ehemaligen Gästehaus der Stiftung vorbeigeführt werden, in dem zurzeit 24 Krippenkinder des Roten Kreuzes untergebracht sind. Anwohner des Karl-Trautmann-Wegs könnten gegen Zufahrt, Parkplatz sowie Wendebereich klagen, was den Bezugstermin 2018 gefährden würde. Planungsreferent Christian Stangl (Grüne) und Willi Dräxler (BBV) konnten sich nicht mit dem Vorschlag durchsetzen, die Kita auf ein Geschoss und von sechs auf vier Gruppen zu reduzieren, um damit den Bring- und Holverkehr zu entschärfen. Geprüft werden sollen noch alternative Kurzparkmöglichkeiten an der Dachauer Straße sowie die Erschließung von Norden.

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: